Heute grasen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen nur noch Schafe. Foto: Duval

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb lädt zum Genießen und Entdecken ein.

Münsingen - Wo einst Panzer rollten, grasen Schafe friedlich auf der Weide. Über 100 Jahre lang war der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen militärisches Sperrgebiet. Heute liegt er mitten im Herz des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Ein Glücksfall für die Region.

Hier erleben Besucher eine einzigartige Landschaft, in der Nachhaltigkeit, regionale Produkte, Tradition und Innovation zum Erleben und Genießen einladen: Rund 50 Kilometer südöstlich von Stuttgart liegt das Biosphärengebiet, das sich auf 40 Kilometer vom Albvorland über den steil aufsteigenden Albtrauf zur Albhochfläche bis an die Donau im Süden ausdehnt. Weltweit gibt es 553 Biosphärenreservate, die von der UNESCO als schützenswerte Kulturlandschaften ausgezeichnet wurden, in denen der Mensch im Einklang mit der Natur nachhaltig leben und wirtschaften kann.

Von den markanten Schluchtwäldern am Albtrauf bis hin zu den weitläufigen Streuobstwiesen – als eine der größten Flächen Europas mit Wacholderheiden, Magerwiesen, Hochweiden und markanten Höhlen hat die Schwäbische Alb allerhand zu bieten. Den besten Überblick erhalten Besucher im neuen Informationszentrum im »Alten Lager« am Rande des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen. Im interaktiven Museum kann das gesamte Biosphärengebiet aus der Vogelperspektive erkundet werden. Filme und kurze Audiobeiträge geben Einblick in das Leben dort und zeigen Besonderheiten der Landschaft auf spielerische Weise – ideal für Familien mit Kindern oder Schulklassen.

Im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb in Lenningen kann ein ehemaliger Marmor-Steinbruch besichtigt werden. Eine Ausstellung widmet sich den besonderen Lebensräumen von Tieren und Pflanzen, die sich am Albtrauf befinden.

Wer sich den sogenannten Münsinger TrÜP-Guides anschließt, kann die einzigartige Kulturlandschaft wie vor 100 Jahren erleben. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz hat das Militär gefährliche Munitionsreste hinterlassen, deshalb darf das Gebiet außerhalb der befestigen Wege keinesfalls ohne ortskundigen Führer betreten werden.

Die Exkursion mit den TrÜP-Guides führt zu ehemaligen Beobachtungstürmen und in das Geisterdorf Gruorn, das 1937 geräumt wurde. Heute sind noch immer Kirche, Schulhaus und viele Gärten erhalten.

Um Land und Leute kennenzulernen, bietet sich ein Ausflug mit den Gästeführerinnen der Schwäbischen Landpartie an. »Die Alb ist wie eine spröde Geliebte, die erobert werden will«, sagt Gisela Sautter, Biosphären-Botschafterin und Gästeführerin. Gerne geben die geschulten Landfrauen ihr Wissen bei Wanderungen, Kräuterseminaren und Streifzügen abseits bekannter Wege weiter. Denn, so Sautter, »hier geht’s immer um Kleines, das so großartig ist, dafür wollen wir die Augen öffnen.«

Unter dem Motto »Bsen de au!« lädt der Besinnungsweg auf der Ehinger Alb dazu ein, das »Mehr des Lebens zu entdecken«. In einer konfessionsübergreifenden Gemeinschaftsaktion haben sechs Ortschaften der Ehinger Alb den Besinnungsweg mit Tafeln versehen, die zum Nachdenken anregen. Der Besinnungsweg ist als Rundweg angelegt, der Einstieg ist für Wanderer in jeder Ortschaft möglich.

Hochgenuss auf Schwäbisch versprechen die Biosphärengastgeber, die mit regionalen Produkten albtypische Gerichte servieren. »Genießen an ungewöhnlichen Orten« heißt es, wenn vor dem Eingang des »Hohle Fels« zu Tisch gebeten wird. Neben leckeren Gaumenfreuden wartet eine besondere Exkursion auf die Gäste. Mit Rainer Blumentritt, Vorsitzender der Museumsgesellschaft Schelklingen, geht es in das imposante Höhleninnere.

Expertin berichtet über Fund der "Venus vom Hohle Fels"

Eine Brücke führt zu einem rund 30 Meter langen Tunnel, der in die Felshalle mündet – mit 500 Quadratmetern Grundfläche eine der größten Höhlenhallen der Schwäbischen Alb. Spannende Informationen über die aktuellen Grabungen und den sensationellen Fund der »Venus vom Hohle Fels«, die weltweit älteste figürliche Darstellung eines Menschen, gibt es aus erster Hand von Grabungstechnikerin Maria Malina. Sie zeigt auf die Stelle, an der 2009 die Venus gefunden wurde. Eine Praktikantin hatte die kleine, kaum sechs Zentimeter lange Frauenfigur entdeckt, die sich als Weltsensation entpuppte.

Biosphärenbotschafterin Gisela Sautter hat recht: Die Schätze liegen im Verborgenen, man muss sich nur auf den Weg machen, sie zu entdecken. Und der Weg ist oftmals näher als man denkt.