Mücken sind ein teilweise hausgemachtes Ärgernis. Doch es gibt Gegenmittel. Foto: dpa/James Gathany

Mücken im heimischen Garten sind ein Ärgernis und können guten Gewissens abgewehrt werden. Ein Mückenexperte erklärt, wie das geht – und warum der Mensch teilweise selbst für die Mückenplage verantwortlich ist.

Vor Stechmücken ist im Sommer kaum jemand sicher. Nicht selten wird man von den kleinen Plagegeistern an Sommerabenden im eigenen Garten oder auf dem Balkon förmlich aufgefressen – und kann dann wegen juckender Stiche oder surrender Mücken nicht schlafen. Dagegen gibt es Mittel – doch zunächst eine vielleicht schmerzhafte Erkenntnis.

Der Mensch hat das Problem verursacht

Globalisierung und Klimawandel befördern die Ausbreitung der Mücken und erhöhen die Gefahr, die von ihren Stichen ausgeht. Ein Beispiel ist die Verschleppung der Asiatischen Tigermücke nach Europa – sie kamen infolge des weltweiten Handels mit Gebrauchtreifen hierher. In das Wasser, das sich in den Reifen angesammelt hat, legen die Mücken ihre Eier. Anschließend werden sie mit der Ware nach Europa transportiert. Durch Tourismus und Güterverkehr konnten sich die anpassungsfähigen Tiere dann großflächig in Europa bis nach Deutschland weiter ausbreiten.

Hier angekommen, bewirkt die Klimaveränderung, dass sich invasive Arten wie die Asiatische Tigermücke etablieren können. Bei höheren Temperaturen können sie ihre Blutmahlzeit schneller verdauen. Der Vermehrungszeitraum verlängert sich, und die Mücken überstehen die milderen Winter leichter. Die Klimaerwärmung verbessert auch das Zusammenspiel zwischen Mücken und Krankheitserregern, sodass damit auch das Infektionsrisiko mückenübertragbarer Krankheiten zukünftig steigen dürfte.


Mücke und Mensch gehören nicht zusammen

Stechmücken haben laut dem Mückenexperten Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald in unseren Siedlungsgebieten eigentlich gar nichts zu suchen. „Die Gemeine Hausmücke hat genug andere Brutplätze im Wald und auf Wiesen. Die muss nicht unbedingt in der Siedlung auch noch brüten“, sagt Kampen. Wichtig ist ihm Aufklärung über die Entwicklungszyklen der Stechmücken: „Dann wüssten die Menschen, dass sie sich die Mücken selbst anzüchten.“ Die Probleme mit den Plagegeistern seien menschengemacht – weil Menschen die Vermehrung der Mücken oft unbewusst durch ihr Verhalten begünstigen.

Die gesamte Entwicklung der Stechmücken ist ans Wasser gebunden. Egal ob Teich, Pfütze oder Blumenvase – Mücken können fast jedes Wasserbehältnis optimal als Brutstätte nutzen. Im Hochsommer dauert es nur etwa zwölf Tage, bis ihre Metamorphose vom Ei zum ausgewachsenen Insekt abgeschlossen ist. Helge Kampen appelliert daran, Brutplätze in Siedlungsgebieten zu eliminieren – weil dort nicht nur die heimische Gemeine Hausmücke, sondern auch die invasive Asiatische Tigermücke brüten kann. „Man würde quasi einen Rundumschlag machen“, sagt Helge Kampen, „und könnte das Problem so zumindest eindämmen.“

Garten und Balkon – was kann ich tun?

Im Hochsommer sollte man Wasserbehälter im Freien einmal wöchentlich ausschütten, sodass sich die Mücken dort nicht entwickeln können. Teiche oder Regentonnen können abgedichtet oder mit einem Eiweiß versetzt werden, das von einem Bakterium namens Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) stammt. Unter diesem Namen wird es vielfach auch vermarktet.

Bti ist beispielsweise in Form von Brausetabletten erhältlich. Die Tablette löst sich im Wasserbehälter auf, wo die Mückenlarven das Eiweiß anschließend über die Nahrung aufnehmen und sterben. Das klingt zunächst nicht sehr umweltfreundlich. Doch Helge Kampen gibt Entwarnung: „Wenn man Bti im privaten Garten einsetzt, greift man in kein natürliches Ökosystem ein und zerstört damit auch nicht die Umwelt. Das Eiweiß baut sich zudem im Wasser ab. Wenn man das Wasser später zum Blumengießen verwendet, passiert da nichts.“

Ratsam ist es auch, Mückenstiche zu verhindern. Das erspart nicht nur die juckenden roten Quaddeln auf der Haut, sondern macht es den Mücken schwerer, sich zu vermehren. Denn die Insekten nehmen bei ihrer Blutmahlzeit Eiweiße auf, die die stechenden Weibchen zwingend für die Entwicklung ihrer Eier benötigen.

Helge Kampen rät dazu, Fenstergitter anzubringen, um die Mücken aus Innenräumen fernzuhalten. Außerdem helfe es, lange Kleidung zu tragen, wenn man im Sommer abends draußen ist. Abbrennbare Moskitospiralen können helfen, indem sie Duftstoffe freisetzen, die die Stechmücken vertreiben. Zusätzlich hilft auf die Haut aufgetragenes Mückenspray.

Mückensaison zieht an

Stiche
Nach verhaltenem Beginn zieht die Mückensaison 2024 an. Die Zahl der mit dem Gerät „Heat it“ in Deutschland behandelten Stiche hat sich in den vergangenen zwei Wochen verfünffacht. Sie liegt aber unter dem Vorjahreswert. 2023 war Ende August der Höhepunkt der Mückensaison.

Daten
Das Start-up zählt, wie viele Stiche mit seinen rund 500 000 verkauften Geräten behandelt werden. Die Daten lassen erstmals Schlüsse auf die Mückenbelastung zu und liegen unserer Zeitung exklusiv vor.