In Georg Tritschlers Mosterei in Hubertshofen können Gartenbesitzer und Landwirte ihre Apfel, Birnen- und Quittenernte zu Saft verarbeiten.
Im Moment ist es in der Hubertshofener Mosterei des Ago e. V., dessen erster Vorsitzender Georg Tritschler ist, noch ruhig, doch schnell ändert sich dies, wenn Schulklassen oder Kinder der umliegenden Kindergärten den 56-jährigen besuchen, um bei ihm alles Wissen über die Herstellung von Apfelsaft bis hin zur Streuobstwiese zu bekommen.
Schon seit einigen Jahrzehnten gibt es in Hubertshofen eine kleine Mosterei, die seit den 1970-er Jahren von der Familie Tritschler betrieben wird. „Ich war schon als kleiner Bub immer in der Mosterei mit dabei und habe meinem Vater Emil über die Schulter geschaut und später dann auch tatkräftig mitgeholfen“, so Georg Tritschler.
Nach über 30 Jahren Mithilfe übernahm Sohn Georg dann die Mosterei unter tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Sandra und der Söhne Maximilian und Finn. Bevor allerdings die Hubertshofener Mosterei mit dem Einzugsgebiet zwischen Schwarzwald und der Baar wieder richtig an den Start gehen konnte, hieß es für die Familie Tritschler nach ein paar Jahren ordentlich zu investieren und mittels eines großen Spendenaufrufs das kulturelle Erbe der Region zu erhalten.
Entkernung und umfangreicher Umbau
Nicht nur die alte Mosterei wurde „entkernt“, sondern auch das angrenzende Schlachthaus mit in die Neugestaltung einbezogen. Während die Stadt Donaueschingen als Eigentümer die Außenrenovierung, so auch das Dach, vornahm, wurde mittels des gemeinnützigen Vereins Ago der umfangreiche Umbau vorgenommen – von der gesamten Infrastruktur wie Wasser und Strom bis hin zum modernen Maschinenpark. „Eigentlich stellen wir hier keinen Most, sondern Apfelsaft her“, erklärt Georg Tritschler, der mit großer Leidenschaft und Herzblut den Kindern erklärt, dass dieser nicht vom Supermarkt kommt. Hierzu wurde eine große Streuobstwiese mit einem Streuobstlehrpfad eingerichtet, der am Mosthäusle beginnt.
Große Schautafeln sorgen für die Erklärungen. „Natürlich dürfen die Kinder alles probieren und ausprobieren, dies gilt auch für den Apfelsaft.“ 30 bis 40 Schulklassen und Kindergartengruppen besuchen Georg Tritschler jährlich.
Hochbetrieb herrscht in den Monaten September bis November, dann kommen auch die Landwirte und Gartenbesitzer von überall her, denn es gibt nur noch wenige Mostereien. In dieser Zeit nimmt sich Georg Tritschler sehr viel freie Zeit, um seinem Hobby nachzugehen. „Wir machen dies nicht aus finanziellen Gründen, denn reich werden kann man mit dieser Arbeit nicht“, so Tritschler. Aber man wolle das kulturelle Erbe bewahren und zeigen, wie lecker und gesund selbstgemachter Apfelsaft ist.
Die Anlage kann Äpfel, Birnen oder Quitten verarbeiten, jedoch kein Steinobst wie Kirschen oder Zwetschgen. Das Obst wird im Wasserbad gewaschen, kommt über eine Schnecke in eine Rätzmühle, wo es zerkleinert wird. Dort wird es über ein Lochsiebband gedrückt. Der Trester – das sind die festen Rückstände – läuft über ein Förderband in einen Anhänger und wird von Jägern sehr gerne als Wildfutter im Winter verwendet.
Jeder bekommt den Saft aus seiner eigenen Anlieferung
Der frische Obstsaft wird vom jeweiligen Besitzer entweder in Fässer gepumpt, um ihn mit nach Hause zu nehmen, oder direkt in der Mosterei zu haltbarem Saft verarbeitet. Über 80 Prozent des Saftes werden über ein Filtersystem in einen der sechs Edelstahltanks mit je einem Volumen von 200 Litern gefüllt und dann mit einem Durchlaufpasteurisator auf 78 Grad erhitzt.
Das Besondere: Jeder bekommt seinen Apfelsaft aus der eigenen Anlieferung. Der frische Saft wird dann je nach Wunsch der Kunden entweder in Bag-in-Box-Kartons oder in Glasflaschen abgefüllt. Innerhalb von 30 bis 45 Minuten ist der gesamte Vorgang von der Obstwäsche bis zum fertig verpackten Saft erledigt. „So können die Kunden diesen direkt mitnehmen und müssen nicht noch ein zweites Mal herfahren.“
Auch kleinere Mengen sind möglich
Möglich sind auch kleinere Mengen ab 50 Kilogramm, um später eigenen Saft zu haben. „Wir machen das Beste aus Äpfeln und Birnen“, heißt der Leitspruch in der Mosterei Hubertshofen, wo der Saft durch die schonende Zubereitung einen besonders hohen Aroma- und Vitamingehalt aufweist.
Das englische Sprichwort „an apple a day keeps the doctor away” gilt sicherlich nur für alte ungespritzte Apfelsorten, zum Beispiel Renette, wie sie in den Streuobstwiesen noch zu finden sind.
Zwar sehen diese nicht immer so glänzend aus wie die gespritzten Äpfel aus dem Supermarkt, doch dafür sind sie voll mit Vitaminen.