Eine international aufgestellte Modelleisenbahngruppe traf sich jetzt in Bad Dürrheim. Ziel der 25 Miniatureisenbahnenthusiasten ist es im Herbst auf der Modellbau-Messe in Friedrichshafen eine Anlage im XXXXL-Format zu präsentierten.
Die Federführung der Gruppe hat der Bad Dürrheimer Markus Horn inne, selbst natürlich ein richtiger Eisenbahnfan.
Die Modelleisbahner hat Horn unter den Namen „Modulbaugruppe grenzenlos“ zusammen geführt. Diese stellt eine lose Vereinigung ohne formelles Vereinsrecht dar. Die Mitglieder stammen aus dem näheren und weiteren Schwarzwaldregion, aus Schwaben, Hessen, der Schweiz und aus Luxemburg. Ein altes rotes Dampflokspeichenrad mit den integrierten drei Landesflaggen ist das Logo der Modellbaugruppe.
Kennen- und schätzen gelernt haben sich die Anlagenbauer bei den verschiedensten Modeleisenbahntreffen, wenn etwa ein Ortsverein zur Weihnachtszeit seine Züge fahren lies – aber auch durch das Internet. Modellbauspezialist Horn stellt schon geraumer Zeit eigene Videos zu seiner eigenen Herzensangelegenheit auf der Internetplattform Youtube ein – jeden Samstag um 17 Uhr einen neues, wie zuletzt auch am vergangenen Wochenende. Von so nebenbei erlangten Honoraren hat sich Horn schon die eine oder andere kleine Lokomotive leisten können, gesteht er mit einem Lächeln. Über die Kommentarfunktion kamen einige Mitglieder in engeren Kontakt zu ihm. Mittlerweile hat sich praktischerweise eine Whatsapp-Gruppe zur schnellen Kommunikation gebildet.
Wissen in Fernsehsendungen gefragt
Horn gilt in der Miniaturlandbranche offenbar als eine richtige Koryphäe. In zahlreichen TV-Auftritten etwa im SWR-Fernsehen (Kaffee oder Tee), Kabel 1 oder RTL war sein schon Wissen gefragt. Der heute 46-jährige absolvierte eine „echte“ Lokführerausbildung und steuerte über fünf Jahre hinweg die Züge der Schwarzwaldbahn von Konstanz nach Karlsruhe, durchs Donautal nach Ulm oder der Höllentalbahn Donaueschingen-Titisee-Neustadt. Jetzt ist er wieder als Rettungssanitäter tätig.
Großprojekt vorbereitet
Das jetzige Treffen in der Vorbereitung für das Großprojekt auf der Modellbau-Messe in Friedrichshafen war erst das zweite Zusammenkommen der Gruppe. Es wurde ob der großen räumlichen Dimension der Anlage in der Oskar-Grießhaber-Turnhalle abgehalten, die dafür gerade so noch ausreichte. „Erst gab es durch die Stadt kleinere Vorbehalte, weil wir ja kein Sportverein sind. Dann gab es aber schnell eine Zustimmung, wegen unserer Internationalität“, freut sich Horn.
Für das Friedrichshafen-Projekt hat die Gruppe für das Gelingen ein besonderes Konzept ausgeheckt: Die Modulbauweise. Ähnlich wie bei den Airbus-Flugzeugen, deren Hauptkomponenten an verschiedenen Orten gefertigt und schließlich in einer Endmontage (etwa Toulouse) zusammen gebaut werden, agieren die Liliputeisenbahner.
Modulbauweise optimal
Die XXXL-Anlage in H0-Format wird nun auch in Modulbauweise gefertigt. Mitglied Thomas Oschado (aus Trebur bei Darmstadt) fertigte nach einem ersten Zusammenkommen schließlich die Holzplattenkästen in den Maßen 120 auf 60 Zentimeter, die auf hölzernen Beinen in einer Höhe von einem Meter stehen. Jeweils zwei Gleisanschlüsse sind an den Enden der oberen Flächen exakt in der Platzierung vorgegeben. So passten die einzelnen Bahnelemente wie Legosteine perfekt ineinander. Mit den Kurvenmodulen und den Kehren ist eine komplette Zugstrecke knapp über 52 Meter lang.
Die erfolgreiche Jungfernfahrt unternahm mit Markus Matheyer aus Rothenburg bei Luzern. Er spannte hinter die attraktive rote Pininfarina-Lok RE 460 mit einer Reminiszenz an die Gäubahn Stuttgart-Zürich viele SBB-Passagierwaggons zu einem schnellen IC-Lindwurm.
Detaillierte Modelle
Sehr detailliert stellte Rainer Schmitt aus Kaiserslautern in seinem Modul den Eisenbahnbetrieb in einem belebten Bahnhof der 1950/60er-Jahre dar. Der Tettnanger Jürgen Rudek brachte natürlich Erinnerungen an die „Schwäbische Eisenbahn“ mit ein. Aus Luxemburg – über 420 Kilometer hinweg angereist – war Nathalie Dostert mit ihrem Gatten. Sie war bei der Erstellung ihres Moduls, dem das Schwarzwaldstädtchen Gengenbach wohl Pate gestanden hatte, besonders fleißig gewesen. Den Marktplatz mit seinen Pflastersteinen hatte sie mit über 7000 kleinen Plättchen filigran einzeln beklebt.
Dracula lässt grüßen
Der bauliche Höhepunkt der Anlage stellte vielleicht das Schloss Bran von Graf Dracula dar, dessen Bausatzkit von Faller (Gütenbach) für den Kauf schon allein mit 400 Euro veranschlagt wird. „Perfekt zusammengebaut kann das Schloss schon weit über 1000 Euro einem Käufer wert sein“, weiß der Offenburger Florian Achtnicht. Die grandiose Schlosslandschaft kontert Horn mit einer eigenen Interpretation und adaptiert dazu das Märchen von Rapunzel, dem Burgfräulein mit den langen blonden Haaren.
Aus dem schweizerischen Eglisau bringen die Männer nicht etwa Elemente der Gotthard-Bahn ein, sondern fertigten ein US-Autokino im Stil der „Roaring Sixtees“. Viele kleine detailverliebte Extras in der Anlage begeistern, wie etwa eine funktionierende Hammerschmiede. An den Modulen selbst können einzelne Gimmicks gesteuert werden.