Norbert Haug und Mercedes gehen von 2013 an getrennte Wege. Foto: dpa

Norbert Haug muss nach 22 Jahren als Motorsportchef bei Mercedes gehen. Der Vertrag mit dem 60-Jährigen werde zum Saisonende in "beiderseitigem Einvernehmen" aufgelöst, hieß es beim schwäbischen Autobauer am Donnerstag.

Stuttgart - Die Formel 1 verliert eines ihrer in Deutschland bekanntesten Gesichter. Nach einem der sportlich erfolglosesten Jahre seit langem muss Motorsportchef Norbert Haug bei Mercedes gehen - nach 22 Jahren. „Leider konnten wir seit der Gründung unseres eigenen Formel-1-Werksteam seit 2010 unsere eigenen Erwartungen mit einem Sieg 2012 noch nicht erfüllen, aber die Weichen sind für Erfolge gestellt und das Team und unsere Fahrer werden alles geben, diese zu erreichen“, erklärte Haug am Donnerstagmittag selbst. Kurz zuvor hatte „Sport Bild“ bereits die Trennung vermeldet.

Der Vertrag mit Haug, der erst vor drei Wochen seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte, wird zum Jahresende offiziell „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst, wie der schwäbische Autobauer mitteilte. „Norbert Haug war über 20 Jahre lang das Gesicht des Motosport-Engagements von Mercedes-Benz. Er hat für mich eine ganze Ära geprägt - und als Highlight die erfolgreiche Rückkehr der Silberpfeile in die Formel 1 verantwortet“, erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche.

Punktemäßig schlechteste Saison seit 2010

Dabei war die Bilanz der Silberpfeile trotz des spektakulären Comebacks von Rekord-Champion Michael Schumacher seit 2010 alles andere als erfolgreich. Erst in diesem Jahr gewann Nico Rosberg in China den ersten Grand Prix für Mercedes seit der Silberpfeil-Rückkehr vor drei Jahren. Punktemäßig entwickelte sich die abgelaufene Saison dennoch zur schlechtesten seit 2010.

Auch deshalb hatte Schumacher am Ende wohl keine Energie mehr und beendete im Oktober endgültig seine Karriere. Danach wurde der Umbruch bei Mercedes eingeleitet. Ex-Champion Lewis Hamilton wurde für viel Geld bei McLaren als Schumacher-Nachfolger losgeeist, Ex-Weltmeister Niki Lauda für den Aufsichtsrat gewonnen. „Ich hoffe, dass es mit den Silberpfeilen wieder bald so wie in China läuft“, hatte Haug zum Saisonende noch geunkt. Für ihn ist beim Neuanfang nun aber kein Platz mehr. Auch in der DTM schnappte Markenrivale BMW den Schwaben gleich im ersten Jahr der Rückkehr den Titel weg.

Von 2013 an soll alles besser werden

Was nach außen hin durchaus überraschend kam, hatte sich intern wohl schon länger angedeutet. Gegen Spekulationen über seine Zukunft nach seinem 60. Geburtstag wehrte sich Haug bereits nicht mehr.

Der frühere Motorsport-Journalist war seit dem 1. Oktober 1990 Sportchef bei Mercedes. „Diese Zeit hatte keine Sekunde ohne Leidenschaft für mich parat“, sagte Haug nun. Sechs Formel-1-WM-Titel und 87 Grand-Prix-Siege fallen in seine Verantwortung - alle zusammen mit anderen Partnern errungen. Im Deutschen Torenwagen Masters (DTM) gewann Mercedes unter Haugs Verantwortung 32 Titel. „Wir haben seit 1991 viel gewonnen und sehr viel erreicht, und mein Dank dafür gilt all meinen Kollegen“, bilanzierte Haug.

Nur die letzte Etappe seit 2010 misslang vor allem in der Formel 1 völlig. Nach dem Kauf des Weltmeisterteams Brawn GP wurden die deutschen PS-Fans bitter enttäuscht. Ab 2013 soll nun wieder alles besser werden. Die Zeit von Schumacher und Haug ist dann endgültig vorbei.