Der Große Hau auf dem Weg zwischen Bittelbronn und Dießen. 2013 stoppte das Regierungspräsidium hier den geplanten Windpark. Jetzt könnten hier doch Windräder gebaut werden. Foto: Jürgen Lück

Neue Aufregung um die potenziellen Windkraft-Flächen in Horb-Rexingen: Ortsvorsteher Kamphoff bestätigt Beschwerden der Bürger über Mitarbeiter der Firma Juwi. Um welche Flächen es geht und was das Unternehmen selbst dazu sagt.

Der Große Hau ist das Symbol für den Kampf der Bürger gegen Windkraft im Wald. Für die Rexinger ist er das „Waldjuwel“. Umso irritierender: Mitarbeiter der „JUWI GmbH“ – einem Projektentwickler für erneuerbare Energien – sind hier offenbar unterwegs.

 

Trotz großer, erneuter Gegenwehr von Rexingern und dem Nabu Horb hatte der Gemeinderat Horb im April 2024 entschieden: Wir legen keinen Einspruch gegen den Großen Hau als Potenzialfläche Windkraft ein. Argument: Windkraft in Wald beeinträchtigt alle Bürger der betroffenen Teilorte. Man könne nicht entscheiden, welcher wertvoller sei.

Juwi ist seit Oktober 2023 unterwegs

Doch obwohl der Regionalverband Nordschwarzwald noch nicht entschieden hat, ob die Vorrangfläche 14 (Großer Hau) wirklich im Teilregionalplan Windenergie drin bleibt, sind die Mitarbeiter der Firma Juwi (unter anderem Solarpark in Ahldorf) in Rexingen unterwegs. Seit Oktober 2023 in Abstimmung mit der Stadt, wie ein Juwi-Sprecher sagt.

Rexingens Ortsvorsteher Mario Kamphoff: „Es gibt es Rückmeldungen aus der Bevölkerung, dass Juwi Wind eine sehr aggressive und bei manchen, aufgrund der Art und Weise der Anfragen, auf wenig „Gegenliebe“ stoßende Befragung mutmaßlicher Eigentümer durchführt.“

Offenbar versucht „Juwi Wind“, Eigentümer von privaten Waldflächen für Vorverträge zu gewinnen. Auf den ersten Blick seltsam. In der Bevölkerung ist die Befürchtung zu hören, dass das Rathaus die Pläne vorantreibe, weil ihr die Grundstücke in der Potenzialfläche der Kommune gehöre. Die Antwort liefert eine Karte, die das Landratsamt Freudenstadt für diese Redaktion erstellt hat. Sie zeigt: Es gibt durchaus Flächen im Großen Hau, die privat sind. Auf der Karte sind die Privatwaldflächen blau gekennzeichnet.

Wem gehören die Flächen im Großen Hau? Braun sind die kommunalen Flächen, blau die privaten Flächen. Gelb ist ist der Kirchenwald, so das Landratsamt Freudenstadt. Foto: InFoGIS©LFV/LGL BW/LUBW

Rathaussprecherin Inge Weber: „Laut einer Flächenauswertung aus dem Jahr 2024 befinden sich 99,6 Hektar der Flächen in städtischem Eigentum. Das entspricht 68 Prozent Eigentumsquote.“

Was die Rexinger auch aufregt: Woher weiß Juwi, wer die Eigentümer der privaten Waldflächen im Großen Hau sind? Ortsvorsteher Kamphoff sagt dazu: „Nicht nur die möglicherweise betroffenen, sondern auch ich als Ortsvorsteher fragen sich, wie diese Firma an teils sensible Daten kommen konnte. Eigentlich wird der Datenschutz in Deutschland sehr groß geschrieben.“

So kommt Juwi an die Daten

Doch Juwi-Sprecher Thomas Hoch erklärt: „Haben wir eine geeignete Fläche identifiziert, beziehen wir die Daten (Name Eigentümer, Flurstückgrenzen, sowie -nummern) über das Liegenschaftskataster des Bundeslandes Baden-Württemberg, recherchieren die Namen in öffentlich zugänglichen Telefonbüchern und kontaktieren die Flächeneigentümer und Eigentümerinnen und die Gemeinde, um unser Interesse zu bekunden, mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Das berechtigte Interesse nach DSGVO unsererseits liegt vor, da wir ein Projektentwicklungsunternehmen für erneuerbare Energien sind und sich deren Ausbau im überragenden öffentlichen Interesse befinde.“

Wie sind die Mitarbeiter der Firma vorgegangen? Juwi-Sprecher Hoch nimmt Stellung: „Da wir uns mit dem Ansinnen einer jahrzehntelangen Geschäftsbeziehung an die Flächeneigentümer wenden, liegt ein aggressives Auftreten in keinem Fall in unserem Interesse. Die Kontaktaufnahme erfolgt in aller Regel durch ein Interessensbekundungsschreiben mit anschließendem Telefonanruf durch unsere Außendienstmitarbeiter. Hier bringen wir in Erfahrung, ob eine allgemeine Gesprächsbereitschaft besteht. Sollten die Kontaktdaten mancher Eigentümer nicht verfügbar sein, versuchen unsere Außendienstmitarbeiter, über bereits bestehende Kontakte vor Ort den Kontakt aufzunehmen. Wünscht ein Eigentümer, nicht mehr von uns kontaktiert zu werden, respektieren wir dies selbstverständlich.“

Wurden Eigentümer „belästigt“? Juwi-Sprecher Hoch sagt hierzu: „Einige der Flächeneigentümer in Horb-Rexingen waren nicht mit unserer Kontaktaufnahme einverstanden. Dem trugen wir Rechnung, indem wir sie fortan nicht mehr kontaktierten.“

Das sagen „Juwi Wind“ und das Rathaus zu Windkraft im Großen Hau

Warum braucht man auch private Flächen?
 Juwi-Sprecher Thomas Hoch: „Die Sicherung der Flächen für die Windenergieanlagen ist die Voraussetzung für die weitere Entwicklung des Projekts. Erst mit Einverständnis der Eigentümer können beispielsweise die Gutachten durchgeführt werden, die für die Genehmigung notwendig sind. Entsprechend ist dieses Vorgehen branchenweit üblich und auch unsere Mitbewerber gehen in gleicher Weise vor.“

Ist Juwi auch in anderen Potenzialflächen in Horb unterwegs?
 Juwi-Sprecher Hoch: „Abgesehen von unserem kurz vor Inbetriebnahme befindlichen PV-Projekt bei Ahldorf sind JUWI-Mitarbeiter ausschließlich in Horb-Rexingen aktiv.“

Was sagt das Rathaus?
Sprecherin Inge Weber: „Oberbürgermeister Rosenberger betont immer wieder, wie wichtig es ist, Windkraft auf kommunalen Flächen zu ermöglichen. Nur so kann eine wirtschaftliche Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger sichergestellt werden.“