Archäologie: Bei Rettungsgrabung kommen in Mötzingens Mitte frühmittelalterliche Zeugnisse zu Tage
In der Mötzinger Ortsmitte befand sich bereits im frühen Mittelalter eine Siedlung. Das wurde in den vergangenen Wochen bei Grabungen durch verschiedene Funde nochmals belegt, die nun dokumentiert und archiviert werden.
Mötzingen. Die Schaffung seniorengerechter Wohnungen in diesem Bereich wurde durch den Denkmalschutz ausgebremst und verzögert. Denn bevor hier in der Schlossgartenstraße/Schulstraße der erste Spatenstich erfolgen kann, musste man in Mötzingen den Vorgaben des Landesdenkmalamtes gerecht werden und noch eine überraschende Hürde nehmen – mit der zunächst niemand gerechnet hatte.
Denn bei sogenannten Sondagen auf dem betroffenen Grundstück wurden Hinweise auf eine eventuelle frühmittelalterliche Siedlung auf diesem Areal gefunden.
Vor diesem Hintergrund stand man nun im Rathaus vor der Wahl, das Grundstück brach liegen zu lassen, oder eine sogenannte "Rettungsgrabung" durch eine Spezialfirma vornehmen zu lassen. Nachdem ein Stopp des Bauprojektes keine Alternative war, wurde der Auftrag mit einem gewissen Zähneknirschen vergeben, wie Bürgermeister Marcel Hagenlocher deutlich machte. Denn neben den zeitlichen Verzögerungen von rund zehn Wochen sorgt die Rettungsgrabung für Kosten von rund 110 000 Euro, die natürlich nicht vom Denkmalamt, sondern von der Gemeinde getragen werden müssen. Bei den Grabungen wurden jetzt in den vergangenen Wochen ein Brunnenrest sowie Scherben und Pfostenlöcher entdeckt, die in diesem Bereich eine frühmittelalterliche Siedlung belegen. Ob das jetzt 110 000 Euro wert war oder nicht, müsse jeder für sich beurteilen, machte der Bürgermeister im Gemeinderat deutlich – und fügte anschließend hinzu: "Aber wir hatten ja keine andere Wahl."
Gleichzeitig hofft man jetzt in Mötzingen auf den "Roten Punkt" für das Bauvorhaben Betreuungszentrum. Noch im Frühjahr oder spätestens im Sommer sollen dann die Bauarbeiten für das Großprojekt beginnen.