„Wir haben uns eigentlich etwas Jüngeres vorgestellt“ – solche Sätze hören Bewerber mittleren Alters oft. Doch Personalmanager machen Mut:
Berlin - Mittvierziger, die auf Jobsuche sind, müssten eigentlich sofort fündig werden – wenn es nach Studien und Vorschriften geht. Da sind zum einen die Arbeitsmarktforscher, die künftig mit deutlich größeren Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmer rechnen, schon wegen des grassierenden Fachkräftemangels. Und dann gibt es noch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), nach dem es keine Diskriminierung aufgrund des Alters geben darf – so wenig wie aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder der Religion. Nur die Wirklichkeit bei Einstellungsentscheidungen richtet sich häufig nicht danach.
Man kann es natürlich nach amerikanischem oder französischem Vorbild machen und die Bewerbung einfach ohne Bild und Altersangabe abschicken. Kein Datum, kein graues Haar, keine Falte, die das Alter verraten und eine vorzeitige Aussortierung im Bewerbungsverfahren bewirken könnte. Doch das hilft nur begrenzt: Denn schon der Lebenslauf lässt eine grobe Schätzung des Alters zu. Zum anderen ist dieses Prinzip zwar in manchen Branchen akzeptiert – aber längst nicht überall. Daher raten Experten Bewerbern im Alter von 45 plus zu Ehrlichkeit. Nicht das Alter entschuldigen, sondern die Vorteile gut verkaufen. Und das beginnt schon beim Bewerbungsschreiben.
Anschreiben
Grundsätzlich ist es besser, sich nicht in Papierform, sondern online zu bewerben – per E-Mail oder direkt auf dem Karriereportal des Unternehmens, wenn es diese Möglichkeit gibt. Damit können Bewerber von vornherein den Vorbehalt entkräften, sie seien technisch nicht auf der Höhe der Zeit.
Das Anschreiben ist die Visitenkarte
In der Bewerbung selbst gilt dann: Das Anschreiben ist die Visitenkarte. „Es muss fehlerfrei und klar strukturiert sein“, sagt Christa Stienen, Vizepräsidentin beim Bundesverband der Personalmanager (BPM). Das Anschreiben gehört nicht in die E-Mail. Bewerber sollten es gemeinsam mit dem Lebenslauf und den Zeugnissen als PDF-Dokument anhängen. In der E-Mail genügt ein kurzer Satz, dass der Empfänger die Bewerbungsunterlagen im Anhang findet.
Auch wenn man aufgrund seiner jahrelangen Berufserfahrung im Anschreiben vieles aufzählen könnte: Wichtig sind knappe, aber prägnante Aussagen. Im Idealfall ist das Anschreiben nicht länger als eine DIN-A4-Seite. „Ansonsten erweckt das schnell den Eindruck, ein Schwafler zu sein“, sagt Georg Theis, der bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) Kaiserslautern ältere Erwerbstätige bei der Jobsuche berät.
Lebenslauf
Der Lebenslauf sollte übersichtlich gestaltet sein. Gerade bei älteren Bewerbern empfiehlt es sich, zuerst die beruflichen Stationen und dann die Aus- und Weiterbildungen aufzuführen. „Mit der aktuellsten Tätigkeit sollte man beginnen und dann rückwärts sämtliche Stationen aufzählen“, erklärt Katharina Heuer. Sie ist Geschäftsführerin bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP).
Vorstellungsgespräch
Beim Vorstellungsgespräch braucht es vor allem ein selbstbewusstes Auftreten. „Ältere Bewerber müssen klar zum Ausdruck bringen, welchen Mehrwert sie dem Unternehmen bringen und an was sie das festmachen“, sagt Kerstin Ercolino. Die Beraterin bei der Talent- und Karriereberatung von Rundstedt rät daher Kandidaten über 45, ihre beruflichen Erfolge sicher aufzählen zu können. Aber auch die Misserfolge sollten nicht unerwähnt bleiben. Nur sollte man diese elegant umformulieren. In etwa so: Ältere Berufstätige haben sie alle schon erlebt und wissen, wo Fallen lauern. „Das haben sie jüngeren Arbeitnehmern voraus“, sagt die Personalmanagerin Christa Stienen. Mit Älteren spart ein Unternehmen gegebenenfalls viel Geld, weil ihnen bestimmte Fehler nicht mehr passieren.
Tipp fürs Gespräch: nicht frustriert wirken
Ältere Fachkräfte, die ihre Stelle verloren haben und nun auf der Suche nach einem neuen Job sind, sollten sich davor hüten, aufgrund ihrer Lage frustriert zu wirken – auch das kann abschreckend wirken. Äußert der Personaler den Vorbehalt, dass die Fachkenntnisse nicht mehr aktuell sind, widerlegen Bewerber das mit Beispielen. „Man kann in dem Zusammenhang etwa darauf verweisen, dass man bestimmte Weiterbildungskurse absolviert hat“, erklärt die Personalmanagerin Christa Stienen.
Mancher Personaler hat auch Bedenken, dass ein älterer Bewerber mit mehreren Kindern nicht flexibel genug einsetzbar ist. Dann ist es wichtig, erklären zu können, welche Lösung man bei der alten Arbeitsstelle gefunden hat, wenn Überstunden anstanden. „Prinzipiell sollten Bewerber im Vorstellungsgespräch ehrlich sein“, sagt Christa Stienen. Im Berufsalltag stellt sich schnell heraus, wenn Kandidaten zu dick aufgetragen haben. Ist das der Fall, überstehen sie häufig die Probezeit nicht.
Ebenfalls punkten können ältere Arbeitnehmer damit, dass sie bei Stress und Hektik souveräner und gelassener sind als Jüngere. Schließlich haben Ältere fast alles schon einmal erlebt und wissen, was wann zu tun ist. Was Ältere Jüngeren ebenfalls voraushaben: Sie kennen aufgrund ihrer langen Berufserfahrung in ihrer Branche eine Vielzahl von Akteuren. Wer auf Jobsuche ist, sollte solche Kontakte nutzen. „Wichtig ist auch, sich in sozialen Medien zu präsentieren“, sagt Christa Stienen. Mit einem Profil bei Xing, Linkedin & Co. haben Ältere eine gute Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten selbst zu vermarkten und so Interesse bei einem potenziellen Arbeitgeber zu wecken.