Silvesterbrauch: Im Gasthaus Hirsch in Mötzingen wird seit mehr als 100 Jahren um Neujahrsbrezeln gewürfelt
Das Bobbern an Silvester im Mötzinger "Hirsch" hat wirklich eine lange Tradition: Dort wird schon seit mehr als 100 Jahren am letzten Tag des Jahres um Neujahrsbrezeln gewürfelt.
Mötzingen. Nach einmaliger Auszeit im Vorjahr kreisten jetzt im Mötzinger Wirtshaus an vier Tischen wieder die Würfelbecher. Gewürfelt wurde beim Silvester-Bobbern einmal mehr um frisch gebackene Neujahrsbrezeln – und die rund 40 Teilnehmer waren mit Begeisterung bei der Sache. "Wir wollen die Tradition fortsetzen, denn das Bobbern gehört einfach zu Mötzingen", sagte Heidi Landenberger. Eigentlich hat der "Hirsch" derzeit geschlossen, und deshalb wurde ganz spontan ein Rundruf gestartet – worüber sich alle Teilnehmer richtig freuten.
Beim Silvester-Bobbern in Mötzingen gibt es aber nicht nur das treue Stammpublikum, sondern immer auch neue Mitspieler aus der jüngeren Generation. Außergewöhnlich ist immer wieder, dass bei dieser Gelegenheit drei Generationen zusammen am Tisch sitzen und mit dem Würfelbecher Jagd auf Punkte machen. "Ich bin jetzt schon seit 36 Jahren dabei, und es ist schön, wenn die Tradition weitergeführt wird", erklärte beispielsweise Thomas Trefz.
Früher ging das Bobbern am Silvesterabend über die Bühne, als die Mötzinger auch am Jahresende noch abends einkehrten. Doch die Zeiten haben sich geändert – und bereits in den 70er-Jahren verlagerte sich das Bobbern immer mehr auf den Nachmittag, weil am Abend oft andere Verpflichtungen warten.
Die Regeln des Bobberns sind vergleichsweise einfach: Im Becher befinden sich drei Würfel, wobei der Einser 100 Punkte zählt und der Sechser mit 60 Zählern honoriert wird. Ziel ist es natürlich, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen, um eine der begehrten Neujahrsbrezeln zu gewinnen. In diesem Jahr hatten Heidi Landenberger und ihre Familie 30 Brezeln vorrätig, wobei es in früheren Glanzjahren des Brauchs auch schon mal 50 bis 60 Neujahrsbrezeln waren, die im "Hirsch" an Silvester über die Theke gingen.
Natürlich gab es für die Würfelspieler wieder die obligatorische Stärkung für den kleinen Hunger zwischendurch mit Wurst- und Käsehäppchen.