Für die neue Mode: Elisabeth Seitz Foto: imago images/Schreyer/Schreyer via www.imago-images.de

Die MTV-Athletinnen starten noch ohne Ganzkörperanzüge in das Bundesliga-Wochenende. Ein Drittligist ist da schon weiter.

Die Turnerinnen des KSV Hoheneck haben den Wettlauf gewonnen. Am 22. Mai starten sie in der dritten Bundesliga als erstes deutsches Team mit langbeinigen Turnanzügen im Ligabetrieb, und darauf sind sie auch ein bisschen stolz. Schon bei den Turn-Europameisterschaften und Olympischen Spielen im Jahr 2021 haben deutsche Athletinnen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil sie sich in Ganzkörperanzügen präsentierten und nicht in den üblichen badeanzugähnlichen Sportkleidern. Es ging darum, ein Zeichen gegen die Sexualisierung des Sports zu setzen und den Athletinnen das Gefühl zu geben, sich auch wohlzufühlen. „Wir machen oft Spagatsprünge oder haben am Barren die Beine weit auseinander. Wenn da der Anzug verrutscht, dann könnte schon einiges zu sehen sein“, sagte die Turnerin Sarah Voss.

 

Hersteller sind noch nicht so weit

Einen Tag vor dem Hohenecker Drittliga-Auftakt starten auch die Bundesligaturnerinnen des MTV Stuttgart in die Saison. In Karlsruhe findet die Qualifikation für das Meisterschaftsfinale im Dezember statt. Die Stuttgarter Turnerin Elisabeth Seitz war im vergangenen Jahr eine der prägenden Figuren, die sich für das Ganzkörperkonzept starkgemacht hatten und es auch präsentierten. In Karlsruhe gehen die MTV-Frauen allerdings noch mit den herkömmlichen knappen Anzügen an die Geräte – der KSV Hoheneck darf also die Vorreiterrolle für sich beanspruchen. „Tatsächlich sind Auftritte in den Ganzkörperanzügen geplant, aber noch nicht für dieses Wochenende“, sagt Elisabeth Seitz. Die Anzüge seien von den Ausrüsterfirmen noch nicht produziert, das sei ein Prozess, der noch andauern werde. Der KSV Hoheneck hat mithilfe von Gönnern die für die neue Ausstattung erforderlichen 8000 Euro zusammengebracht und ist dagegen jetzt schon startklar.

Mal so, mal so

Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben – so sieht es Elisabeth Seitz. Wenn die Anzüge da sind, werde „mal so und mal so geturnt“, sagt sie. Von der Neuerung überzeugt werden müssen vor allem die jüngeren Turnerinnen, die es noch gar nicht kennen, im langen Anzug in Aktion zu treten. „Wenn er produziert ist, wollen die Jungen erst einmal damit trainieren, um das Gefühl zu bekommen, bevor sie damit direkt in den Wettkampf gehen“, sagt Seitz, die selbst mit der alternativen Turnmode gute Erfahrungen gemacht hat. „Ich habe mich damit sehr wohlgefühlt“, sagt sie. Dass es da unterschiedliche Meinungen im Hinblick auf die Ästhetik gibt, weiß die WM-Dritte am Stufenbarren von 2018: „Jeder hat da seinen eigenen Geschmack, das ist auch völlig legitim.“

Der richtige Weg

Nach wie vor findet Seitz die Entwicklung richtig. Sie könnte sich solch eine Bekleidungsdebatte auch in anderen Sportarten wie der Leichtathletik vorstellen: „Ich hoffe darauf. Wenn jemand sagt, ich fühle mich so nicht wohl und möchte etwas anderes tragen, dann sollte das kein Problem sein.“