Carmen Ruppert vor ihren großformatigen Bildern "Hemd" und "Hose" Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Carmen Ruppert zeigt unter dem Titel "Starke Frauen" ihre Werke im Rathaus Mötzingen

Bilder von Carmen Ruppert aus 14 Jahren ihrer kreativen und leidenschaftlichen Schaffenszeit werden bis Mitte Oktober im Mötzinger Rathaus ausgestellt. Werke, die provozieren und zum Nachdenken anregen, bestimmen die Schau, die mit einer gut besuchten Vernissage eröffnet wurde.

Mötzingen. "Die Wolken sind rot", so lautete der erste Musiktitel zur Ausstellungseröffnung, auf der Gitarre gespielt von Heiko Lohner und gesungen von Michaela Kuti. Aber nicht nur die Wolken sind rot, die Farbe Rot zieht sich wie der gleichnamige Faden durch die Schau von Carmen Ruppert. Sie hat für die Ausstellung in Mötzingen eigens gegenständliche Bilder zum Thema "Starke Frauen" angefertigt, obwohl sie sonst gerne und überwiegend abstrakt malt.

Bürgermeister Marcel Hagenlocher begrüßte die zahlreichen Gäste im Rathaus zur 36. Vernissage unter dem Motto "Kunst verbindet" und zeigte sich stolz darüber, dass es so viele Künstler gibt, die einen Bezug zu Mötzingen haben und hier ausstellen. Die Schau verbindet dabei nicht nur die Menschen im Ort, sondern auch weit darüber hinaus. So manch einer hatte eine weitere Anfahrt.

Heike Vitzthum, Künstlerin aus Bondorf, sprach die Laudatio und führte in die Werkschau mit der Frage ein, ob Frauen nackt sein müssen, um ins Museum zu kommen. Tatsächlich sind Frauen in Museen als Künstlerinnen unterrepräsentiert. Und noch zur Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert war eine Künstlerexistenz als weiblicher Lebensentwurf kaum realisierbar. Außer in Klöstern oder beim Sticken von Gobelins wurden ihnen künstlerische Fähigkeiten sogar gänzlich abgesprochen.

Auch heute noch stehen einschränkende kulturelle Vorstellungen, familiäre Zwänge und gesellschaftliche Konventionen sowie ökonomische Interessen der künstlerischen Berufsausübung von Frauen entgegen. Hingegen als Bildmotiv verwendet und nackt im Museum gezeigt, stellen sie mit mehr als 80 Prozent der gezeigten Nacktbilder die überwiegende Mehrheit. Also muss die Eingangsfrage klar mit einem Ja beantwortet werden.

Frauen wollen gefallen, nicht anecken und auch nicht provozieren. Das gilt nicht für die extravagante Malerin Carmen Ruppert, wovon man sich eindrücklich an ihrer Objektkunst "Hosen runter" überzeugen kann. Ein Mann mit roter Perücke im roten Damenkleid, zu dessen Füßen eine herabgelassene Hose liegt. Dieses Ausstellungsobjekt empfängt die Gäste bereits beim Betreten des Hauses und steht direkt neben dem Bild einer Frau mit grünen Haaren, überdimensionalen Lippen, stechendem Blick und entblößten Brüsten vor knallrotem Hintergrund mit dem Titel "Donatella".

Was Ruppert mit ihren Bildern aussagt, spiegelt sich auch in ihrem Auftreten. Zur Vernissage trägt sie ein kurzes schwarzes Etuikleid, um ihre Schultern ein knallroter Umfang aus Federn und dazu, wie könnte es anders sein, knallrote Pumps. Ein wahrer Hingucker, wie ihre Bilder auch, die zum einen die Entwicklung der vergangenen 14 Schaffensjahre verdeutlichen, dabei vom kleinsten bis zum Großformat reichen und die sprühende Lebensfreude der Künstlerin vermitteln.

Gerne malt sie nachts, wenn der Verstand ausgeschaltet ist oder bei einer Flasche Sekt, aber am liebsten natürlich, wenn beides zusammentrifft, meint sie lachend. Die Laudatorin beschreibt sie beim Malen als intuitive Kunstschaffende, die ohne Rücksicht auf schmutzige Hände und Farbspritzer in der Umgebung, in einer Art wilden Handlung agierend.

Es sind die pure sowie persönliche Kraft und Stärke, die sich in ihren Bildern offenbaren, dessen Ausmaße nicht groß genug sein können. Diese beiden Attribute vermittelt die studierte Sportmanagerin seit mehr als zwei Jahrzehnten in ihren Persönlichkeitstrainings für Frauen und Mädchen beim Verein "Wir stärken dich". Sie verfolgt dabei das Ziel, Frauen zu höherem Selbstwertgefühl und mehr Selbstbestimmung zu verhelfen.

Eigene Stärken werden freigesetzt, wodurch auch das Kunstschaffen freier und wilder wird und das Innerste den Weg auf die Werke findet. Hiervon überzeugen die Werke von Ruppert, wenn man durch die Ausstellung läuft und dabei versteht, was sie damit meint. Ruppert eröffnete ihre "Starke Frauen"-Ausstellung mit den Worten "Habt Spaß und betrinkt Euch."

Die rund 20 Kunstwerke sind im Erdgeschoss und im Obergeschoss des Rathauses Mötzingen ausgestellt und können bis Mitte Oktober während der Öffnungszeiten betrachtet werden.