Friedmar Riedlinger führt in dritter Generation die Mosterei in Schömberg. Foto: Holderied

Friedmar Riedlinger beherrscht das Handwerk des Mostens schon seit seinem zehnten Lebensjahr. Die Mosterei gegenüber des Gasthofs Plettenberg ist seit fast 90 Jahren im Besitz seiner Familie.

Brettacher, Berner Rosen und Boskop – Kenner wissen, dass es sich hierbei um Apfelsorten handelt. Genauer gesagt sind es Äpfel von Streuobstwiesen, und diese sind Friedmar Riedlinger gewiss nicht fremd.

 

Die Mosterei der Familie Riedlinger ist schon seit drei Generationen in ihrem Besitz. „Ich habe damals 1980 die Mosterei von meinem Vater übernommen, der wieder rum hat sie um 1950 rum von seinem Vater übernommen“, erklärt der Friedmar Riedlinger. Mit zehn Jahren habe er angefangen in der Mosterei mitzuhelfen.

Sein Großvater hat 1918 mit der Most-Produktion begonnen. Damals habe er noch mit einer fahrbaren Handpresse gearbeitet. Erst 18 Jahre später hat er die Mosterei-Hütte gegenüber des Gasthofs Plettenberg in Schömberg gebaut. Seitdem wurde das Häuschen schon einige Male renoviert. Die Produktion wurde im Vergleich zu den Anfangsjahren stark automatisiert.

Riedlinger beherrscht den Prozess im Schlaf

Die Äpfel werden im ersten Schritt von einer Waschanlage gesäubert: Gräser, Blätter und Dreck werden entfernt und faule Äpfel von Hand aussortiert. Von dort werden sie über eine Spirale in eine Art Häcksler transportiert, wo die Äpfel von 20 Messern zerkleinert werden.

Die kleinen Apfelstücke werden von einer Wanne in die Presstücher gefüllt, um den Saft von der entstandenen Maische zu trennen. Danach wird der fertige Saft in Fässer gepumpt. Der Saft könne im Anschluss auch noch erhitzt werden, um ihn haltbarer zu machen. Das sei dann naturtrüber Apfelsaft. Ansonsten entsteht wegen der Gährung in wenigen Tagen Most. Das „Mosten“ dauert bei Friedmar Riedlinger, der dabei aussieht, als hätte er nie etwas anderes gemacht, nur einige Minuten.

Aus 100 Kilo Äpfeln können rund 60 Liter Saft gewonnen werden. Foto: Holderied

Die Most-Saison beginnt etwa Mitte September und dauert bis Anfang November. Im Herbst steht er jeden Samstag von 8 Uhr bis etwa 17 Uhr in der Mosterei in der Bahnhofstraße. „Auf Nachfrage komme ich auch unter der Woche in die Mosterei, das ist überhaupt kein Problem. Ich bin mittlerweile ja auch schon in Rente“, ergänzt der ehemalige Bänker.

Kunden aus Schömberg und aus der ganzen Region suchen die Mosterei auf, um aus ihrem eigenen Streuobst Saft zu gewinnen, darunter auch einige Stammgäste. „Die Leute können selber dabei mithelfen Apfelsaft aus ihren ganz eigenen Äpfeln herzustellen“, sagt er in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Natürlich werden nicht nur Äpfel verarbeitet, sondern auch Birnen.

Sie zahlen dabei für 15 Liter Apfelsaft drei Euro. Die Mosterei unterscheidet eine Sache grundlegend von großen Produktionen: „Das Besondere ist, dass unsere Kunden tatsächlich ihren eigenen reinen Saft aus ihren eigenen Äpfeln bekommen. Große Unternehmen können das fast nicht gewährleisten“, erklärt seine Frau Ulrike Riedlinger.

Friedmar Riedlinger verteilt die Maische im Presstuch. Foto: Holderied

Aus 100 Kilogramm Äpfeln können rund 60 Liter Saft gewonnen werden. Aus der gleichen Menge Birnen kann man wegen ihres höheren Wasseranteils etwas mehr Saft herstellen. „Birnenmost ist ebenfalls sehr lecker“, findet Ulrike Riedlinger. „Der perlt dann auch im Glas, fast wie Sekt“

Aber nicht nur Stammgäste und Neukunden suchen die Mosterei der Riedlingers auf. Auch Schulklassen, Kindergärten und der Schwäbische Albverein aus Schömberg statten der Apfelsaftproduktion regelmäßig Besuche ab. „Eines der Kinder hat mich neulich gefragt, ob das der Apfelsaft sei, den sie immer im Supermarkt kaufen“, erzählt sie und grinst.

Die Apfelernte war nicht überall gut

Zum Abschluss der Saison ziehen die Riedlingers Blianz: „Die Qualität war dieses Jahr wirklich gut, der Saft war süß und hatte ein angenehmes Aroma“, meint Ulrike Riedlinger. Doch das sei keine Selbstverständlichkeit. Bei wenig Sonne und viel Niederschlage gehe das süße Aroma verloren. In kälteren Gebieten, zum Beispiel in Richtung Heuberg, sei die Ernte dieses Jahr schlechter ausgefallen. „ Einige Obstbäume waren bereits voll in der Blüte als nochmals Frost kam. Da hatten wir mehr Glück“, erklärt Ulrike Riedlinger.

Friedmar Riedlinger besitzt selbst einige Streuobstwiesen. „Ich finde das wirklich eine tolle Sache. Streuobstwiesen sind so viel wichtiger als man denkt“, sagt der Rentner. So spielten sie vor allem für die Umwelt eine große Rolle. „Und wer kann schon von sich behaupten, dass er seinen eigenen Saft Zuhause hat.“, sagt er und schmunzelt.