Die Baisinger Biermanufaktur feiert ihr 250-jähriges Bestehen mit der „Münchener Freiheit“ sowie Sänger Markus. Wir haben mit dem Frontmann Tim Wilhelm gesprochen.
Sänger, Frontmann, Musical-Star, Moderator, Reporter, Schauspieler, Entertainer – Jörg-Tim Wilhelm ist ein echter Tausendsassa, den man nicht in eine Schublade stecken kann. Wir haben mit Jörg-Tim Wilhelm, kurz Tim — der sofort zum lockeren „Du“ überspringt und immer wieder mit einem Augenzwinkern antwortet — über sein Band-Leben mit Camper, Hund und den unterschiedlichen Konzert-Erlebnissen – vom „Tag der offenen Tür der Bundesregierung“ bis hin zum Gastspiel in der Brauerei wie nun in Baisingen zum 250-jährigen Bestehen – gesprochen.
Wie kommt das, dass Du so vielseitig unterwegs bist?
(Er lacht) Flapsig formuliert: Ich habe halt keinen anständigen Beruf gelernt, haha, und war nie jemand, der gerne Scheuklappen trägt. Im Kern ist ja alles, was ich so treibe, Unterhaltung und keine OP am offenen Herzen. Den Mix aus einer Portion Demut gepaart mit Freude und unverändert auch Aufregung zu bewahren, das versuch’ ich schon immer — ohne dabei zu vergessen, dass im Wort Unterhaltung eben auch Haltung steckt. Dabei zwischen Genres wandeln zu dürfen ist ein Geschenk, finde ich, und auch eine Form von Freiheit…
Dein Einstieg bei der Münchener Freiheit war kein klassisches Casting...
Richtig! Anfang 2012 ging’s ja offiziell los, rückblickend aber eigentlich schon viel früher. Während der 90er-Jahre war ich Studiosänger in Curti Cress‘ „Pilot“-Tonstudio, in dem auch die Band regelmäßig arbeitete. Dort hatte ich über unseren treuen Tontechniker Kai Martinkovic die Jungs kennengelernt, zuerst Micha (Kunzi, Bassist), kurz darauf mit ihm und Alex (Grünwald, Keyboarder) schon in deren Home-Studios Musik produziert, teils fürs Fernsehen, für Verlage und auch andere Acts komponiert. Kurz: Wir haben bereits lange vor meiner Aufnahme in die Band projektweise zusammengearbeitet, auch Bühnen geteilt. 2012 wurde ich dann, neben anderen geschätzten Sängern, direkt zu Bandproben eingeladen, statt zu einem Vorsingen: Die Jungs und deren Manager wollten gleich in medias res testen, ob beziehungsweise dass es musikalisch und von der Chemie her passt.
Wie wichtig war Dir, eine eigene Rolle in der Band zu finden?
Naja, ich will –bei allem hohem Respekt— kein Erbe verwalten, sondern der Band auf meine eigene Weise dienen, zwischen Bühne und Publikum die Brücke bauen. Die Fans vor der Bühne ermöglichen letztlich erst, dass wir unsere Träume leben dürfen — nur gemeinsam geht‘s, lautet mein Motto.
Was bedeutet Dir persönlich die Band?
Die „Münchener Freiheit“ ist für mich kein Projekt oder Engagement, sondern Familie. Wir verstehen uns alle sehr gut, wenngleich natürlich ab und zu auch ’mal kleine verbale „Reibereien“ vorkommen, wie in jeder Beziehung oder eben Familie, denk‘ ich. Sachlicher gesagt: Bei all’ meinen Aktivitäten steht die Band auf jeden Fall immer an erster Stelle und musste nie wegen eines anderen Auftrags zurückstehen, ganz klar.
Macht man als „Familienmitglied“ dann auch nicht so einfache Zeiten mit, so wie mit Schlagzeuger Rennie Hatzke, dem es gesundheitlich nicht so gut ging?
Ja, das war wirklich ein deutliches Warnsignal — wobei sicherlich verständlich ist, dass ich aus Rücksicht auf Rennies Privatsphäre keine Details ausplaudern werden. Wir haben jedenfalls nach intensiver interner Beratung gemeinsam mit ihm entschieden, dass wir Konzerte nicht kurzfristig absagen wollen, viele Fans hatten sich schließlich —wie wir— seit Ewigkeiten darauf gefreut. Folglich haben wir verbliebenen Vier einen top Trommler zur Vertretung gesucht und uns mit ihm im Proberaum verkrochen. Denn wir wollten nicht pausieren, wir lieben doch das Musizieren! Was sich reimt, ist gut — lehrt ja der Pumuckl, haha. Ende vergangenen Jahres konnte „Ren“ dann zum Glück wieder mit uns bei Bayerns Kulturpreis-Verleihung und auch Florian Silbereisens Silvester-Sause auftreten. Das waren wunderbare Einzelauftritte, doch das klassische Tourleben kommt wohl leider noch zu früh für den lieben Ren. Rücksicht auf seine Gesundheit steht natürlich an erster Stelle.
Wie hart ist das Tourleben?
Man mag meinen, die paar Konzert-Stündchen können kein Problem darstellen. So ’ne Annahme find‘ ich auch völlig verständlich. Doch das ganze Drumherum darf man nicht unterschätzen — die stundenlangen und oft staureichen Fahrten, den Druck, immer Bestleistung bringen zu sollen und wollen… Jeder reagiert da individuell. Selber hab’ ich, trotz aller Routine, auch immer noch Lampenfieber — wobei ich die prickelnde Anspannung zum Glück liebe. Zu den beruflichen Belastungen kommt der Lebenswandel, geb‘ ich gerne offen zu, hehe… (er grinst breit). Okay, man munkelt, dass das teilweise Rock’n’Roll-Leben wie in wilden Geschichten sei. Aber da hülle ich lieber den Mantel des Schweigens darum. (lacht)
Dein Camper-Leben klingt da nach der richtigen Entschleunigung...
Schon seit vielen Jahre bin ich Reisender — und im Duo mit meinem vierbeinigen Freund Seppi ein Vagabund mit Hund. Letzterer war ein entscheidender Grund dafür, dass ich nicht mehr in unserem MF-Tourbus mitfahre: vorrangig aus Rücksicht auf einen Kollegen mit Tierhaarallergie, außerdem wurde bei uns im Wagen oft noch recht reichlich gequalmt, was ich umgekehrt meinem Hund nicht zumuten wollte.
Was bist Du für ein Camper?
Nicht so der Typ, der direkt nach der Ankunft einem exakten Plan folgend alles aufbaut, haha. Eigentlich bin ich ein einfacher Cowboy, ich mag das Ungeplante, Unprätentiöse. Es kommt durchaus auch vor, dass ich irgendwo da draußen auf einem Rastplatz nächtige. Richtig schön find‘ ich, direkt am Veranstaltungsort zu campen, wenn man nach dem Auftritt am Lagerfeuer mit den fleißigen Leuten zusammensitzt, die auf- und abbauen, die Shows ja erst ermöglichen.
In Füssen, wo ich unter der Regie von Direktor Benjamin Sahler in mehreren Musical-Produktionen auftrete, lagere ich inzwischen seit Jahren unmittelbar am Forggensee, was mir der dortige Mäzen Manfred Rietzler netterweise genehmigt hatte. Mein Navi zeigt bereits „Nach Hause navigieren“ an, wenn ich die Adresse eingebe.
Was schätzt Du am Camper-Leben?
Vieles! Während der Tourneen ist es in meinen Augen beispielsweise ein Privileg, die Gegenden, in denen wir spielen, erkunden und spontan länger bleiben zu können. Gerade auch das Ländliche gefällt mir gut, etwa am Neckar. Wir haben übrigens zwei Schwaben in der Band. Auch deshalb freu’ ich mich auf den Besuch in Rottenburg besonders.
Dort spielt Ihr in der Baisinger Brauerei...
Das ist doch spitze! Und ich komme ja selber aus einer Gegend, in der Brauereien eine große Rolle spielen: Man muss Gott für alles danken, sogar für einen Oberfranken, haha.
Trinkst Du gerne selbst ein Bierchen?
Ja, generell auf jeden Fall. Aktuell verzichte ich, offen gesprochen, seit November vergangenen Jahres aber auf Alkohol. Zum Glück gibt’s inzwischen einige gute Alkoholfreie, die ich gerne trinke. Das haben mir die meisten Leute in meinem Umfeld nicht zugetraut: „Auf Deine sechs bis acht Bierchen am Tag kannst du doch nicht verzichten.“ Aber genau das spornte mich an und halte ich für ein Charakteristikum von „Freiheit“: sich aus Abhängigkeiten zu lösen.
Auf was können sich die Fans in Baisingen am 17. Mai freuen?
Es ist natürlich keine Überraschung, dass wir die großen Klassiker mit dabeihaben. „Ohne dich“, „Tausendmal du“, „Solang man Träume noch leben kann“ oder „Herz aus Glas“. Wir arbeiten unverändert an neuen Songs – aber die Klassiker bleiben das Herzstück der Konzerte, klar. Das wird übrigens nie langweilig. Klar, allen voran unser großartiger Gitarrero und Gründungsvater Aron (Strobel) hat die Stücke sicher schon am häufigsten gespielt. Aber: Bei einem Livekonzert schwingen immer neue Energien mit, da wird jede Show auf ihre Art einzigartig. Mein gewünschter Gänsehautfaktor ist: mit dem Publikum zu einem großen Chor zu verschmelzen, so werden Momente magisch. Gemeinsam.
Tickets
Tickets für das Konzert der Münchener Freiheit am Samstag, 17. Mai (ab 19 Uhr) gibt es unter anderem bei Reservix unter schwarzwaelder-bote.reservix.de (zum Ausdrucken) oder an der Abendkasse.
Markus
Nicht nur die Münchener Freiheit wird auftreten. Auch der Sänger Markus („Ich will Spaß“) ist dabei.
Hoffest
Am Sonntag lädt die Biermanufaktur zum Hoffest ein. Los geht es um 11 Uhr mit musikalischem Frühschoppen der „Nagoldtaler“. Im Lauf des Tages sorgen die Ohlala-Band sowie die Theatergruppe Baisingen mit einem humorvollen „Gründerzeit“-Stück für weitere Unterhaltung. Kulinarisch wird einiges geboten: Neben Ochs am Spieß und gegrillten Forellen gibt es auch Bier-Eis von Thomas Micolino, Deutscher Meister der Eismacher.
Bier
Ein Blick hinter die Kulissen der Brauerei ist ebenfalls möglich, außerdem stehen alle Biersorten der Manufaktur zur Verkostung bereit. Für die kleinen Gäste gibt es ein umfangreiches Kinderprogramm. Der Eintritt ist frei.