Alex Kuricini aus Jungingen verarbeitet Abfall zu fantastischen Objekten. Foto: Grimm

Alle Jahre wieder sind sie vor Ort, die Modellbauer und Bastler aus Süddeutschland und der Schweiz. Zum neunten Mal hatte Sigfried Mühlnickel aus Bitz Modellbaufreunde ins Stettener Soldatenheim eingeladen, ihre Arbeiten auszustellen.

Stetten am kalten Markt - Seit Jahren trifft sich eine treue Fangemeinde von Hobbybastlern, die sich gegenseitig bestärken und sich bei Bedarf mit Rat und Tat unterstützen, in Stetten am kalten Markt. "Wir sind wie eine große Familie", sagt Hans-Peter Tschanz aus der Schweiz. Er erzählt, dass durch dieses Hobby wunderbare Freundschaften entstanden und Begegnungen zustande gekommen seien, die er nie für möglich gehalten habe.

Es geht um Geschichte

Die Spezialität des Eidgenossen aus dem Emmental sind Flugzeuge, vor allem Kampfflieger aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei geht es ihm nicht um verharmlosende Nostalgie, sondern um Geschichte, in die jedes seiner Modelle eingebunden war und ist. Er berichtet, dass er durch dieses Hobby einem heute älter als 90-Jährigen begegnet sei, der als Flakhelfer im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden sei und dessen Vater als Kontrolleur die Abnahme der fabrikneuen Flugzeuge vorgenommen habe.

"Das Leben ist eine Wundertüte", sagt Tschanz. "Man weiß nie, was noch kommt." Deshalb gelte es, das Leben mit all seinen Überraschungen anzunehmen und zu genießen. Der Schweizer Postbeamte, der kurz vor der Pensionierung steht, ist regelmäßiger Teilnehmer der Modellbauausstellung.

Außergewöhnliche Kreationen

Ebenso wie Alexander Kuricini aus Jungingen im Zollernalbkreis. Der Hobbybastler und Recyclingfreak hatte auch diesmal wieder außergewöhnliche Kreationen dabei, die zum allergrößten Teil aus Abfall und Plastikmüll bestehen. Bei ihm findet alles Verwendung. Flaschenverschlüsse, Kronkorken, gebrauchte Dübel, Plastikflaschen aller Art, Ölsardinendosen, ausrangierte Besteckteile, Gartenschlauchverbindungsstücke – alles erweckt er in anderen Formen zu neuem Leben. "Unternehmen Sie eine Reise in eine vergangene Zukunft und entdecken Sie fantastische Kuriositäten, kreiert aus dem Abfall unserer Wegwerfgesellschaft", lud er auf einem kleinen Schild die Besucher ein. "Das ist mein Credo", sagt Kuricini, der auch Bastelkurse für Kinder und interaktive Geburtstags- und Firmenfeiern anbietet, bei denen es darum geht, die eigene Kreativität zu entdecken und ihr freien Lauf zu lassen.

"Ich sitze am Esstisch und bastle, statt ins Fernsehen zu glotzen"

Der Landschaftsgärtner, Familienvater und Leiter des Eisenbahn-Technik-Clubs erklärt – gefragt, woher er denn die Zeit für die fantasievollen Basteleien nehme: "Wenn andere vor der Glotze sitzen, sitze ich meistens am Esstisch und bastle. Oft sogar mit der gesamten Familie." Er deutet auf einen kupferfarbenen Stein, auf dem steht: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt, Kupfer tut’s auch." Davor aus kupferfarben eingefärbten Plastikteilen die Worte "No War". Das sei von seiner Frau. Ein weiteres Anti-Kriegs-Statement in Blau und Gelb lautete: "Make Models, not War!!!" mit drei Ausrufezeichen.

Zeichen gegen den Krieg

Steffen Hefele aus Althengstedt bei Calw hat auf seine Art ein Zeichen gegen den Krieg gesetzt. Ein Schrottplatz, auf dem Panzer und anderes Militärmaterial auseinandergenommen nach Material sortiert sind und der Wiederverwertung zugeführt werden. Er schmunzelt bei dem Gedanken an eine Besucherin, die angesichts der vielen Panzermodelle an anderen Ständen zu ihm gesagt habe, sein Stand mit dem Schrottplatz sei der beste, denn Militärgerät in diesem Zustand könne nicht mehr zum Töten verwendet werden.