Gut besucht war der 24. Mötzinger Neujahrsempfang in der Gemeindehalle. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Neujahrsempfang: 300 Gäste kommen

Mötzingen. Knapp 300 Mötzinger Bürger begrüßte Bürgermeister Marcel Hagenlocher beim 24. Neujahrsempfang in der Gemeindehalle und informierte sie über die aktuellen Entwicklungen.

Wie Hagenlocher in seinem Streifzug durch die aktuellen kommunalpolitischen Themen anmerkte, bildete die geplante Realisierung seniorengerechter Wohnungen, Räume für eine Pflegewohngruppe und Möglichkeiten für Tagespflegeangebote im Bereich Schlossgartenstraße/Schulstraße im vergangenen Jahr ein wichtiges Thema. Nachdem klar war, dass die Gemeinde dieses Betreuungszentrum nicht alleine stemmen kann, wurden mit der Stiftung "Innovation und Pflege" sowie der Baugenossenschaft Sindelfingen erfahrene Partner gefunden, um das Projekt zu realisieren.

Doch bevor der erste Spatenstich erfolgen kann, müsse man den Vorgaben des Landesdenkmalamtes gerecht werden und noch eine überraschende Hürde nehmen – mit der zunächst niemand gerechnet hatte. Denn bei sogenannten Sondagen auf dem betroffenen Grundstück wurden Hinweise auf eine eventuelle frühmittelalterliche Siedlung auf diesem Areal gefunden. Um nun die geplante Bebauung überhaupt durchführen zu können, muss zuvor eine "Rettungsgrabung" durch eine Spezialfirma erfolgen. "Wir haben diesen Auftrag zähneknirschend vergeben", machte Hagenlocher deutlich, dass man dieser Auflage nur "mit der Faust in der Tasche" nachkomme – denn neben Verzögerungen von rund zehn Wochen sorgt die Rettungsgrabung für Kosten von rund 110 000 Euro, die nicht vom Denkmalamt, sondern von der Gemeinde getragen werden, was für ein Raunen unter den Zuhörern sorgte.

Breiten Raum nahm ebenso das Thema Schaffung von Wohnraum ein. So erinnerte Hagenlocher an die Erschließung des Areals Burggärten, wo in kürze die ersten Grundstücke bebaut werden.

Überhaupt haben Verwaltung und Gemeinderat in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Innenentwicklung gesetzt, wodurch zwischen 50 und 60 Wohneinheiten in der Ortsmitte geschaffen wurden. Doch dieses Potenzial ist jetzt quasi ausgeschöpft und der Gemeinderat hatte für die Entwicklungsgebiete "Röte II" und "Röte III" eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Mit dem Ergebnis, dass beide Gebiete umgesetzt werden können. In diesem Zusammenhang ging Hagenlocher auf etliche unbebaute Grundstücke ein, die in Privateigentum sind und seit Jahren oder zum Teil sogar seit Jahrzehnten nicht bebaut werden.

Bei künftigen Baulanderschließungen will man daher neue Wege beschreiten. So erfolge eine Erschließung beziehungsweise Umlegung nur dann, so Hagenlocher, wenn alle Grundstückseigentümer sich dazu bereit erklären und verpflichten, innerhalb von acht Jahren eine Bebauung vorzunehmen – oder diese innerhalb der Zeitspanne zum Verkauf anbieten und so einer Bebauung zuführen. Grundstücke von Eigentümern, die nicht mitwirkungsbereit seien, werden nicht in die Konzeption einbezogen und verbleiben somit auf der Wertstufe vor einer städtebaulichen Planung.

Ein wichtiges Thema in Mötzingen ist immer auch der Bereich Bildung und Betreuung – und deshalb wird derzeit ja auch eine neue Kinderkrippe erreichtet. Allerdings wurde die Verwaltung vor allem von den Zuzügen der vergangenen Jahre überrascht, doch auch die Geburtenrate steigt wieder deutlich an.

Vor diesem Hintergrund stehen aktuell zehn Kinder auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz. Die Gemeinde will im bisherigen Jugendtreff eine Interimslösung einrichten, bis die Kinderkrippe im Frühjahr 2020 fertiggestellt ist. Doch auch da wieherte der Amtsschimmel kräftig und Hagenlocher beklagt sich über kaum nachvollziehbare Anforderungen an einen Übergangskindergarten – angefangen von der Anzahl der WCs oder von Fahrradabstellplätzen. Und so findet es der Bürgermeister "sehr schade, dass damit unkonventionelle, aber dafür schnell realisierbare Möglichkeiten im Keim erstickt werden".

Im finanziellen Bereich konnte Hagenlocher von einer positiven Entwicklung berichten. So wurde der Schuldenstand in den vergangenen Jahren von 1,4 Millionen auf noch rund 250 000 Euro gesenkt, was einer Mötzinger Pro-Kopf-Verschuldung von 70 Euro entspricht. Im gleichen Zeitraum wurden jedoch 17 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert.

Musikalisch wurde der Empfang erneut vom aktiven Orchester des Mötzinger Musikvereins unter der Leitung von Ralf Holzapfel umrahmt.