Gute Nachricht für Schultes Strobel kurz vor der Wahl am Sonntag - Pannen-Unterführung frei.

Murrhardt - Jubel, Trubel, Heiterkeit - all das gibt es an diesem Wochenende beim Marktplatzfest in Murrhardt. Ob Schultes Gerhard Strobel zum Ausklang am Sonntagabend strahlend mitschunkeln wird, ist allerdings offen: Denn an jenem Tag ist Schulteswahl - und für den Amtsinhaber könnte es angesichts zweier potenter Gegenkandidaten ziemlich eng werden. Immerhin kann Strobel noch rechtzeitig Punkte sammeln: Die umstrittene Bahnunterführung wird heute für den Verkehr freigegeben.

Als Strobel vor acht Jahren in Murrhardt antrat, da galt er eher als Außenseiter. Der promovierte Forstwissenschaftler, gebürtig in Ludwigshafen am Bodensee, agierte zuvor als Leiter des Hauses des Waldes in Stuttgart und war nicht eben als Verwaltungs- oder gar Politprofi bekannt. Doch überraschend überholte er im zweiten Wahlgang die eigentlich favorisierte Gudrun Wilhelm (FDP) aus Kirchberg an der Murr. Seitdem regiert der verheiratete Vater zweier Kinder in dem Städtchen am nordöstlichen Rand der Region Stuttgart eher zurückhaltend als lautstark. Freilich gibt es wirtschaftlich und finanziell so manche Probleme, etliche größere Arbeitgeber gingen pleite. Dennoch, im Allgemeinen fühlen sich die 14000 Einwohner wohl in dieser hügeligen Kommune, deren tiefster Punkt auf 279 und deren höchster bei 550 Meter über Normalnull liegt. "Diese sympathische Stadt ist das pulsierende Herz des Schwäbischen Waldes", heißt es in der Murrhardter Eigenwerbung.

Ein Spiegel für den Gegenverkehr

Strobel zumindest hatte das Gefühl, eigentlich anerkannt und wohlgelitten zu sein - auch im Gemeinderat. Umso überraschter, fast geschockt war der 51-Jährige dann, als er in diesem Spätwinter etliche Attacken vom Stadtparlament einstecken musste. Er bereite Themen mangelhaft vor, in den schriftlichen Stellungnahmen der Verwaltung seien zu viele Lücken drin, so hießen die Vorwürfe insbesondere aus dem bürgerlichen Lager von CDU und Freien Wählern. Strobel reagierte verschnupft, ihm würden "samt und sonders Marginalien" unter die Nase gerieben.

Freilich hatte es immer wieder Vorfälle gegeben, die den Schultes nicht eben in bestem Licht erscheinen ließen - wobei er als Verwaltungschef gelegentlich den Kopf für Sachen hinhalten musste, an denen er selbst gar nicht beteiligt war. Bestes Beispiel ist die neue Bahnunterführung Maienweg: Erst vor kurzem stellte sich heraus, dass entgegen bisheriger Annahme zwei Autos kaum aneinander vorbeikämen - selbst das ZDF-Magazin "Wiso" sprang auf das Aufregerthema an. Am Freitag konnte Strobel bei dieser "mittlerweile bundesweit bekannten Bahnunterführung" den Durchbruch verkünden: Die Straße wird an diesem Samstag für den Begegnungsverkehr freigegeben, es gilt eine Vorfahrtsregelung, in der Mitte wird ein Spiegel angebracht, um den Gegenverkehr frühzeitig zu erkennen.

"Ich klebe an keinem Sessel"

Auch dass beim Bau des neuen Ärztehauses im Untergrund völlig überraschend ein römisches Bad auftauchte, kreideten die Kritiker dem Bürgermeister an. Der wirbelt freilich seitdem umso mehr. So ließ er sich zum neuen Vorsitzenden des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald wählen, griff beim Brückenbau zur Wiedereröffnung der Hörschbachschlucht selbst zu Hammer und Bohrer - Foto in der Lokalpresse inklusive. Alles klare Botschaften, dass er nicht vorzeitig aufgibt. "Ich klebe an keinem Sessel", verkündete er bereits Anfang Februar, "aber ich lasse mich auch nicht ins Bockshorn jagen, ich gebe nicht auf."

Am ehesten vom Schultesthron geschubst werden könnte der parteilose Strobel von Armin Mößner. Der ledige Diplomverwaltungswirt ist Kämmerer in der Nachbargemeinde Oppenweiler und lebt in Urbach im Remstal. In den Vorstellungsrunden in der Stadthalle machte der CDU-Mann eine passable Figur. Ein Nachteil könnte allerdings sein, dass er mit seinen gerade mal 27 Jahren erst wenig Erfahrung vorweisen kann. Dritter im Bewerberbunde ist der 57-jährige Software-Entwickler Hans-Joachim Rosenthal aus Murrhardt. Dem parteilosen Vater zweier Kinder werden allerdings geringere Chancen eingeräumt. Es bleibt also spannend, wen die Murrhardter Stadtkapelle am Sonntagabend mit einem Tusch als Rathauschef beglückwünschen kann.