Maschinen und Fahrer wohlauf: Ulrich Brezing (links) und Klaus Schmid-Krimmer, angekommen an der Ostsee Foto: Brezing

Zwei „alte“ Männer mit ihren noch älteren DKW-Motorrädern haben sich zwölf Tage gegönnt, um einer alten Leidenschaft zu frönen und wie in alten Zeiten mit Zeit und Muße durch Deutschland zu reisen. Alles klappte wie am Schnürchen, und sie sind wieder daheim – sogar mit einem Pokal in ihren Taschen.

Klaus Schmid-Krimmer und Ulrich Brezing, beide jung gebliebene und rüstige Ruheständler, wollten es noch einmal wissen. 2014 hatten sie eine Alpentour über zehn Pässe mit ihren alten Maschinen unternommen, diesmal schonten sie ihre Oldtimer – und sich selbst – und erklommen fast keine Pässe.

 

Abseits der großen Straßen tuckerten und knatterten sie aber aus dem Schwarzwald an die Ostsee, rauf und runter durch die Hügellandschaften von Odenwald, Spessart und Harz, Thüringen und Rhön, durch die Kyffhäuser Berge und weitere Mittelgebirgszüge und mehrere Naturparks.

Ziel war das DKW-Oldtimertreffen in Krummbek, rund 20 Kilometer von Kiel entfernt, und dort erhielten sie auch sofort den Pokal für die am weitesten angereisten Gäste. Immerhin hatten sie 1100 Kilometer hinter sich gebracht.

Maschinen über 70 Jahre alt

Das ist schon eine Leistung, wie Klaus Schmid-Krimmer erklärt: „Mit solchen kleinen und alten Maschinen machen das nur wenige, das traut man diesen über 70 Jahre alten Oldtimern nicht mehr zu.“

Die Maschine von Ulrich Brezing, eine RT 125 mit 4,7 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern, stammt noch von seinem Vater, der sie 1950 neu gekauft hatte. Sie war vollkommen zerlegt und in Kisten verstaut. In mühsamer Kleinarbeit hat Brezing sie wieder zusammengebaut und zum Laufen gebracht.

Nur Fahrradfahrer waren noch langsamer

Sein Freund Klaus Schmid-Krimmer hat eine RT 200 mit 8,5 PS aus dem Jahr 1952, die mit 91,5 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit angegeben ist. Er hat sie sich in den 90er-Jahren gekauft und in einer mehrjährigen Odyssee zu einer zuverlässigen Maschine werden lassen. Unzählige Flüche und Starthilfen waren davor an der Tagesordnung.

Bei den alten Motorrädern handelt es sich um Zweitakter. Das bedeutet, dass die beiden Maschinen in zunehmender Höhe an Leistung verlieren, was dieses Mal aber nicht so sehr ins Gewicht fiel. Manchmal schaffen die Motorräder im ersten Gang kaum 20 Stundenkilometer – der Harz und auch der Thüringer Wald haben ordentliche Steigungen. Klaus Schmid-Krimmer: „Nur Fahrräder waren manchmal noch langsamer als wir.“

In Krummbek besuchten die beiden Abenteurer das DKW-Oldtimertreffen. Foto: Brezing

Aber stets schnurrten die DKW mit zusammen nicht einmal 15 Pferdestärken wie gut geschmierte Nähmaschinen, und immerhin erreichten die beiden Oldtimer auf der Ebene eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 bis 45 Stundenkilometern – und wenn es hinauf ging, durchschnittlich 35 Stundenkilometer.

Diese Geschwindigkeit erforderte gutes Sitzfleisch. 270 Kilometer fuhren die beiden Oldtimerfans im Schnitt pro Tag. Das bedeutete eine reine Fahrzeit von sechs Stunden. Das Ganze geschah stets abseits der großen Straßen und Autobahnen, die Uli Brezing ausfindig gemacht hatte. Schmid-Krimmer: „Das hätte weder uns noch den Brummifahrern Spaß gemacht.“

Schöne Begegnungen

Stilecht orientierten sich die beiden auch mit der guten alten Straßenkarte. Nur wenn die Motorradfahrer plötzlich vor einer Straßensperre standen, holten sie doch ihr Smartphone hervor, um mal schnell nach einer Alternativstrecke zu googeln. „Wir fuhren auch durch Brasilien und Kalifornien“, erzählt Schmid-Krimmer vollen Ernstes, dann schmunzelt er und meint: „Das sind ganz kleine Orte, die wir tatsächlich auf unserer Fahrt durch Deutschland entdeckt haben.“ Sie liegen beide an der Ostsee.

Dass die Reise sehr gemütlich war, hat den beiden Abenteurern gefallen. „Mit dem Auto wären wir an einem Tag an der Ostsee gewesen, so haben wir drei Tage gebraucht. Aber der Weg – insgesamt 2700 Kilometer – war unser Ziel, und wir haben das sehr genossen.“

In den zwölf Tagen gab es nur zweimal Regen – und viele schöne Begegnungen mit Menschen, die natürlich vor allem die Maschinen der beiden Abenteurer bewunderten.