Verschwenderisch bunt und dicht bewachsen war der preisgekrönte Mundelfinger Garten schon im Jahr 2020 Foto: Wursthorn/Friedrich

Zugegeben, ein kleiner Standortvorteil war schon da. Als Carsten Leo Gebhardt und Christa Friedrich 2005 in Mundelfingen bauten, zirkelten sie das Eigenheim für Eltern und vier Kinder in einen bestehenden Obstgarten.

Hüfingen-Mundelfingen - Christa Friedrich aus Mundelfingen hat 2020 beim Naturgartenwettbewerb des Gemeindeverwaltungsverbands den Preis für den schönsten Hüfinger Garten gewonnen. "Die Bäume blieben fast alle erhalten", erzählt Christa Friedrich, eine Hobbygärtnerin, die einen bemerkenswerten Garten ihr eigen nennt. Ein Lebensraum rund um das Haus, kreatives Tätigkeitsfeld auf etwa 1000 Quadratmetern, "Planwirtschaftszone", Erholungsrefugium und natürlich Speisekammer.

Ohne Garten könne sie nicht sein, sagt die Frau, die aus der Landwirtschaft stammt, und sich nicht vorstellen könnte, untätig zu sein. "Ich möchte etwas wachsen sehen und begleiten", sagt sie. Die eigene Schaffenskraft in Energie umsetzen. Einen Garten zu gestalten und entwickeln war schon immer ihr Traum. Da wundert es kaum, dass ihr Gemüsegarten am künftigen Bauplatz angelegt war, als die Familie noch in Miete wohnte.

Ganz generell gilt: "Ein Garten ist ja nie fertig." Das gilt für die jahreszeitlich bedingten Wiederholungen wie für Experimente. Und es gilt für Konstanten im Garten. Die Bäume etwa, von denen sich Äpfel, Zwetschgen, Nüsse und Mirabellen pflücken lassen. Aber auch der Sandhaufen unterm Apfelbaum. Angelegt wurde er, als der jüngste der drei Söhne drei Jahre alt war. Ihn abzubauen lohnt jetzt nicht mehr. Denn die beiden sechs und acht Monate alten Enkelkinder dürften diese Spielzone bald ebenso entdecken wie später Trampolin und Schaukeln.

Letztere stehen vor der Hecke und diese macht im Frühjahr Arbeit. Dürre Äste aus der Hecke schneiden und diese stutzen, den Kompost umschaufeln und den Teich säubern sind klassische Frühjahrstätigkeiten. In bedingter Arbeitsteilung. Er kümmert sich um die Hecke, sie hat die Regie über Blumenbeete und Gemüsegarten.

Jetzt, Mitte Mai, wirken die einzelnen Sträucher wie Einzelpflanzen. Kaum vorstellbar, dass die Gewächse im Sommer die Grenze zum Nachbarn komplett blickdicht machen und in Richtung Terrasse wachsen. Dabei ist die Hecke kein Standardeinerlei, sondern aus ausgesuchten Sorten kombiniert. "Ich wollte eben keine Tuja", sagt die Gärtnerin und zeigt auf eine Tabelle.

Sie führt die zur Hecke gefügten Pflanzen samt Eigenschaften auf. Eine Gedächtnisstütze, aber auch ein Instrument, um sich der Einzelsträucher optimal annehmen zu können.

"Ich plane gerne", sagt Friedrich. Der Spaß am Garten lebt vom Probieren. Nicht nur in jener Form des Glücks, die da heißt, sich in der Erntezeit hier und da Beeren, Tomaten, oder Äpfel in den Mund zu stecken. Nein, Probieren heißt hier Ausprobieren. Denn der Garten soll nicht jedes Jahr gleich aussehen. Christa Friedrich liest viel über neue Ideen, bestellt per Katalog gerne alte Sorten, oder bringt abwechslungsreiches Gemüse in den Boden und später auf den Tisch.

Süßkartoffeln und grüner Spargel

Quinoa aus den Anden hat sie schon ausprobiert, Süßkartoffeln oder die verschiedensten Tomatensorten. Bohnen und Schwarzwurzeln vermehrt sie selbst, in diesem Jahr hat sie Hirschzunge, einen Pflücksalat, und den mexikanischen Wegerich, ein pilzartiges Gewächs im Visier. Aktuell wächst schon der grüne Spargel – in der Familie beliebter als die Kohl-Familie, auch Grünkohl steht in ihrem Pflanzbuch.

Im Wesentlichen ist das ein in eine Prospekthülle eingefasstes Din A4-Blatt, auf dem handschriftlich eingetragen ist, was in den Beeten im laufenden Jahr so alles wächst: um den Überblick zu halten über die Sprösslinge, die im Frühjahr aus dem Boden schießen, aber auch um die Standorte zu wechseln. Wie in der Landwirtschaft im Großen verfolgt die Hobbygärtnerin auch in ihrem grünen Reich das Prinzip der Fruchtfolge.

Prinzipientreue, besser gesagt strenge Regeln, helfen ihr auch bei Gartenarbeit ökonomisch zu bleiben. Wer nämlich denkt, der Garten sei für diese Frau eine Ganztagesbeschäftigung, der irrt. Mit ihrem Mann betreibt sie hauptberuflich die Burgmühle in der Gauchachschlucht. Was den Garten anlangt, sagt sie: "Mein Zeitmanagement lebt vom rechtzeitigen Machen."

Zum Garten gehören nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere. Augenfällig natürlich die Hühner. "Alles, was nicht mehr gut ist, verwandeln sie in Eier", freut sich Christa Friedrich über ihre fleißigen Hennen.

Aber auch die in der Hecke konzertierenden Singvögel, Igel, Insekten oder das Turmfalkenpaar, das seit Jahren unterm Dach nistet, gehören zur Gartenfauna. Nur der Fuchs ist ausgeschlossen: Den findet die Mundelfingerin vor dem Zaun gut aufgehoben.

Kampf gegen Schnecken: Um der Schnecken Herr zu werden, baut Christa Friedrich in der ersten Wachstumsphase Zäunchen ums Karottenbeet. Hilfreich auch: Einzelne Hühner streunen durch den Garten sie verspeisen gerne Schneckeneier. Griffbereite Hacke: Die Gartenhacke ist bei Christa Friedrich immer griffbereit. Zum einen hackt sie damit den Gemüsegarten auf. Nach Regen etwa ein paar Minuten mit der Hacke die Beete durchziehen: "Da werden die Kapillare unterbrochen, die Erde trocknet nicht aus, was unerwünscht keimt, wird unterbrochen". Mit der Hacke werden aber auch die Ameisen vergrämt. Wenn durch tiefe Furchen regelmäßig ihre Bauten zerstört werden, würden sie sich verziehen. Der Knick mit dem Unkraut: Das Unkraut darf sich dort nicht ausbreiten, wo man es nicht haben möchte. Also muss man "wie mit einer Phobie", die Pflanzen abdrehen, umknicken und am Ende liegen lasse- und immer verhindern, dass das Kraut nicht blüht. "Ein Jahr lang muss man da total hinterher sein", so das Rezept. Dann entwickle sich Wunschbewuchs in die richtige Richtung. Zwischen den Steinen: Das Moos zwischen Pflastersteinen sollte man nicht auskratzen. Es bildet einen Abschluss gegenüber darunter liegenden Pflanzen. Der unbeliebte Löwenzahn dringt dann nicht durch. In der Kälte umgraben: Vor der Saison müssen die Beete gerichtet werden. Lästig dabei: Die Erdschollen kleben unter den Gummistiefeln. Christa Friedrich gräbt dann um, wenn die Erde leicht gefroren ist: kurz vor dem ersten Schnee im Idealfall. Die Schuhe bleiben so relativ sauber. Sparsam gießen: Die Hobbygärtnerin empfiehlt: Beim Wässern sollte man die Pflanzen knapp halten, auch wenn Gießwasser reichlich vorhanden ist. Diese Vorgehensweise erziehe die Pflanze dazu ihr Wurzelwerk in die Tiefe zu entwickeln; eine Überlebenshilfe, wenn in der hochsommerlichen Hitze das Wasser dann wirklich knapp ist.