In Bieselsberg soll ein fast 40 Meter hoher Mobilfunkmast gebaut werden. Das Vorhaben ist umstritten. Foto: Buck

Der Gemeinderat von Schömberg hat einen möglichen fast 40 Meter hohen Mobilfunkmast in Bieselsberg schon zwei Mal abgelehnt. Das letzte Wort hat das Landratsamt in Calw.

Schömberg-Bieselsberg - Vehement gegen einen Mobilfunkmast in Bieselsberg wenden sich die beiden Interessengemeinschaften Mobilfunk in Bieselsberg und in Kapfenhardt. Sie haben wieder einen offenen Brief an Landrat Helmut Riegger geschrieben. Es ist bereits der zweite. Auch im Vorfeld der Schömberger Gemeinderatssitzung im Februar wandten sich die Mobilfunkgegner an den Landrat. Der Gemeinderat lehnte dann das Vorhaben wie bereits im Sommer des vergangenen Jahres ab. Das Gremium akzeptierte damit den Willen der Bieselsberger Bürger. 60 Prozent von ihnen lehnten das Vorhaben ab. Eine Bürgerinitiative sammelte im Ort Unterschriften.

 

Gegen Überversorgung

Aus Bieselsberg wenden sich Sabina und Bernd Maisenbacher, Jana und Marco Beyer sowie Alexandra Knapp in ihrem offenen Brief gegen das Vorhaben. Auch Elisabeth und Hans Sang sowie Allmuth Dausch und Karl-Heinz Kortus aus Kapfenhardt wollen das Projekt verhindern und stehen ebenfalls hinter dem offenen Brief an den Landrat. In dem Schreiben verweisen sie darauf, dass auch im Kapfenhardter Tal von jedem Mobilfunktelefon ein Notruf mit der Nummer 112 abgesetzt werden könne. Sie fragen, wo der Schutz der Menschen bleibe. Sollte erst einmal eine Baugenehmigung erteilt sein, lägen alle Rechte beim Betreiber. Dann sei nicht nur 4G, sondern auch 5G möglich. Es gehe allein um die Wirtschaftlichkeit, meinen die Gegner des Masts. Die Bürger bräuchten ihn dagegen nicht, denn der nächste Mast liege nur eineinhalb Kilometer vom geplanten Standort entfernt und sei erst vor Kurzem aufgerüstet worden: "Bieselsberg und Kapfenhardt sind digital gut versorgt und brauchen keine Überversorgung."

Deshalb appellieren die Gegner des Projekts an den Landrat: "Respektieren Sie das Votum der Bieselsberger und des Schömberger Gemeinderats und erteilen diesem geplanten Standort eine Absage".

Den Antrag für den Mast hat ein in Ratingen und München ansässiges Tochterunternehmen der American Tower Corporation (ATC) mit Sitz im amerikanischen Boston gestellt. Seit 2012 kauft, errichtet und betreibt ATC in Deutschland Mobilfunkmasten. Derzeit sind es knapp 4600 freistehende Masten und rund 10 000 Dachstandorte, teilte Torsten Kreitlow von ATC, auf Anfrage unserer Redaktion mit. Das Unternehmen vermietet diese Anlagen. ATC baut derzeit mehr als 2400 neue Standorte, die Mobilfunkbetreiber mieten.

Gut geeignet

"Im Landkreis Calw unterstützen wir den Ausbau der passiven Mobilfunk-Infrastruktur, insbesondere für die Versorgung durch Telefonica und Vodafone", schreibt Kreitlow in seiner Stellungnahme. Im Kapfenhardter Tal gebe es einen Bedarf für die Verbesserung der breitbandigen, hochwertigen Mobilfunkversorgung, so Kreitlow weiter. ATC besitze und betreibe den Funkmast. Der Standort in Bieselsberg sei von ATC in enger Abstimmung mit dem Nutzer gerade im Hinblick auf seine funktechnische und operative Eignung festgelegt worden, so Kreitlow. Dabei sei auch die Rückmeldung der Kommune berücksichtigt worden. Der betreffende Standort sei weit weg von bewohnten Bereichen und eigne sich baulich und von seiner Lage her sehr gut. Mit dem Funkmast könnten Bieselsberg, Kapfenhardt sowie Abschnitte von drei Kreisstraßen versorgt werden. "Die Realisierung des Standorts ist für den Ausbau der Mobilfunkanbieter wichtig", so Kreitlow. Zunächst werde Vodafone den Standort nutzen. Kreitlow ist zuversichtlich, dass weitere Nutzer hinzukommen.

Notruf auch im Wald

Das letzte Wort hat das Landratsamt in Calw. Tobias Haußmann, Abteilungsleiter für Zentrale Steuerung im Landratsamt Calw, teilte dazu mit, dass die Abteilung Bauordnung sowie die Fachabteilungen Forstbetrieb und Jagd, Umwelt- und Arbeitsschutz sowie Landwirtschaft und Naturschutz den Standort gerade bewerten würden. "Die abschließende Beurteilung wird in den nächsten Wochen erwartet", so Haußmann. Der Landkreis setze sich dafür ein, dass der Mobilfunkempfang in der Fläche gut abgedeckt sei: "Es muss möglich sein, auch in ländlichen Regionen aus dem Wald einen Notruf abzusetzen." Dafür würden Mobilfunkmasten in allen Bereichen des Landkreises gebraucht. "Die Versorgungsauflage, insbesondere an Bundes- und Landesstraßen, soll bis 2024 durch die Mobilfunkbetreiber erfüllt sein", so Haußmann. Die ersten Bauaktivitäten hätten begonnen. Das Landratsamt hoffe auf eine deutliche Verbesserung in den vielen noch bestehenden "Funklöchern".