Auftritt in der evangelischen Kirche. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Vokalensemble "Russische Seele" in Mötzingen

Mötzingen. Im Rahmen einer ausgedehnten Tournee durch Europa gastierte in Mötzingen zum wiederholten Male das Vokalensemble "Russische Seele". Viele Zuhörer besuchten das Konzert in der evangelische Kirche, wo das Gesangsquartett aus St. Petersburg ein andächtig-unterhaltsames Programm aus geistlichen Gesängen und Volkslieder darbot.

Seit 25 Jahren macht sich der in Deutschland ansässige Sänger Felix Zaretsky für seine Landsleute stark. Als Basssänger, Organisator, Dolmetscher und Moderator lädt er herausragende Stimmen aus seiner Heimat zu gemeinsamen Konzerten ein und unterstützt mit Spendengeldern ein Waisenhaus in St. Petersburg. Aus dieser vom Peter dem Großen in Sumpfgebieten des Flusses Newa gebauten Zarenstadt reisten Solisten der Staatsoper und des Chores des Alexander Newski-Klosters Rimma Egoturina (Mezzosopran), Vladimir Matygulin (Tenor) und Alexey Buzakin (Bariton) an.

Um den Volkscharakter der "russischen Seele" zu betonen, zogen die Männer farbige, glänzende Trachtenhemden an, die Mezzosopranistin trug einen langen blauen Rock und schwarzes Schultertuch mit Blumenmuster. Reiner K. Niethammer hieß die Gäste im Namen der Gemeinde willkommen.

Der Betriebswissenschaftler Niethammer blickt mit Genugtuung auf sein Lebenswerk zurück. 30 Jahre lang unterhielt er aus beruflichen Gründen enge Beziehungen zu mehreren Universitätsstädten der damaligen Sowjetunion, pendelte mit Vorlesungen zwischen Würzburg und Moskau, arbeitete längere Zeit in Kiew. Seit 2003 im Ruhestand, engagiert sich Niethammer weiterhin stark in soziale und kulturelle Belange.

Weil das Konzert am Rogate (lateinisch Betet!) -Sonntag stattfand, betonte der ausgebildeter Prädikant Niethammer die Bedeutung des Gebets als eine besondere Art der Kommunikation zwischen Mensch und Gott und freute sich, dass die Gäste aus Russland den ersten Konzertteil ausschließlich den vertonten Psalmen und geistlichen Liedern wie "Vater unser" oder "In Deinem Reich" widmeten.

Die kräftigen und einfühlsamen Stimmen imitierten einen ganzen Chor, wirkten geschlossen und drückten die Schönheit der orthodoxen Gesänge auf authentische, feierliche Weise aus. Die Bearbeitungen boten jedem der vier Solisten die Möglichkeit, eigene künstlerische Vorzüge in den Vordergrund zu stellen, wobei die begleitenden Stimmen nicht weniger Verantwortung trugen und dem edlen Klangbild einen letzten Schliff verliehen.

Im zweiten Abschnitt brillierten die Ensemblemitglieder im volkstümlichen Repertoire, verzichteten auf religiöse Erhabenheit und tauschten diese gegen Leichtigkeit, musikalischen Humor und betörende Schönheit der Stimmen in Liedern "Die Schwalbe", "Die Troika flitzt" oder "Schwarze Augen" ein.

Für den üppigen Applaus bedankte sich der Profichor "en miniature" mit dem "Wolgalied" und zwei weiteren Zugaben, wobei "Russische Seele" einen südländischen Stich in den Erfolgsschlager "O sole mio" einbaute und das Publikum mit dem "slawischem" Belcanto erfreute.