Inspiriert von Bisingens „Fleckahopser”, soll das Burladinger Bürgerauto bald durch die Stadt rollen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde der Mitinitiator des Projektes, Friedemann Mutschler, als Vereinsvorsitzender mit Standing Ovations verabschiedet.
Ein Anruf genügt und das Auto steht – so zumindest der Plan – vor der Haustür. So stellen sich der Verein “Bürger helfen Bürger in der Stadt Burladingen e.V.” und die Stadt das neue Projekt “Bürgerauto” vor. Grünes Licht dazu gab es jetzt mit einer einstimmigen Entscheidung vom Gemeinderat. Damit soll die Lücke zwischen einer professionellen Personenbeförderung und privaten Fahrten geschlossen werden.
Friedemann Mutschler, der bis vor Kurzem Vorsitzender des Fördervereins Seniorenzentrum war und sein Amt in der jüngsten Hauptversammlung an Nachfolger Karl-Moritz Kraus übergab, stellte dem Gemeinderat das Bürgerauto Konzept, sozusagen als letzte Amtshandlung, selber vor.
Für Senioren und solche, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind
Geplant ist, dass Bürger innerhalb der Stadtgrenzen kostenfrei Fahrten buchen können. Dabei werden sie vom “Bürgerauto” samt ehrenamtlicher Fahrer befördert. Die Fahrten sollen vor allem älteren und und in ihrer Bewegung eingeschränkten Einwohnerinnen und Einwohnern eine flexible Transportlösung bieten. Sie können sich künftig unabhängig von Haltestellen und Fahrplänen befördern lassen.
Fahrten können am Tag vorher bei der Stadtverwaltung gebucht werden. Die kurzfristige Buchung soll bei ausreichender Kapazität ebenfalls möglich sein. Das Einsatzgebiet des Bürgerautos beschränkt sich auf das Stadtgebiet von Burladingen und seine Teilorte, wobei auch Hausarztbesuche in den Nachbargemeinden ermöglicht werden sollen.
Finanziert wird das Projekt durch die Stadt und über eine Spendenmöglichkeit im Auto. Der Verein „Bürger helfen Bürger in Burladingen e.V.” ehemals „Förderverein Seniorenzentrum” wird das Projekt gemeinsam mit der Stadt durchführen. Dazu wurde auch die Vereinssatzung geändert. Friedemann Mutschler, ehemaliger Vorsitzender, betonte jedoch, dass „der bisherige Vereinszweck, die bürgerschaftliche Hilfe, weiterhin erhalten wird“. In den ersten beiden Jahren des “Bürgerautos”, wird die Stadtverwaltung die Geschäftsstelle sein. Danach soll der Verein das gesamte Projekt übernehmen.
Karl-Moritz Kraus, der neue Vereinsvorsitzende, sieht in dem Projekt eine Chance für Stadt und Verein und hofft auf eine erfolgreiche Etablierung des Bürgerautos. “Wir sind beflügelt vom Bisinger Vorbild“, sagte er.
Wichtig sei, dass die Bürger mitmachen. Es brauche „die Bereitschaft, das Angebot zu nutzen, es zu unterstützen und auch die Bereitschaft zum Ehrenamt”. Starten soll das Projekt “Bürgerauto” ab 2024.
Mit dem Beschluss des Gemeinderates wurde auch die Finanzierung in Höhe von 10 000 Euro pro Jahr auf den Weg gebracht. Bürgermeister Davide Licht, der das Projekt als sinnvolle Ergänzung zur bestehenden städtischen Infrastruktur sieht, wird nun gemeinsam mit dem Verein ein passendes Fahrzeug auswählen.
Im nächsten Jahr soll es losgehen
Im Anschluss an die Abstimmung hieß es offiziell Dank sagen und Abschied nehmen. Als „soziale Instanz der Stadt Burladingen, die immer mit bestem Wissen und Gewissen geholfen hat”, wie es Licht formulierte, wurde Mutschler mit Standing Ovations als Vereinsvorsitzender verabschiedet und geehrt.
Einladung nach Berlin ins Schloss Bellevue
Der Ringinger Friedemann Mutschler war bei seiner Ehrung durch die ehemaligen Kollegen sichtlich bewegt. Viele Jahre, von 2009 bis zum November 2017, war er für die CDU Mitglied des Gremiums. Er war 71 Jahre alt als er sich aus der Kommunalpolitik verabschiedete. Mutschler war zudem Mitglied vieler sozial engagierter und karitativ tätiger Vereine, etwa als Beiratsvorsitzender der Antonie-und-Apollonia-Scheu-Stiftung oder bei seiner führenden Rolle bei der Einrichtung eines Burladinger Ablegers des Tafelladens.
Mutschler war die treibende Kraft für den Bau des ersten Seniorenpflegeheims in Burladingen und ebnete auch dem zweiten den Weg. Eine hohe Ehre wurde ihm im Jahre 2015 zu teil: Er und seine Frau Renate wurden zum Bürgerfest des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck nach Berlin ins Schloss Bellevue eingeladen.