Karl Burger ist gerade dabei, seinen Arbeitsplatz im Mühlenbacher Rathaus aufzuräumen. Foto: Reinhard

Mühlenbachs Bürgermeister wird offiziell verabschiedet und geht in den Ruhestand.

Mühlenbach - Er war ganze 24 Jahre lang Mühlenbachs Bürgermeister, erst Anfang September feierte Karl Burger sein 50-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst. Nun geht er in den Ruhestand, heute Abend findet die offizielle Verabschiedung statt. Mit dem Schwabo sprach Burger über die Fußstapfen, die er hinterlässt, abgeschlossene Großprojekte und die Bürgermeister-Wechsel im Mittleren Kinzigtal.

Herr Burger, Sie haben nun schon einige Gelegenheiten – Hauptversammlungen, im Kindergarten, im Gemeinderat, bei den Senioren – gehabt, um Abschied zu nehmen. Gab es eine, bei der Ihnen das besonders schwer gefallen ist?

Bei den Kindern hat es mich besonders berührt, wie sie das alles gemacht habe, wie sie gesungen haben – das war schon ein bewegender, emotionaler Moment. Ich hoffe, dass ich mich dann bei der offiziellen Verabschiedung im Griff habe (lacht).

Sie sind nicht nur gebürtiger Mühlenbacher, sondern auch jahrzehntelange dort Bürgermeister. Inwiefern, glauben Sie, haben Sie die Gemeinde Mühlenbach geprägt?

Ich hoffe positiv. Davon gehe ich jetzt einfach mal aus, dass die Arbeit in den 24 Jahren zusammen mit den Bürgern, dem Gemeinderat und der Verwaltung Früchte getragen hat und dass wir Mühlenbach in der Zeit weiter entwickeln konnten und zukunftsfähig aufgestellt haben. Ich glaube, dass das im Großen und Ganzen gelungen ist. Da muss ich mir, glaube ich, nichts vorwerfen lassen.

In was für einem Zustand hinterlassen Sie Ihrer Meinung nach ihrem Nachfolger die Gemeinde?

Ich denke, dass die Gemeinde von der Infrastruktur her in einem ordentlichen Zustand und zeitgemäß in Stand gesetzt worden ist. Wobei man sagen muss, fertig ist man nie. Es gibt immer wieder Aufgaben. Es sind ja noch Projekte am Laufen oder zumindest angefangen.

Zum Beispiel?

Zwei große Dinge sind zum einem das Feuerwehrgerätehaus. Da hoffen wir, dass es bis Mai, Juni des kommenden Jahres fertig ist, im Juli soll die Einweihung sein. Was wir auch noch angeleiert haben, ist der Neubau des Mehrfamilienhauses zur Unterbringung von Flüchtlingen oder für den sozialen Wohnungsbau. Da haben wir jetzt die Weichen gestellt und im Februar des kommenden Jahres soll das alte Haus abgebrochen und mit dem Bau des neuen begonnen werden. Das Sind zwei große Projekte, die laufen. Was noch für die Haushaltsberatung 2018 vorbesprochen ist, ist dass man weiterhin im Rahmen der Eigenkontrollverordnung die vorgeschrieben Untersuchungen macht und im Nachgang Kanalsanierungen umsetzt, soweit sie notwendig sind. Auch für Straßensanierungen, vor allem im Außenbereich, sollen Mittel bereit gestellt werden. Ich glaube, dann ist für das kommende Jahr das Budget so ziemlich verbraucht. Das wurde ein Stück weit aber auch schon mit Helga Wössner abgestimmt und sie wurde schon eingebunden. Die eigentlichen Haushaltsberatungen finden dann in ihrer ersten Sitzung am 19. Dezember statt. Da wollen wir den Entwurf fertig haben.

Wie würden Sie eine Stellenausschreibung für das Amt des Mühlenbacher Bürgermeisters formulieren?

Das ist schwierig. Eigene Wünsche kann man da ja nicht reinbringen, der Gesetzgeber schreibt ja vor, wie eine solche Stellenausschreibung aussehen soll.

Nehmen wir mal an, Sie dürften das als Chef mit eigenen Wünschen ergänzen.

Dass man einen sympathischen Nachfolger findet, der offen ist für die Belange der Bürger Mühlenbachs, bereit ist, die hiesigen Vereine und das Ehrenamt zu unterstützen und mit dem Gemeinderat kommunikativ, sachlich und zielorientiert zusammenarbeitet. Das wären so die Schwerpunkte, das müsste meiner Meinung nach gegeben sein. Aber der Bewerber sollte natürlich auch bereit sein, in der Verwaltung projektbezogen mitzuarbeiten, ohne das geht es ja gar nicht.

Das wären jetzt die Anforderungen. Womit könnte Mühlenbach um einen Kandidaten werben?

Wir bieten eine schöne, gastfreundliche Gemeinde, in der es sich gut leben lässt, eine gepflegte Landschaft, ein aktives Dorfleben durch die Vereine und viele Ehrenamtliche. Und wir haben einen guten Bezug zur Raumschaft. Die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert ebenfalls glänzend.

Der Bau des Feuerwehrgerätehauses und die Sanierung des Friedhofs waren in den vergangenen Jahren Großprojekte, die zum Ende Ihrer Amtszeit ihre Erfüllung finden. Was ist das für ein Gefühl?

Ein sehr gutes. Ich freue mich, dass es gerade auch Projekte waren, die bereits lange in der Planung sind. Die Friedhofsumgestaltung zum Beispiel begleitet mich schon meine ganze Amtszeit. Da muss man wegen der Ruhezeiten sehr früh ansetzen. Deren Ablauf muss man beachten. Deswegen haben wir schon vor 20 Jahren den Beschluss gefasst, dass in diesem Bereich, der umgestaltet wird, keine Belegung mehr stattfindet. So weit muss man vorausdenken. Und wenn diese Nutzungsrechte peu à peu ablaufen, dann kann man irgendwann konkret in die Planung einsteigen.

Mit Helga Wössner ergänzt nun erstmals eine Frau die Bürgermeisterrunde im Mittleren Kinzigtal. Warum hat es Ihrer Meinung so lange gedauert, bis eine Frau hier Bürgermeisterin geworden ist?

Es gab in der Vergangenheit leider kaum Bewerbungen von Frauen. Das Gros der Bewerber ist immer noch männlich. Wenn sich keine bewirbt, kann natürlich auch keine gewählt werden, das ist das eine. An was es letztendlich liegt, kann ich jetzt nicht sagen. Wenn man das landesweit sieht, ist der Anteil der Bürgermeisterinnen auch noch immer sehr gering, wie viel genau, weiß ich aber nicht (er beträgt 7,5 Prozent, Anmerkung der Redaktion).

Sollte sich das ändern?

Ich denke, das wird sich in Zukunft ändern. Ich glaube, dass auch Frauen prädestiniert sind, dieses Amt auszuüben. Vielleicht ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen noch ein wenig schwieriger als bei einem Mann. Wenn die Kinder älter sind und sie ein wenig von der Familie losgelöst ist, ist es für eine Frau dann vielleicht einfacher.

Frau Wössner ist keine Mühlenbacherin. Erleichtert oder erschwert das Ihrer Meinung nach den Anfang als Bürgermeisterin?

Am Anfang hat sie jetzt erst mal die Phase, in der sie hier ankommen muss, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen und die Abläufe in der Verwaltung kennen zu lernen. Da muss sie sich erst einmal kundig machen und einen Überblick über die laufenden oder anstehenden Projekte machen. Das hat sie aber teilweise schon getan. Ich habe sie auch schon über vieles informiert und wir stehen in gutem Kontakt.

Armin Schwarz, Heinz Winkler, Frank Edelmann, Manfred Wöhrle, Sie und kommendes Jahr Henry Heller. Man könnte sagen, im Kinzigtal geht eine Ära von Bürgermeistern zu Ende. Es gibt ein paar Menschen, die dabei nicht nur Traurigkeit, sondern auch Unbehagen empfinden. Ist das gerechtfertigt?

Nein, sicher nicht! Es ist vielleicht eher das Gefühl beziehunsgsweise die Erkenntnis, dass nun eine geballte Ladung Verwaltungskompetenz, mit viel Berufs- und Lebenserfahrung innerhalb weniger Monate von Bord geht. Und viele Bürger werden interessiert beobachten, welchen Weg die Neuen gehen und wie die Zusammenarbeit in der Raumschaft sich künftig entwickelt.

INFO

Feier

Die offizielle Verabschiedung findet am heutigen Dienstag, 5. Dezember, ab 19 Uhr in der Mühlenbacher Gemeindehalle statt. Anstelle von Geschenken bittet Karl Burger um Spenden für den Kindergarten St. Bernhard.