Um die Verhältnisse in der Taxi-Branche ist es nicht gut bestellt Foto: Peter Petsch

Schlechter Service, zu lange Arbeitszeiten, müde Fahrer und ein geringer Verdienst, der an der Substanz von Taxiunternehmen und ihren Fahrzeugen nagt: Über das Taxiangebot in Stuttgart wird heftig geklagt. Ordnungsbürgermeister Schairer will dies ändern.

Stuttgart - Schlechter Service, zu lange Arbeitszeiten, müde Fahrer und ein geringer Verdienst, der an der Substanz von Taxiunternehmen und ihren Fahrzeugen nagt: Über das Taxiangebot in Stuttgart wird heftig geklagt. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) gibt sich aber entschlossen, die Verhältnisse zu verbessern.

Das machte er am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik auf Anfrage der CDU klar. Am 1. September will die Stadt beginnen, die betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und sozialen Verhältnisse bei den 556 Taxiunternehmen zu prüfen. Ein mehrmonatiger Vorlauf sei nötig, hieß es. Die Stadt setzt für das Projekt auf die Firma Linne und Krause, die auf Taxigutachten spezialisiert ist.

Ein Gutachten für Stuttgart hatte Alarmierendes ergeben. 42 Prozent der Unternehmen seien „semiprofessionell“, also keine richtigen Profis. Betriebswirtschaftlich sieht es dort oft düster aus. Die Stadt hat daher nicht nur die Zahl der Konzessionen auf 703 begrenzt; wie vom Gutachten empfohlen, peilt sie auch die Senkung auf 575 an. Pro Jahr will die Verwaltung rund 140 Unternehmen überprüfen, deren Konzessionen bald auslaufen – und sie will schwarze Schafe aus dem Verkehr ziehen. Die 575 Konzessionen seien aber nur eine Empfehlung der Gutachter. Bisher kann man sich nicht sicher sein, dass der Markt richtig eingeschätzt wurde. Sprich: ob die Umsätze korrekt angegeben wurden.

Sicher ist eines: In ganz Deutschland würden die Konzessionen gerade eingedampft, sagte Schairer. In Stuttgart gebe es zu viele Taxifahrer und einen zu geringen Verdienst. Die Probleme setzten sich fort bei der Qualität des Angebots. Bei den Prüfungen für Taxifahrer fallen rund 83 Prozent der Kandidaten durch. Um die Anbieter auf „gewissenhafte Unternehmen“ zu begrenzen und diesen einträgliche Geschäfte zu ermöglichen, sei die Stadt auf die Mithilfe der Taxiunternehmen angewiesen. Grundsätzlich stößt Schairer da nicht auf taube Ohren.

„Eine Bereinigung ist sicherlich nötig“, sagt Manfred Hülsmann von der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart. Der Weg der Stadt, über die Regulierung der Konzessionen bessere Umsätze zu ermöglichen, führe aber erst spät zum Erfolg. Hülsmann wünscht sich daher, dass die Stadt nach sechs Jahren Pause wieder einmal höhere Fahrpreise genehmigt. Außerdem solle sie den Weg frei machen, dass Taxiunternehmen gegen Kostenersatz Behindertenfahrten übernehmen dürfen. Und schließlich solle die Stadt in den Abendstunden öfters Taxis statt unwirtschaftliche Busse und Bahnen im öffentlichen Nahverkehr einsetzen.

Bei den Prüfungen für neue Taxifahrer könnte man auch darauf hinwirken, dass die Fahrer wirklich ortskundig sind – und dass sie auch um die Bedeutung von Kurzfahrten wissen und sie nicht ablehnen. Hülsmann: „Kurzfahrten für jeweils zehn Euro sind unser Kerngeschäft.“ Wenn man davon drei pro Stunde habe, komme man auf einen Umsatz pro Taxi und Stunde von 30 Euro. Bisher komme man im Schnitt nur auf 15 bis 16 Euro.

Überhaupt nehme die Stadt ihre Möglichkeiten nicht entschlossen wahr. „Warum sagt sie nicht, dass ein Taxi mit Werbung für einen Saunaclub nur am Rand des Rotlichtviertels warten darf, wenn man um Stuttgarts Ansehen bei Stadtbesuchern fürchtet?“ Die Stadt müsse auch nicht vom Tüv prüfen lassen, ob Fahrer ortskundig sind.

Da gibt es ernste Zweifel. Er habe den Eindruck, dass die Taxis oft nur ans Ziel kommen, wenn es im Wagen ein Navigationsgerät gibt oder der Fahrgast sich auskenne, meint Alexander Kotz (CDU). Peter Pätzold (Grüne) regte an, dass die Stadt auf ausreichende Qualität der Fahrzeuge hinwirkt. Die Art des Fahrzeugs könne man aber nicht vorschreiben, erklärte die Verwaltung.