Das Singer Racing-Team mit Simon Stiebjahn (links) und Jakob Hartmann belegte in diesem Jahr den sechsten Platz. Foto: Nick Muzik

Profi-Mountainbiker Simon Stiebjahn startet für das Schwenninger Singer Racing-Team beim Cape Epic in Südafrika, dem bekanntesten und wohl härtesten Mountainbikerennen der Welt. Der 34-jährige Weltranglistenzweite erzählt, warum seine „Tour de France“ in diesem Jahr besonders anstrengend war.

Das Cape Epic ist mehr als ein Saison-Höhepunkt. „Es ist auch ein Überlebenskampf“, sagte Georg Egger, Cape-Epic-Sieger 2022, jüngst dem SWR. Sein Team schaffte es in diesem Jahr nicht ins Ziel des legendären Mountainbikerennens. Teamkollege Lukas Baum musste wegen Magen-Darm-Problemen aufgeben.

 

Kein Einzelfall, selbst im Profi-Bereich erreichten zahlreiche Fahrer das Ziel des achttägigen Rennens in diesem Jahr nicht.

Simon Stiebjahn vom Schwenninger Team Singer Racing-Team schafft es mit seinem Teamkollegen Jakob Hartmann hingegen bis nach Stellenbosch. In der Unistadt in den Cape Winelands endet die Tortur. Das Team belegt im Eliterennen sogar Platz sechs.

Aber es geht nicht nur um Sport. „Die Lust auf Abenteuer gehört dazu“, betont Stiebjahn – und erinnert sich an eine Schlange in seiner Unterkunft, die von einem Teambetreuer „entsorgt“ werden musste.

Der Tagesablauf

Um 4:30 Uhr geht es raus aus dem Bett. Morgens ist es kalt, 6 bis 7 Grad Celsius, doch im Laufe des Tages wird es sehr warm. Stunde um Stunde geht es durch die südafrikanische Wildnis. Durch Hitze, Staub, tiefen Sand, Geröll. „Ja, man muss ein bisschen verrückt sein“, sagt Stiebjahn mit Blick auf das „harte Gelände“ und die „zahlreichen Unwägbarkeiten“ in Südafrika.

Der Weltranglistenzweite nahm zum zehnten Mal am Cape Epic teil, 2021 wurde er Zweiter. Teamkollege Jakob Hartmann debütierte.

Für den Erfolg achtet das Singer Racing-Team sehr genau auf die Ernährung. „Wir waschen das Obst und das Gemüse mit Natronlauge und Wasser“, erklärt Stiebjahn. Für europäische Mägen sei das mit Leitungswasser gewaschene Obst in Südafrika nicht immer unbedenklich.

Mentale Müdigkeit

Zudem hat sich das Team in einem Baumarkt Mückennetze gekauft, um Nachts das Fenster öffnen zu können. In diesem Jahr war es beim Cape Epic besonders heiß. Das Duo Stiebjahn/Hartmann kam in der ersten Tagen zwar nicht in die Nähe eines Tagessieges, blieb allerdings gesund und fit.

„Es ist mental extrem schwierig“, gibt Stiebjahn einen Einblick in die Gefühlswelt der Fahrer. „Es ist so, wie wenn du nach einem Prolog sieben Tage in Folge den Ultra Bike Marathon in Kirchzarten fährst oder den Schwarzwald-Marathon in Furtwangen.“

Körperliche Probleme

Die großen körperlichen Anstrengungen machten sich auch auf der fünften Etappe bemerkbar. Mittags stiegen die Temperaturen auf über 40 Grad. „Durch den Staub sind die Atemwege belegt. Jaki (Jakob Hartmann) hatte ab dem fünften Tag stark damit zu kämpfen“, blickt Stiebjahn zurück.

Über Stock und Stein: Simon Stiebjahn kämpfte sich beim Cape Epic ins Ziel. Foto: Sam Clark

Auch er spürte noch Tage nach dem Cape Epic, dass seine Lunge mit Schleim belegt war. Doch Stiebjahn ist bereits wieder ins Training eingestiegen. Er blickt „eher enttäuscht“ auf das Ergebnis beim Cape Epic zurück: „Es ist nicht ganz das, was wir uns ausgerechnet hatten.“

Zwischen Erfolg und Abenteuer

Für Simon Stiebjahn stehen in diesem Jahr noch zahlreiche weitere Rennen auf dem Programm, darunter drei Weltcups. Ein ganz großes Highlight steigt am 21. September: Die Weltmeisterschaften in Snowshoe/USA. 2023 hat Stiebjahn dort einen Weltcup gewonnen. „Die Strecke liegt mir“, blickt Stiebjahn auf den Tag, an dem „viel zusammen kommen muss“.

Mit seinen Erfolgen sei sein sportlicher Anspruch größer geworden. Stiebjahn weiß aber, dass es nicht nur um das Ziel, sondern auch um den Weg geht. Auf diesem Weg warten noch zahlreiche Abenteuer auf ihn.

Das Cape Epic

Das Cape Epic ist ein achttägiges Mountainbike-Etappenrennen in Südafrika. Aufgrund des hohen medialen Interesses und den sehr herausfordernden Strecke wird es oft mit der Tour de France der Radrennfahrer verglichen. In diesem Jahr wurde die 20. Ausgabe ausgetragen.

Zu absolvieren waren mehr als 600 Kilometer und über 16 000 Höhenmeter. 727 Teams traten in neun Kategorien an. Im Eliterennen der Männer waren 54 Zweierteams am Start. 42 davon erreichten das Ziel.

Beträgt der Abstand beider Teamkollegen mehr als zwei Minuten, droht dem Team eine Zeitstrafe. Die Maßnahme dient der Sicherheit in der entlegenen Wildnis Südafrikas. Das Männer-Rennen gewannen in diesem Jahr Nino Schurter aus der Schweiz und Sebastian Fini aus Dänemark.