Ein sportliches Abenteuer in Chile wartet auf die Enduro-Fahrerin Nadine Maier. Foto: Maier

Motorsport: Enduro-Fahrerin des MSC Betra für deutsches Ladies-Team bei WM in Chile nominiert. Mit Interview

Vom 12. bis 17. November findet in Chile die Mannschaftsweltmeisterschaft im Enduro, die Six Days, statt. Und das unter Beteiligung einer Motorsportlerin des MSC Betra. Die 25-jährige Nadine Maier wurde nominiert, Deutschland in der Ladies Trophy mit zu vertreten.

In einem Gespräch gibt Nadine Maier Auskunft zu den Umständen ihrer Nominierung und der Vorbereitung auf die Six Days im fernen Südamerika.

Wann haben sie von der Nominierung für dieses Großereignis erfahren?

Nadine Maier: Schon im Februar. Das war aufregend und auch ein kleiner Schock.

Warum ein Schock?

Zum einen bin und war ich natürlich ganz stolz Deutschland zu vertreten. Aber gleichzeitig wusste ich auch, dass da einiges auf mich zukommt. Um an den Six Days teilzunehmen, braucht man eine ganz andere Fitness und Training wie bei den Amateur Rennen, die ich normalerweise fahre. Außerdem musste ich nicht nur körperlich fit werden, sondern auch Technik fit. Und ich steckte da gerade noch mitten in den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen meines Studiums. Daher konnte ich auch erst im Mai mit den Vorbereitungen beginnen.

Aber warum mussten sie in der Technik fit werden? Normalerweise gibt es da doch den Vater, auch ein begeisterter Endurist, oder andere Helfer, die Ihnen zur Seite stehen?

Eine der Besonderheiten bei den Six Days ist es, dass der Fahrer alles, und ich meine wirklich alles, alleine machen muss. Wir dürfen zwar einen Mechaniker mitnehmen, in meinem Fall ist es mein Freund Chris. Der darf aber mein Motorrad nicht einmal anfassen. Wenn ich also zum Tanken komme, dann muss ich den Tankdeckel aufmachen und Chris darf nur das Benzin einfüllen. Wenn ich während des Rennens einen Defekt habe, muss ich alles selbst reparieren. Und abends haben wir Fahrer nur 15 Minuten Zeit unser Motorrad zu warten und für den nächsten Tag vorzubereiten. Benötige ich mehr Zeit, wird diese als Strafe auf meine gefahrene Zeit angerechnet.

Wie laufen denn solche Six Days überhaupt ab?

Anfang November fliegen wir mit unserem ganzen Material nach Chile. Wir haben dann ein paar Tage Zeit, um uns an das Klima zu gewöhnen und vor allem die Sonderprüfungen mit den Hindernissen abzulaufen. Das nimmt schon einige Zeit in Anspruch. Am 11. November ist dann die Eröffnungsfeier und ab 12. November geht es d los. Wir werden jeden Tag zwischen 300 und 370 km auf unserer Enduro fahren und einige Sonderprüfungen ablegen müssen. Tag eins und zwei sind identisch. Am dritten Tag wird eine neue Strecke mit neuen Sonderprüfungen gefahren, die tage vier und fünf sind dann wieder gleich. Am fünften Tag gibt es wieder eine separate Streckenführung und am letzten, dem sechsten Tag, gibt es ein klassisches Motocross Rennen.

Wie sehen die Sonderprüfungen genau aus?

Wir müssen zum Beispiel ganz steile Bergauf- oder Bergabfahrten machen, über Steinfelder, Baumstämme oder ähnliches fahren. Ganz beliebt sind aber auch Fluss- oder Teichdurchquerungen.

Sie haben erst im Mai angefangen, sich auf die Six Days vorzubereiten. Das ist eigentlich ein sehr kurzer Zeitraum?

Eigentlich neben der Arbeit unmöglich. Aber ich bin meinem Vater so unendlich dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, mich zu 100 Prozent erst einmal auf meinen Sport zu konzentrieren. Erst nach den Six Days fange ich im Dezember an in unserem Familienbetrieb zu arbeiten und die Zeit zwischen Studium und jetzt konnte ich eben voll für die Vorbereitung verwenden.

Und wie im Einzelnen sah dann ihre Vorbereitung aus?

Zu allererst bin ich nach Aschaffenburg zu PeKaFit gefahren. Das ist ein Spezialist für Leistungsdiagnostik und arbeitet viel im Motocross/Enduro Bereich. Nach einigen Tests, darunter auch Laktattests, wurde ein spezieller Trainingsplan für Kraft und Ausdauer erstellt. Danach arbeite ich und der wird auch kontinuierlich überprüft und angepasst. Und dann stand natürlich auch das Training auf dem Moped im Vordergrund. Ich habe Sondertrainings mit Marco Dorsch, einem Profitrainer, gemacht und bin viel mit meiner Enduropartnerin Larissa Mayer gefahren.

Mit ihr sind sie ohnehin ganz erfolgreich unterwegs?

Ja, 2016 bin ich deutsche Vize-Enduro-Meisterin im Einzel geworden und danach bin ich mit Larissa an verschiedenen Teamwertungen für den MSC Betra an den Start gegangen. Unter anderen sind wir letztes und auch dieses Jahr baden-württembergische Landesmeister im Team geworden.

Sie starten in der Ladies Trophy und ihr seid da drei Mädels. Die kennen sie sicherlich doch schon lange?

Ja, ein Ladies Trophy Team besteht aus drei Fahrerinnen. Neben mir sind noch Selina Schittenhelm und Tanja Schlosser im Team. Selina ist auch aus Baden-Württemberg und Tanja ist aus Bayern. Beide kommen aus dem klassischen Motocross-Bereich und wurden kurzfristig nachträglich nominiert, daher kennen wir uns noch nicht so gut.

Was sind denn die konkreten Ziele?

Bei den Six Days ist es für mich sehr wichtig, dass ich verletzungsfrei ins Ziel komme und dass meine Familie stolz auf mich ist. Ansonsten möchte ich nächstes Jahr die komplette Enduro-EM-Serie, die in Portugal, Finnland, Slowenien und Estland stattfindet, mitfahren. Das wird ein ganz schöner Kraftakt, speziell im finanziellen.

Wer unterstützt sie denn in dieser Hinsicht?

Viel wird von mir und meinen Eltern getragen. Unterstützt werde ich aber auch von meinem Team Enduro Fleischer und 7.8 Media. Aber ich muss mich jetzt definitiv auf Sponsorensuche machen, denn je höher die Serie ist, in der man fährt, desto teurer wird es auch.

 Das Gespräch führte Silke Weiß.