Die Müllabfuhr kommt jetzt schon oft nicht durch zugeparkte Straßen. Bei Schnee und Glatteis wird auch der Winterdienst durch Falschparker ausgebremst. Mit Flugblättern appelliert die Abfallwirtschaft Stuttgart deshalb an die Autofahrer, vernünftig zu parken.
Die Müllabfuhr kommt jetzt schon oft nicht durch zugeparkte Straßen. Bei Schnee und Glatteis wird auch der Winterdienst durch Falschparker ausgebremst. Mit Flugblättern appelliert die Abfallwirtschaft Stuttgart deshalb an die Autofahrer, vernünftig zu parken.
Stuttgart - In der Böblinger Straße beim Marienplatz quält sich ein Müllfahrzeug mit seinen 2,25 Metern Breite zwischen falsch geparkten Autos durch. Um ein Haar streift der Fahrer eines der Fahrzeuge. Es erfordert Millimeterarbeit, dass alles gut geht und kein Außenspiegel abgerissen wird. Häufig müssen die Touren zwei mal gefahren werden, weil in einer Straße gar kein Durchkommen ist. Das kostet Zeit. Und Zeit ist Geld.
Dadurch, dass Touren nicht planmäßig gefahren werden können, entstehen den stadteigenen Abfallwirtschaftsbetrieben (AWS) pro Jahr zwischen einer und 1,5 Millionen Euro an unnötigen Kosten. „Der höhere Zeit- und Personalaufwand macht etwa 30 zusätzliche Arbeitstage pro Jahr aus“, stellt Thomas Heß fest. Er ist Geschäftsführer der AWS.
Allein in dem kurzen Abschnitt zwischen den Hausnummern 1 bis 30 in der Böblinger Straße hat der städtische Vollzugsdienst in diesem Jahr bereits 2800 Bußgeldbescheide wegen ordnungswidrigen Parkens verteilt. „In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist die Verkehrsmoral stark gesunken“, klagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer beim Vor-Ort-Termin am Marienplatz und kritisiert, dass Parkverbote nicht beachtet werden und sich Autofahrer oft nicht mehr daran erinnern, was sie in der Fahrschule gelernt haben. „Vor und nach Kreuzungen und Einmündungen sowie an unübersichtlichen Stellen darf nicht geparkt werden, auch wenn kein Schild darauf hinweist.“
Obwohl das Bußgeld dafür je nach Behinderungsgrad zwischen 10 und 35 Euro liegt, scheren sich viele Autofahrer nicht um die Vorschriften. Mittlerweile können im gesamten Stadtgebiet 30 Prozent aller Abfalltouren nicht mehr planmäßig gefahren werden, weil die Fahrzeuge nicht durch die Straßen kommen. Der Winterdienst wird bei etwa fünf Prozent seiner Fahrten vor allem in steilen, engen Wohnstraßen ausgebremst. Vor allem früh morgens und nachts kommen die Streu- und Räumfahrzeuge nur schwer oder gar nicht mehr durch“, stellt Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau fest.
Verzicht auf Abschleppaktionen und Bußgelder
Gibt es gar kein Durchkommen für Müllabfuhr und Winterdienst, warten die Mannschaften fünf bis zehn Minuten. Nach wiederholtem Hupen setzen sie ihre Tour fort. Den zugeparkten Bereich fahren sie am Ende der Tour nochmals an. Ist das Hindernis noch da, wird die Polizei informiert. Die entscheidet, ob abgeschleppt wird. Im schlechtesten Fall wird der Straßenabschnitt nicht geräumt oder die Mülltonnen werden nicht geleert. Die Folge ist, dass sich Bürger per gelber Karte oder Anruf beschweren.
Statt auf Strafe durch Abschleppaktionen und mehr Bußgelder, will der städtische Eigenbetrieb nun mit rund 5000 Flugblättern in der AWS-Signalfarbe Orange an die Vernunft der Autofahrer appellieren. Auf den DIN A 5 – Blättern bittet die AWS unter anderem darum, in den Straßen eine Durchfahrtsbreite von mindestens drei Metern zu gewährleisten und Wendeflächen nicht zuzuparken. Gesteckt werden sollen die Handzettel in Briefkästen an Brennpunkten wie dem Bereich Böblinger Straße und Eierstraße im Stuttgarter Süden, im Bereich rund ums Rathaus in der Stadtmitte und in den Stadtbezirken wie Sillenbuch, Feuerbach und Mühlhausen. Im Westen ist laut Schairer durch das neue Parkkonzept die Falschparkerei am Tag um 63 Prozent und nachts um bis zu 30 Prozent zurückgegangen.