Beim Mundartfest in Baisingen unterhalten mehrere Darsteller das Publikum. Quelle: Unbekannt

Kultur: Das Schwäbische Mundartfest in der Baisinger Schloss-Scheuer ist gut besucht / Musik und Kabarett

Peter Nagel eröffnete am Freitag die Sebastian-Blau-Tage mit einem schwäbischen Abend in der Weinstube Stanis. Am Samstag ging es weiter mit dem Schwäbischen Mundartfest in der Baisinger Schloss-Scheuer.

Rottenburg-Baisingen. Wolfgang Wulz, Vorsitzender des Vereins schwäbische Mundart e. V., freute sich über ein volles Haus mit rund 120 Gästen. "I fang heut mol ganz andersch a wie sonscht", eröffnete er den Abend. Wulz moderierte komplett im schwäbischen Dialekt und erwähnte, dass heuer der 120. Geburtstag und der 35. Todestag von Josef Eberle alias Sebastian Blau gefeiert wird. Wulz führte in den unterhaltsamen Abend ein, indem er die Vita Josef Eberles Revue passieren ließ. Anschließend ging es los mit einem bunten Feuerwerk bester schwäbischer Unterhaltung – angefangen bei der Sängerabteilung, die schwäbische Lieder zum Besten gab bis hin zu Alois Gscheidle, der Satire in schwäbischer Mundart aus dem Effeff beherrscht.

Thomas Felger ist ein junger Liedermacher, der Wolfgang Wulz beim Liedermacherpreis vor einem Jahr sofort auffiel. In der Baisinger Schloss-Scheuer unterhielt er das Publikum mit schwäbischen Songs wie "Fleggagschwätz" oder "Em Sommer". Felger dichtet frisch und unbekümmert los und nimmt seine Zuhörer mit humorvollen Texten, begleitet von der Gitarre, mit in seine nachdenkliche schwäbische Welt. Ganz anders Klaus-Dieter Reichert, ein "gebürtiger Seehas", also vom Bodensee – genauer aus Radolfzell. Er unterhielt sein Publikum in feinster alemannischer Mundart und hatte mit humorvoller Prosa die Lacher auf seiner Seite. "Schwäbisch ist ein Stück Heimat", so Wolfgang Wulz. Und Reichert gab eine ganz besondere Seite der schwäbisch-alemannischen Mundart zum Besten. 40 Jahre lang war Reichert Schulleiter einer Schule und erzählte so allerhand aus den besten und lustigsten Aufsätzen seiner Schüler. "Wonderfitz ond alefanz" ist Reicherts Motto, und zur Freude der Zuschauer las er auch aus dem Struwwelpeter, den er ins Alemannische übersetzt hatte.

"Bronnweiler Weib"

Nach der Pause legte das urschwäbische "Bronnweiler Weib" Friedel Kehrer los, die früher mit ihrer Partnerin Mary als das schwäbische Comedy-Duo "Bronnweiler Weiber" durch Schwaben tingelte. Doch Mary ist leider inzwischen verstorben, und Friedel Kehrer macht alleine weiter mit einem Soloprogramm, das sich sehen lassen kann. Die Stimmungskanone vom Albrand zeigte sich auch mit leisen Tönen als schwäbische Liedermacherin. Beim frechen Song "Dornrosl die faul Sau" grölte der Saal beseelt mit – es ging um folgenden Refrain: "Dornrosl die faul Sau hat 100 Johr lang gar nix dau – die faul Sau." Sie konnte aber auch weicher, feiner, sanfter. Alois Gscheidle dann kam zunächst als Hausmeister und trieb seinen Schabernack mit dem Publikum. Er krittelte, dass Andreas etwa "billigs Klomp" gekauft habe – sein Hemd sei sicherlich nicht teurer als 3,99 Euro. Oder: "Sitz grad hin" zu einem Zuschauer – das Ergebnis wurde mit dem Zollstock korrigiert.

Witzig auch seine schwäbische Seelenkunde, die er mit dem früheren Ortsvorsteher und CDU-Fraktionsvorsitzenden Horst Schuh und dessen Ehefrau Monika betrieb. Die beiden sind 37 Jahre verheiratet, und Alois Gscheidle zeigte, wie ein Ehepaar mit knappen Worten und damit Urschwäbisch durch den Tag kommt. Zum Frühstück etwa ein kurzes "Morga" und danach nach der Zeitungslektüre: "I gang". Beim Nachhausekommen dann ein knappes "Und?"

Ja – und wie war’s denn in der Schloss-Scheuer? "Subbr", war sich das Publikum einig. Man freue sich zudem auf das kommende Jahr, wenn der Saal ohne Corona dann wieder etwas voller werden darf.