2019 war der Mountainbike-Weltcup in Albstadt der Renner. Foto: Küstenbrück

Mountainbike: Zukunft im "Bullentäle" weiter offen. Finanzielles Risiko für die Stadt. 

"Alle Optionen werden geprüft", ist in der jüngsten Pressemitteilung der Organisatoren der Weltmeisterschaft in Albstadt zu lesen gewesen. 

Eigentlich sollte die vom 25. bis 28. Juni geplante WM das Highlight im sportlichen Terminkalender des Jahres werden. „Der Stadt Albstadt ist bewusst, dass wir alle eine äußerst schwierige Zeit durchleben und dass es bei allen Maßnahmen in erster Linie um die Gesundheit aller Menschen geht. Deshalb spielen wir, in Absprache mit der UCI, derzeit alle möglichen Szenarien durch, falls wir den Termin für die Weltmeisterschaften Ende Juni nicht einhalten können“, erklärte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann.

Geduld ist gefragt 

Doch was ist nun der Stand der Dinge? Der Termin im Juni dürfte nicht zu halten sein. Eine Verschiebung um ein Jahr wie bei den Olympischen Spielen ins Jahr 2021 ist schwer möglich, da bereits das italienische Val di Sole den Zuschlag erhalten hat. Da liegt eine Verschiebung auf September oder Oktober nahe. Doch die erste Mountainbike-WM auf deutschen Boden seit 1995 ist nicht so ohne weiteres in den Herbst zu verschieben. 

Laut Jo Triller, der als Leiter des Amtes für Familie, Bildung, Sport und Soziales bei der Stadtverwaltung die Fäden in Sachen WM in der Hand hält, prüft die UCI gerade, welche terminlichen Optionen im Jahr 2020 überhaupt noch bestehen – schließlich sitzen die Cross-Country-Fahrer nicht däumchendrehend daheim bis zur Albstädter WM, sondern haben viele andere Verpflichtungen.

Bisher sind für 2020 einige Downhill-Weltcups abgesagt, der Cross-Country-Weltcup in Nove Mesto sucht einen anderen Termin, und die Europameisterschaften in Graz sind bereits verlegt. Es könnte also auch sein, dass die WM in Albstadt komplett ausfällt. Dafür plädieren die Albstädter Stadträte. In einem gemeinsamen Schreiben haben sie die Stadtverwaltung aufgefordert die Mountainbike-WM abzusagen. Selbst wenn die Radsportler bis zur WM wieder reisen dürften, wäre eine Veranstaltung ohne Zuschauer uninteressant – den finanziellen Schaden hätte dann die Stadt Albstadt und nicht der UCI. Zudem werde Albstadt seine finanziellen, und personellen Ressourcen in der nächsten Zeit für andere wichtige Aufgaben benötigen, so die Argumentation.

Klar ist, es wurde bereits viel investiert und es wäre äußerst schade, wenn das "Bullentäle" seinen über Jahre erworbenen Ruf als Mountainbike-Hotspot nicht mit der WM krönen könnte. Das sieht auch Topfahrerin Ronja Eibl so: "Ich hoffe immer noch, dass es möglich ist, die WM im September oder Oktober zu machen, weil ich fände es total schlimm, wenn die WM gar nicht stattfinden könnte", sagt Ronja Eibl. Als "Gesicht der WM" fühlt sie mit den Organisatoren, die derzeit eine Lösung suchen.

Wenn es tatsächlich zur ersatzlosen Absage des Events kommt, wird es für Albstadt auf viele Jahre hinaus schwer werden sich wieder ein Mountainbike-Weltmeisterschaft zu sichern. Denn grundsätzlich ist die WM in Albstadt nur in Olympiajahren möglich, da in Albstadt aufgrund der Topographie keine Downhill-Rennen ausgetragen werden können. 

Normalerweise werden die WM-Wettkämpfe im Cross-Country und im Downhill-Wettbewerb gemeinsam ausgetragen. Außer in Olympia-Jahren. Denn nur die Cross-Country-Fahrer starten auch bei Olympia – die Downhill-Fahrer nicht.

Bleibt Albstadt eine Mountainbike-Hochburg?

Finanziell ist die WM für Albstadt ein großes Risiko. So oder so – ungestreift wird Albstadt aus der Sache nicht herauskommen. Stephan Salscheider, Chef des Sportpromoters Skyder und federführend an der WM-Organisation beteiligt, verweist – bei allem Verständnis für die Position der Räte – auf den immateriellen Schaden, den ein radikaler Verzicht auf die Rolle der MTB-Hochburg bedeuten könnte: "Wir würden viel zerstören, was wir in Jahren mühsam aufgebaut haben – und nicht nur im Bereich des Spitzensports. Auch unser Renommee in Sachen Outdoor-Tourismus und Breitenradsport wäre mächtig angekratzt."