BYD macht sich in Deutschland breit: erst auf der IAA 2023 in München (Foto), nun in allen EM-Spielorten. Foto: dpa/Matthias Balk

Der weltgrößte E-Auto-Hersteller BYD löst VW bei der Fußball-EM als Mobilitätspartner ab – ausgerechnet beim Turnier in Deutschland. Komplett wollen die Wolfsburger dieses Feld aber nicht räumen, wie sich kurz vor Turnierbeginn zeigt.

Wenn am 14. Juni in München die Europameisterschaft angepfiffen wird, richtet sich der Blick von ganz Fußball-Deutschland auf die DFB-Elf, die das Turnier gegen Schottland eröffnet. Diese Partie stößt natürlich auch auf weltweites Interesse, das sich speziell in China nicht allein auf das Sportliche beschränkt. Schließlich ist das Reich der Mitte durch den weltgrößten E-Auto-Hersteller BYD als sogenannter Mobilitätspartner auch dabei – und das ausgerechnet bei einer Fußball-EM im Autoland Deutschland.

 

Es ist eine Konstellation, die Fragen aufwirft. Es beginnt schon damit, wie wohl der neue EURO-Großsponsor die Möglichkeiten nutzt, die ein Eröffnungsspiel für eigene Werbezwecke bietet? Kupfert BYD lediglich die Idee des Vorgängers ab und lässt den Spielball auch per ferngesteuertem Automodell ankarren oder wird ein ganz eigener Ansatz gewählt.

Uefa wundert sich über deutsche Hersteller

Deutlich mehr gerätselt wird allerdings darüber, warum der bisherige Mobilitätspartner seinen Vertrag nicht wie erwartet verlängert hat. Schließlich verzichtet VW freiwillig auf die große Werbebühne, die dieses Heimspiel geboten hätte. Stattdessen schließt BYD die Lücke; der chinesische VW-Konkurrent muss für den Deal mit dem europäischen Fußballverband Uefa nicht einmal tiefer in die Tasche greifen als der bisherige Vertragspartner. Die Uefa brachte in der Folge gegenüber den deutschen Herstellern ihr großes Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass auch kein anderer Autobauer im Gastgeberland bereit gewesen sei, die VW-Nachfolge anzutreten. BMW verweist in diesem Zusammenhang allerdings darauf, dass man überhaupt nicht gefragt worden sei.

Es sind hauptsächlich finanzielle Gründe, die VW dazu bewogen haben, aus dem EM-Geschäft auszusteigen, so heißt es in Wolfsburg. Der eigene Sparplan sehe schließlich deutliche Kürzungen beim Sponsoring vor, was am Ende dazu führte, den EURO-Vertrag 2023 auslaufen zu lassen. Wichtiger war es VW, bei der Nationalmannschaft am Ball zu bleiben. In dieser Woche haben die Wolfsburger den Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund verlängert, das erschien zwischenzeitlich durchaus fraglich. Am Ende schien VW der BYD-Offensive auf dem Fußballfeld auch etwas entgegensetzen zu wollen.

Mit dem EM-Einstieg möchte China im automobilen Prestigeduell mit Deutschland wichtige Punkte sammeln. Nachdem VW und Mercedes auf dem asiatischen zurückgedrängt wurden, soll dies nun auch in Europa passieren. BYD tut sich aber weiterhin enorm schwer, den heimischen Erfolg zu übertragen. Was auf die fehlende Bekanntheit zurückgeführt wird. Einer Umfrage der Zeitschrift „Manager Magazin“zufolge kennen nur zehn Prozent der Deutschen den Hersteller BYD. Gerade einmal wenig mehr als 4000 Fahrzeuge der Marke wurden 2023 hierzulande zugelassen, von insgesamt 15 600 in Europa. Die Tendenz 2024 ist sogar rückläufig.

An BYD gibt es kein Vorbeikommen

Die aktuellen Zahlen passen so gar nicht zu den Ambitionen von BYD. „Wir wollen in Deutschland der führende internationale Hersteller werden“, sagt der Europa-Chef Michael Shu zum Ziel des Konzern mit Sitz in der 12,5-Millionen-Einwohner-Metropole Shenzhen. Als „Gamechanger“ wird dort nun die Fußball-Europameisterschaft gesehen. An BYD (Build Your Dreams) wird es in Deutschland kein Vorbeikommen mehr geben. Für den Buchstaben-Dauerbeschuss sorgen Bandenwerbung, Fernsehspots und unzählige PR-Aktionen in den Innenstädten. Die Marke beteiligt sich an Fanfesten, macht Gewinnspiele, organisiert Public-Viewing-Events bei ihren Autohändlern und in den Showrooms, stellt ihre Fahrzeuge aus – und verfährt damit nach dem Motto: viel hilft viel.

Und nach der EM? Die ist vor der nächsten Saison der Fußball-Bundesliga. Dort geht die China-Offensive weiter. Zunächst einmal bei Bayer Leverkusen. Der deutsche Meister wirbt künftig für die Marke MG des chinesischen SAIC-Konzerns.