Wurde zwischen Sulz am Eck und Jettingen ein Wolf gesichtet? (Symbolfoto) Foto: © Benny Trapp-stock.adobe.com

Eine Hundehalterin meint in der Morgendämmerung nahe Sulz am Ecks einen Wolf zu sehen. Hätte es der im Nordschwarzwald bekannte Wolf GW852m sein können? Unsere Redaktion hakt nach.

Wildberg-Sulz/Jettingen - Ungefähr 7.20 Uhr morgens, Nebel auf den Feldern, die Dämmerung beginnt gerade erst. Mit dem Hund bei der Morgenrunde, irgendwo zwischen Sulz und Jettingen, und plötzlich bewegt sich was am fernen Waldesrand. "Ich hab’ unseren Hund mal an die Leine genommen, da ich dachte, es sei ein anderer Hund", erklärte die Hundehalterin unserer Redaktion. Doch das Tier am Waldesrand sah sie an, drehte um und verschwand im Wald. "Als ich auf dem weiteren Weg keinem anderen Menschen begegnet bin, kamen die Gedanken, ob es sich um einen Wolf handeln könnte", führte sie aus.

Nachdem die Nachricht unsere Redaktion erreichte, haken wir nach. Hätte es wirklich ein Wolf sein können? Eventuell sogar GW852m aus dem Kreis Calw? Bekanntermaßen treibt sich dieses Tier seit 2017 unter anderem in der Gegend um Bad Wildbad herum.

Im Kreis Calw bereits seit 2017 bekannt

Damals waren das erste Mal seit 100 Jahren im Südwesten nachweislich Schafe von einem Vertreter dieser Raubtierart gerissen wurden, wie das Umweltministerium mitgeteilt hatte. Besonders bekannt wurde das Tier im Mai 2018, als bei einem Angriff mehr als 40 Schafe in Bad Wildbad starben – 16 wurden gerissen, 16 ertranken und die zu schwer verletzten Tiere wurden vom Leiden erlöst.

Seit dieser Zeit häufen sich Wolfssichtungen, denen dementsprechend nachgegangen wird. Auch zwischen Sulz am Eck und Jettingen? Im Zuge der Recherche erläuterte Ralf Nüssle vom Jagdbedarf Nüssle in Sulz am Eck: "Ich habe auch mehrere Anfragen bekommen, ob ein Wolf in der Gegend sei." Der Jäger habe jedoch mehrer Wildtierkameras ausgewertet und keinen Hinweis auf das Raubtier gefunden.

Aber er fand eine mögliche Lösung des Falls: Vor einigen Tagen war ein schwarzer Schäferhundmischling seinen Haltern in Jettingen entflohen, der mittlerweile mithilfe einer Falle wieder eingefangen wurde und zurück bei seinen Besitzern ist. Die wahrscheinlichste Erklärung für die vermeintlichen Wolfssichtungen.

Und was sagt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg, deren Wildtierinstitut für das landesweite Monitoring von Luchs und Wolf zuständig ist? Obwohl ein Exemplar pro Tag bis zu 75 Kilometer zurücklegen kann und obwohl der gesamte Kreis Calw sowie Teile des Kreises Böblingen im Fördergebiet Wolfsprävention liegen, hält die FVA eine Wolfssichtung für sehr unwahrscheinlich.

Verwechslungen sind häufig möglich

Meldungen ohne Bildbeleg seien zudem auch durch die FVA im Allgemeinen nicht sicher zu bestimmen. Aber es komme "durchaus häufig zu Verwechslungen, wie beispielsweise mit wolfsähnlichen Hunden".

Ob es der bekannte Wolf GW852m hätte sein können? Die FVA geht nicht davon aus. "Er ist im Nordschwarzwald territorial und wurde bisher nicht östlich dieses Gebietes nachgewiesen", erklärt Hannah Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im FVA-Wildtierinstitut.

Nach Einschätzungen des Instituts sei es unwahrscheinlich, dass GW852m sich so weit östlich aufhalte. Es gebe auch noch "keinerlei Hinweise, dass sich in diesem Gebiet ein anderes Individuum aufhält."

Info: Was tun, wenn man einen trifft?

Was ist zu beachten, falls Mensch und Wolf zusammentreffen? Was tun, wenn man einem Wolf in der Wildnis begegnet? Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gibt auf seiner Website im Internet Auskunft:

Wie bei anderen Tieren: mit Respekt begegnen, Abstand halten und Tiere nicht bedrängen oder auf sie zugehen

 Zu Fuß oder per Fahrrad: auf sich aufmerksam machen und sich langsam und betont uninteressiert entfernen, laut sprechen

n Unwohl? Stehenbleiben, laut rufen und klatschen; zur Not mit Gegenständen werfen

n Unter keinen Umständen füttern, an Fütterung gewohnte Wölfe können aufdringlich und aggressiv Futter einfordern

n Hunde können Eindringlinge im Wolfsrevier sein. Daher Hunde anleinen und eng am führen

Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet: Nicht anfassen, nicht verfolgen und Naturschutz-, Forstbehörde oder Polizei möglichst sofort informieren. Beobachtung der Naturschutzbehörde oder dem Wolfsmonitoring – Telefon 0761/4 01 82 74 – schildern.