Das Pferd Saint Boy von Annika Schleu verweigert beim Olympia-Fünfkampf in Tokio den Sprung. Foto: Murat

Bei den Olympischen Spielen 2024 soll das umstrittene Reiten noch einmal Teil des Modernen Fünfkampfs sein. Danach wird das Reiten durch einen Hindernisparcours ersetzt. Droht der Vielseitigkeits-Disziplin jetzt insgesamt das Olympische-Aus - wir geben einen Überblick.   

Bereits Ende Juni soll im türkischen Ankara ein erster Testlauf stattfinden. Auf einer Distanz von 100 Metern müssen zehn verschiedene Hindernisse gemeistert werden.

Dazu gehören unter anderem ansteigende Stufen, Schwingen am Seil, Überwinden einer 1,5 Meter hohen Mauer, Balancieren über einen Schwebebalken und Klettern auf Schrägleitern. Am Ende des Parcours, der an die TV-Show „Ninja Warrior“ erinnert, muss eine gebogene Wand erklommen werden.

Reiten als Disziplin schwer wegzudenken

In der Szene ist das Austauschen der Teildisziplin Reiten durch einen Hindernisparcours hochumstritten. Neben dem Reiten bestand der Fünfkampf bisher aus Degenfechten, Schwimmen und Pistolenschießen/Querfeldeinlauf. Auslöser der Diskussion war der Skandal um Fünfkämpferin Annika Schleu und ihre Trainerin. Die damals Führende im Zwischenklassement war mit einem ihr zugelosten und völlig verunsicherten Pferd nicht zurechtgekommen - sie hatte verzweifelt Gerte und Sporen eingesetzt. Klar ist, die olympische Disziplin kämpft ums Überleben. 

Wenig überrascht von den Entwicklungen zeigte sich Joachim Jung, Inhaber der Reitschule Jung in Horb-Altheim und Vater von Vielseitigskeits-Olympiasieger Michael Jung. "Das ist ein längst überfälliges Thema und höchste Zeit, dass es modernisiert wird." Als Hauptknackpunkt beschreibt Joachim Jung die Problematik der zugelosten Pferde beim Modernen Fünfkampf. "Wir als Berufsreiter reiten täglich viele verschiedene Pferde und haben gelernt, uns schnell auf die unterschiedlichsten Situation einzustellen. Für viele Sportler im Fünfkampf ist das manchmal eine schier unlösbare Aufgabe", so Jung.

Ist der Moderne Fünfkampf noch zeitgemäß?

Der Moderne Fünfkampf wurde speziell als olympischer Wettbewerb entwickelt und erstmals während der Sommerspiele 1912 in Stockholm ausgetragen. Pierre de Coubertin initiierte ihn als moderne Form des antiken Pentathlon, der sich aus den vier Leichtathletik-Wettbewerben Diskuswurf, Weitsprung, Speerwurf, Stadionlauf und einem Ringkampf zusammensetzte. Er wollte die „Kavaliersportarten“ Reiten, Fechten, Schießen mit den Volkssportarten Schwimmen und Laufen und damit unterschiedliche Gesellschaftsschichten miteinander verbinden sowie einer einseitigen sportlichen Spezialisierung entgegenwirken.

Zukunft ungewiss

Nun soll es also anstatt des Reitens ein Ninja-Parcours werden. Und bei den Olympischen Spielen 2024 soll ganz normal geritten werden? Das versteht auch keiner. Klaus Schormann, Präsident des Weltverbands der Modernen Fünfkämpfer, steht im Kreuzfeuer der Meinungen. Er kämpft während dieser Zereißprobe um die Zukunft der Sportart, um enorme Gelder vom IOC (Internationales Olympisches Komitee) und auch in keinem geringen Maße um seinen persönlichen Machterhalt.