Nach dem Verlesen des Trinkspruchs auf dem Mühlenbacher Haus warfen die Zimmerleute das Glas auf die Straße. Das zerbrechen des Glases gilt als gutes Omen. Foto: Reinhard

Sozialer Wohnbau: Gemeinde Mühlenbach feiert Richtfest. Wössner: "Der kluge Mensch baut vor."

Mühlenbach - Auch wenn es in Mühlenbach im Vorfeld lange Diskussionen um die Kosten und damit verbunden um die Ausstattung der Wohnungen gegeben hatte: Beim Bau des gemeindeeigenen Hauses zum sozialen Wohnungsbau ging alles glatt. Am Montag wurde das Richtfest gefeiert.

"Der kluge Mensch baut vor", zitierte Bürgermeisterin Helga Wössner Friedrich Schiller und erinnerte an das Jahr 2015, in dem die ersten Überlegungen für das Haus angestellt worden waren.

Es sei das Jahr der Flüchtlingsströme gewesen, 900.000 Menschen seien nach Deutschland gekommen, um Schutz zu suchen. Die Folge: Überfüllte Turnhallen und Container. Wohnraum sei schon vorher knapp gewesen.

Auch Mühlenbach hätte die Ankunft der Flüchtlinge vor ein Unterbringungsproblem gestellt, das aber glücklicherweise gelöst werden konnte. "Aber man wusste nicht, wie sich die Situation weiter entwickeln würde", berichtete Wössner. "Damals ging man noch davon aus, dass die Zahlen hoch bleiben würden. Und deswegen gab es damals noch Fördermittel."

Im Dezember 2016, als Wössners Vorgänger Karl Burger noch im Amt war, sei dann im Gemeinderat die Entscheidung gefallen, ein Mehrfamilienhaus zum sozialen Wohnungsbau zu errichten, in dem auch Flüchtlinge untergebracht werden können.

Kalkulation geht auf

Die Kalkulation ging auf, mit den steigenden Baukosten hatte allerdings niemand gerechnet, so Wössner. Auch die Hanglage machte Probleme, die die Kosten noch einmal in die Höhe trieben (wir haben berichtet). "Trotzdem haben wir an dem Projekt festgehalten", sagte die Bürgermeisterin und mit Blick auf den Rohbau sah sie zufrieden aus. "Da das Objekt hier mitten in Mühlenbach steht, sollte es gefällig sein", erklärte sie. Lebhaft erinnere sie sich noch an die Diskussion in ihrer ersten Ratssitzung, in der es unter anderem um die Anzahl der Steckdosen in den Wohnungen ging. "Es ist immer eine Abwägung mit den Kosten, aber am Ende des Tages muss das Objekt qualitativ hochwertig und gefällig sein."

Die Arbeiten seien über den Sommer flott vorangegangen und es habe keine Unfälle oder andere Vorkommnisse gegeben. "Die Handwerker haben gute und solide Arbeit geleistet", lobte Wössner. Sie dankte der Verwaltung, den Architekten vom Büro Hättich und Faber sowie auch den Anwohnern, die den Bau mittragen müssten.

Schließlich kletterten zwei Zimmerleute der Firma Streif Holzbau aufs Dachgerüst und brachten den Richtbaum an. Im Spruch dankten sie den Architekten sowie dem Bauherrn und baten um Gottes Segen für das Haus. Das Glas, mit dem sie auf das Wohl aller am Bau Beteiligten tranken, schleuderten sie dann traditionsgemäß auf die Straße, wo es klirrend zersprang – ein gutes Zeichen (siehe Infokasten). Danach ging es für alle zum Richtschmaus ins Gasthaus Ochsen.

Das Richtfest wird gefeiert, wenn der Rohbau eines Gebäudes steht und der Dachstuhl errichtet ist. Es findet auf der Baustelle zur Arbeitszeit der Handwerker statt. Die Tradition lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Nachdem das Dach mit dem Richtbaum geschmückt wurde, hält einer der Zimmerleute oder der Polier den Richtspruch, in welchem dem Architekten, dem Bauherrn und allen Beteiligten gedankt wird. Gottes Segen wird erbeten. Der Redner bekommt Wein oder Schnaps, um auf das Wohl der Hausbesitzer zu trinken. Er wirft am Ende des Spruchs das Glas vom Dach. Zerspringt es am Boden, wird alles gut, bleibt es heil, gilt das als ein schlechtes Omen.