Gerne mit dem Mountainbike unterwegs: Ute Grießhaber und ihr Lebensgefährte Hans Kruckow genießen die gemeinsame Zeit in der Natur. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Ute Grießhaber führt bei Weißer + Grießhaber 320 Mitarbeiter und setzt ganz auf Teamwork

Unternehmerische Entscheidungen müssen mit kühlem Kopf getroffen werden. Im harten Konkurrenzkampf auf dem Markt sind Qualitäten gefragt, die in aller Regel wenig Platz für Emotionen lassen. Ute Grießhaber ist ein lebender Beweis dafür, dass es auch anders geht.

Mönchweiler. Die Geschäftsführerin der Firma Weißer + Grießhaber GmbH in Mönchweiler ist geschäftlich erfolgreich und dennoch stets ein Gefühlsmensch geblieben.

Wenn die 58-Jährige vom Betrieb spricht, den ihr Vater Paul und dessen Freund Roland Weißer 1969 gemeinsam gegründet haben, dann muss natürlich zwangsläufig von Zahlen und Bilanzen die Rede sein. Und nicht ohne Stolz verweist sie auf die 50 Millionen Euro Umsatz, die der Hersteller von Kunststoff-Präzisionsteilen in diesem Jahr erwirtschaftet hat. Doch immer fallen in ihren Sätzen auch Begriffe wie Familie, zufriedene Mitarbeiter, funktionierendes Teamwork und – vor allem – Heimat. Das Wissen um die eigenen Wurzeln, das Glück, gut aufgehoben zu sein in einem intakten Umfeld, all das schätzt Ute Grießhaber über alle Maßen. Aus dieser Konstellation schöpft sie die Energie, die nötig ist, um ein Unternehmen mit 320 Mitarbeitern umsichtig zu lenken.

Kanada-Trip führt zu neuen Heimatgefühlen

Es hätte jedoch auch alles ganz anders kommen können, wäre da nicht dieser lange Kanada-Trip in jungen Jahren gewesen. Doch der Reihe nach: Als Villinger Herdstraßen-Kind ging es für die kleine Ute zu den klassischen Stationen St.-Konrad-Kindergarten, Südstadtschule "und natürlich zum Skifahren ans Laible", wie sie sich noch heute gerne erinnert. Es folgten Gymnasium, ein Abi, das alle Möglichkeiten eröffnete, aber zunächst nur die Erkenntnis brachte, keinen Plan zu haben. Lehre zur Steuerfachgehilfin, BWL-Studium in Pforzheim – die Qualifikationen nahmen zu. Nach zwei Jahren Tätigkeit bei der IHK in den Sachgebieten Weiterbildung und Prüfungswesen wusste sie noch eine Menge mehr, aber auch definitiv: "Das ist überhaupt nichts für mich." Und weil ihr ein Einstieg in die Firma, in der neben dem Vater auch Mutter Christa als Verantwortliche für das Kaufmännische tätig war, damals nicht erstrebenswert schien, musste eine Auszeit her.

Zusammen mit ihrem Freund Hans Kruckow – ihn hatte sie im Alpenverein kennengelernt, mit ihm lebt sie noch heute zusammen in Obereschach ("Wir sind nicht verheiratet, aber mehr als 30 Jahre zusammen, das ist in etwa das Gleiche") – entwickelte sie große Pläne. Kanada war das Ziel, sogar der Begriff Auswandern wurde laut ausgesprochen, bevor es zusammen über den großen Teich ging. Nach sieben Monaten und unzähligen Autokilometern merkte sie allerdings, dass ihr trotz grandioser Eindrücke etwas Gravierendes fehlte: "Ich gehörte nirgendwo hin, ich fühlte mich heimatlos", erinnert sie sich an den Wendepunkt ihres Lebens.

Nach der Rückkehr stieg Ute Grießhaber 1991 in die elterliche Firma ein, 2001 wurde sie Geschäftsführerin. Seit zehn Jahren steht ihr mit Reinhard Fauser ein zweiter Geschäftsführer zur Seite. Die Zusammenarbeit mit ihm lobt sie ebenso über alle Maßen wie das gesamte Teamwork im Betrieb.

"Arbeit muss auch Spaß machen, wir lachen viel"

"Ich will etwas leisten, und das verlange ich auch von meinen Mitarbeitern. Aber die Arbeit muss auch Spaß machen, wir lachen viel zusammen." Da hört man es wieder heraus, das Zusammengehörigkeitsgefühl, das bei Weißer + Grießhaber einen so hohen Stellenwert genießt. Zwischen Firmenbeirat, Gesellschaftern, zu denen auch Ute Grießhaber und ihre Schwester Elke gehören, Geschäftsführung und Belegschaft gehe es immer darum, Dinge gemeinsam anzupacken. "Wenn man sich im Vorfeld gut abspricht, die Probleme zusammen erörtert und sich jeder einbringen kann, dann steht man anschließend ganz anders hinter den Entscheidungen", weiß die Chefin aus Erfahrung. Sich als Frau in der Firma behaupten zu müssen, damit hatte Ute Grießhaber nie ein Problem: "Meine Mutter hat da schon Vorarbeit geleistet. Und wenn du, so wie ich, neu in so eine Position kommst, dann wirst du nur noch an dem gemessen, was du machst, egal ob du eine Frau oder ein Mann bist."

Familie und Belegschaft immer im Blick

Und gemacht hat sie eine ganze Menge. Erst jüngst erhielt sie dafür von Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in Stuttgart die Wirtschaftsmedaille des Landes. Bei der IHK gehört Ute Grießhaber der Vollversammlung an, zudem sitzt sie im Vorstand des Wirtschaftsverbandes in Baden. Ihre Firma ist breit aufgestellt. Zwar sind 60 bis 70 Prozent der Präzisionsteile Zulieferprodukte für die Autoindustrie, aber auch andere Wirtschaftsbereiche werden von ihrem Unternehmen versorgt. Demnächst steht eine bauliche Erweiterung auf dem Plan, natürlich in Mönchweiler. Zu diesem Standort steht sie vorbehaltlos. Im Schwarzwald ist sie daheim, hier fühlt sie sich pudelwohl. Wandern, Mountainbiken, einfach an der frischen Luft unterwegs sein, das steht in der Freizeit auf dem Plan, einmal im Monat trifft sie sich zu einer Cego-Runde mit Freundinnen. Im Urlaub ("zwei, drei Wochen nehme ich mir schon") spielt der VW-Bus für sie und ihren Partner, der seit vielen Jahren ebenfalls im Betrieb tätig ist, die entscheidende Rolle. Was sie dabei besonders genießt? "Nichts entscheiden zu müssen. Ich mache zwar auch Vorschläge, aber alles andere organisiert dann Hans."

Es sind die kleinen Dinge, die ihr Leben bestimmen. Deshalb fällt ihr Weihnachtswunsch auch ganz bescheiden aus. "Wir haben das große Glück, auf diesem Teil der Erde zu leben. Meinen Eltern und dem Rest der Familie geht es gut. Unsere Mitarbeiter haben sichere Arbeitsplätze. Ich wünsche mir, dass es so bleibt."