Christian Zeisler (von links), Bürgermeister Marcel Hagenlocher und Rolf Schneide freuen sich, dass die Realisierung des Mötzinger Betreuungszentrums begonnen hat. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Millionenprojekt: Betreuungszentrum bietet Mötzingen mehrere zukunftsträchtige Nutzungsmöglichkeiten

Bereits seit Anfang August rollen in Mötzingen die Bagger und heben die Baugrube für das künftige Betreuungszentrum in der Ortsmitte aus. Für die Gäugemeinde ist das millionenschwere Projekt ein echter Meilenstein, denn dort entstehen gleich mehrere zukunftsträchtige Nutzungen.

Mötzingen. Wie Bürgermeister Marcel Hagenlocher in dieser Woche bei einem Pressegespräch im Rathaus deutlich machte, hat sich der Gemeinderat dazu zwei starke Partner ins Boot geholt. Während die Baugenossenschaft Sindelfingen, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, den Gebäudekomplex errichtet, wird die Sindelfinger Stiftung Innovation und Pflege den künftigen Betrieb des Betreuungszentrums übernehmen.

Den Ausschlag gibt eine Umfrage

Außerdem erinnerte der Mötzinger Rathauschef an die Entstehung des ehrgeizigen Projektes. Eine Umfrage unter den Mötzinger Bürgern über 55 Jahren brachte es vor sechs Jahren an den Tag: 90 Prozent der Mötzinger signalisierten, dass sie so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben möchten. Sollte dies jedoch nicht mehr möglich sein, wünschen sich drei Viertel der Befragten entsprechende Wohnangebote vor Ort. Mit dieser wegweisenden Umfrage wurde schließlich der Entwicklungsprozess für das Betreuungszentrum angestoßen. Nach der Fertigstellung sollen dort seniorengerechtes Wohnen, eine Tagespflege, pflegerische Angebote und Praxisräume entstehen. Während es so gut wie sicher ist, dass eine Zahnarztpraxis im Gebäudekomplex unterkommen wird, wünscht man sich in Mötzingen natürlich ebenso die Rückkehr einer Allgemeinarzt-Praxis in den Ort – die entsprechenden Räume hat die Kommune vorsorglich mit eingeplant.

Das Konzept der Stiftung Innovation und Pflege erklärte Vorstandsmitglied Rolf Schneider. "Wir schaffen hier für eine Gemeinde dieser Größe eine unglaubliche Vielfalt an Angeboten", stellte er einleitend fest. So entstehen im Betreuungszentrum zwölf betreute Seniorenwohnungen, die natürlich barrierefrei sein werden. "Wir wollen, dass die Menschen dort lebenslang bleiben können – unabhängig von ihrem Pflegebedarf", betonte Rolf Schneider.

Hinzu kommt eine ambulant betreute Wohngemeinschaft, quasi als echte Alternative zu einem Pflegeheim. Auf 300 Quadratmetern Fläche sollen dort sechs eigene Wohnbereiche mit Bad entstehen. Ein gemeinsamer Wohn-, Küchen- und Essbereich soll Begegnungen in einer "familiären Atmosphäre" ermöglichen. Abgerundet werden die Wohnangebote mit drei Appartements für Menschen, die pflege- oder unterstützungsbedürftig sind.

Einen weiteren Baustein bildet die Tagespflege für zehn Personen, mit der auch pflegende Angehörige entlastet werden. Wie Rolf Schneider verdeutlicht, sei die Stiftung in diesem Bereich mit ihrem Konzept ausgesprochen innovativ aufgestellt. Denn die Tagespflege soll nicht nur ein Ort der "Aufbewahrung" sein. Ziel sei eine sichere, freundliche und strukturierte Tagesgestaltung in einer überschaubaren Gruppe. Ganz nebenbei entstehen im Betreuungszentrum rund 15 Arbeitsplätze im pflegerischen Bereich.

Offizieller Spatenstich noch in diesem Monat

Kein Wunder, dass Bürgermeister Hagenlocher von einem "bunten Mix an Angeboten, der ziemlich einmalig ist", sprach. Zumal auch der Gemeinde dort ein Mehrzweckraum für Kaffeenachmittage und andere Veranstaltungen zur Verfügung stehen wird. Mit dem Bau des Betreuungszentrums werde außerdem die Schulstraße umgestaltet – zur Einbahnstraße mit verkehrsberuhigtem Bereich. "Da entsteht ein Treffpunkt für Jung und Alt mit Begegnungsmöglichkeiten in der Ortsmitte", ist Marcel Hagenlocher überzeugt.

Wie Christian Zeisler, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Sindelfingen, anmerkt, rechnet er mit einer 18- bis 19-monatigen Bauzeit. Und so werde das Betreuungszentrum voraussichtlich im Sommer oder Herbst 2021 bezugsfertig sein. Noch in diesem Monat soll zunächst der offizielle Spatenstich stattfinden.