Bis zuletzt in seiner Welt: Ernst Heller in seinem Atelier, vor seinen selbst gemalten Landschaftsbildern und stets an der lebensbegleitenden Zither. Foto: Jürgen Baiker

Mühlen und viele Volksmusikfreunde trauern um den Zitherspieler Ernst Heller, der im Alter von 89 Jahren starb.

Der Mühlener Ernst Heller ist Ende vergangenen Monats im Alter von 89 Jahren gestorben. Bekannt geworden ist er als Gründer der ehemaligen Mühlener Stubenmusik und als Botschafter und Pfleger der alpinen Volksmusik.

 

Am 30. Dezember 1936 wurde Ernst Heller in der Klinik in Tübingen als jüngstes Kind seiner Eltern Ernst und Pauline geboren. Von den zum Teil deutlich älteren Schwestern gut behütet, wuchs er in Mühlen auf, besuchte dort die Volksschule und begann danach mit der Perspektive, Lokomotivführer zu werden, eine Schlosserlehre beim Bahnbetriebswerk in Tübingen. Diese Karriere endete jedoch, bevor sie begonnen hatte, und Ernst Heller wechselte nach der Ausbildung ins Amerikanische Reparaturwerk nach Böblingen.

Ein Fußball-Allrounder

Inzwischen hatte sich der begnadete Fußballer als Allrounder und vornehmlich als Stürmer beim SV Mühlen einen Namen gemacht. Noch bis vor fünf Jahren war er steter Gast bei den Heimspielen der SG Ahldorf-Mühlen.

Aus der 1964 geschlossenen Ehe mit Paula Mayer gingen Sohn Thomas und Tochter Heidi hervor. Zwei Enkelkinder vergrößerten den Familienkreis. 1964 wechselte Ernst Heller auch Arbeitgeber und Arbeitsorte. Der Wohnhausneubau im „Täle“ in Mühlen brachte die Familie 1971 wieder zurück und Ernst Heller mit Ledermann seinen letzten Arbeitgeber. Krankheitsbedingt schied er dort vor dem regulären Rentenbeginn aus dem Berufsleben aus.

Die Liebe zur Musik

Bereits mit zwölf Jahren kam Ernst Heller durch die beiden Zither spielenden Eltern selbst zur Zither. Diese und die Volksmusik wurden seine lebenslangen Begleiter. Er spielte daneben noch die Steierische Harmonika, Hackbrett, Gitarre und Kontra-Bass, und mit dem „Raffele“ (der kleinen Ur-Zither mit nur drei Saiten) schließt sich der Kreis.

Mit seiner Zither und dem immerwährenden Drang nach neuer und unbekannter Volksmusik erschloss sich Heller einen großen Freundeskreis von Mühlen über Bayern bis nach Südtirol. Auf vielen Wanderungen in Südtirol –vornehmlich im Gebiet des „Ritten“ bei Bozen (Wangen und Klobenstein) – und bei Besuchen in Wanderhütten und 17 speziellen Seminarteilnahmen in Burgeis nahm er das Liedgut auf. Die meist nur zweistimmigen Lieder schrieb er eigenhändig für die Instrumente seiner 1981 gegründeten Mühlener Stubenmusik um.

Fußball bis zuletzt

Von den letzten acht Wochen seines Lebens verbrachte Ernst Heller fünfeinhalb Wochen im Krankenhaus, zuletzt in Pforzheim. Am Abend seines letzten Lebenstags (30. September) schaute er als treuer Club-Anhänger (FC Nürnberg) sich noch genüsslich den VfB Stuttgart im Fernsehen an, um dann in den nächsten Stunden unerwartet, aber friedlich einzuschlafen.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Donnerstag, 16. Oktober 2025 um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Mühlen statt.

Die Mühlener Stubenmusik

Erinnerung
 Einen ihrer in Erinnerung bleibenden letzten öffentlichen Auftritte hatte die „Stubenmusik“ im Oktober 2013 bei einem Benefizkonzert in der Horber Liebfrauen-Kirche, bevor sie sich in den letzten Jahren nach und nach aus der Öffentlichkeit zurückzog.

Öffentliche Resonanz:
Nachdem 1984 der erste öffentliche Auftritt erfolgte, war die Gruppe 1986 im saarländischen Fernsehen zu sehen. Als Zitherspieler begleitete Ernst Heller außerdem viele andere Gruppen bei ihren Auftritten. So war die mitgemachte Amerikareise (1997) der Lautlinger Sänger ein Höhepunkt im musikalischen Leben des Verstorbenen. Als weiterer Beleg für seine Länder übergreifenden Musik-Verbindungen darf seine Geburtstagsfete am 21. Januar 2016 verstanden werden. Etwa sechzig bis siebzig Volksmusiker aus der hiesigen Region, aus Bayern und Südtirol sorgten in Mühlen für ein spektakuläres Volksmusik-Event (aus Platzmangel nicht öffentlich). Unter anderem war seinerzeit auch die „Rittner Klarinettenmusik“ dabei, mit der Heller fast ein halbes Jahrhundert verbunden war.