Auch kleine Gemeinden können und müssen einen Beitrag leisten, um den Klimawandel aufzuhalten, meint Klaus Armbruster. Für Mühlenbach hatte er daher Anfang des Jahres angestrebt, den Klimanotstand ausrufen zu lassen. Sein Antrag wurde im Gemeinderat jedoch abgelehnt. Fotos: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Klimawandel im Kinzigtal: Klaus Armbruster berichtet, warum aus seiner Sicht jeder einen Beitrag leisten kann

Klimaschutz ist für den Mühlenbacher Klaus Armbruster alternativlos. Denn das Klima nehme es mit keinem Regierungssystem und keinem Gesetz auf – es bestrafe schlicht und ergreifend, wenn man gegen die Grundsätze der Natur verstoße.

Mühlenbach. "Es muss sich niemand mit dem Thema beschäftigen – aber die Zeche muss bezahlt werden", ist sich Klaus Armbruster sicher. Wie stark die Natur zurückschlage und wie heftig das sein könne, habe selbst ihn extrem überrascht. "Dass ein Virus zum Komplett-Stillstand führt, hätte ich nicht geahnt", erklärt er im Gespräch mit dem Schwabo. Es wäre fatal, wenn jetzt keine Lehre daraus gezogen werde: Die Corona-Krise habe viele Missstände aufgeworfen.

Für Kritiker und Zweifler des Klimawandels stellt Klaus Armbruster gerne einen Vergleich an. "Man stelle sich vor, die Klimaschützer würden sich durchsetzen – und wir alle müssten zurückstecken. Wir erreichen, dass sich die Erde lediglich um 1,5 Grad erwärmt", so das Ausgangszenario. Wenn sich nach 40 Jahren herausstellen würde, dass es gar nicht nötig gewesen wäre, hätte man lediglich "weniger viel Luxus" gehabt, Energie gespart, die Umwelt weniger belastet und sei im Gesamten vermutlich entschleunigt durchs Leben gegangen.

Schreckensvision: Ein Schwarzwald, der wegen Wassermangels nicht mehr existiert

Würden sich aber die Klima-Skeptiker durchsetzen, das Wirtschafts-Wachstum wie bisher so hoch wie nur irgendwie möglich gehalten, und nach 40 Jahre stelle sich heraus: "Die Klimaschützer hatten doch recht!" – wäre es schlicht und ergreifend zu spät. Armbrusters persönliche Schreckensvision wäre ein Schwarzwald, den es aufgrund eines künftigen Wassermangels nicht mehr gibt. Wenn die Gletscher wegschmelzen würden, fände kein Austausch des Klimas mehr statt, extreme Wetterlagen würden sich lange Zeit halten. Die Folge sei eine Flüchtlingswelle, die alles Bisherige wie ein Kinderspiel erscheinen lasse.

"Was am Nordpol passiert, betrifft uns auch in Mühlenbach!", mahnt Klaus Armbruster. Vor diesem globalen Hintergrund habe er versucht, in der Gemeinde den Klimanotstand ausrufen zu lassen. Er ist für die Freien Wähler Mitglied im Gemeinderat. Denn erst mit dem Anerkennen einer Krise würde diese auch bearbeitet und nicht nur dagegen angekämpft. "Wir haben seit drei Jahren in Folge eine Trockenheit, die Ernteerträge zurückgehen lässt und in der Tiefe des Bodens erheblich das Wasser fehlt", verdeutlicht er. Beim letzten Regen seien zwar 20 Liter pro Quadratmeter gefallen, allerdings wäre das meiste davon als Oberflächenwasser über den Bach abgeflossen.

Den Ausruf des Klimanotstands in Mühlenbach habe er eigentlich als Anlass nehmen wollen, um Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen zu bilden. Beispielsweise um den Verkauf regionaler Produkte zu fördern, um die Landwirte in ihrer Arbeit zu stärken oder um ein größeres Bewusstsein für das eigene Handeln und die Verantwortung des Einzelnen zu schaffen. Von der Basis aus hätte er sich gewünscht, etwas in Bewegung zu bringen und der in weiten Teilen der Wirtschaft vorherrschenden Maxime, Gewinne zu privatisieren und Kosten zu solidarisieren, etwas entgegen zu setzen.

"Wenn das Klima durchbrennt, verliert alles andere an Bedeutung", ist sich Armbruster sicher. Die Menschheit an sich habe ein Energie-Problem, weil fossile Brennstoffe in ihrer vorhandenen Menge begrenzt wären. Und deshalb seien sie auch viel zu wertvoll, um sie "nur" zu verbrennen. Es müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um energiesparend zu leben. Der Welt-Erschöpfungstag rücke im Kalender jedes Jahr ein Stück weiter nach vorne, das "auf Pump"-Leben werde immer mehr – und die Last tragen die Nachkommen. Auch müssten die sogenannten Ewigkeits-Kosten viel stärker berücksichtigt werden, die in Folge des Abbaus von Braunkohle sowie Erdöl oder der Lagerung von Atommüll entstehen würden. "Wir verbrauchen die Energie heute zu Preisen, in denen keine Folgekosten enthalten sind", fasst er zusammen. Die einzigen Alternativen sieht er in Wind-, Sonnen- und Wasserkraft.

Für Klaus Armbruster steht fest, dass jeder seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Dafür müsse das eigene Tun in Frage gestellt und daraufhin überprüft werden, welche Auswirkungen es auf die Mitmenschen und vor allen Dingen auf die künftigen Generationen habe. Das klimaeffektivste Auto sei immer noch das, das gar nicht fahre. Seiner Meinung nach sollte jeder die Möglichkeit nutzen, um mit den Politikern vor Ort ins Gespräch zu gehen und den Klimaschutz einzufordern.