Für Unmut hatte die automatisierte Parkraumüberwachung vor dem Ebinger Mix-Markt gesorgt – auch unter Kunden. Jetzt ist sie eingestellt worden.
Wer in der Vergangenheit auf dem Parkplatz des Mix-Marktes in der Ebinger Friedrichstraße parkte, ohne in diesem einzukaufen, musste mit einer deftigen „Vertragsstrafe“ rechnen: Die Zufahrt wurde digital überwacht, jeder, der hineinfuhr, registriert – und danach wurde festgehalten, ob sich der Fahrer anschließend zum Markteingang begab oder ob er den Parkplatz verließ, ohne den Markt besucht zu haben.
Wer sich beispielsweise nicht in den Mix-, sondern in den Media-Markt auf der anderen Straßenseite begab, der war ein sicherer Kandidat für Post von der Parkio GmbH, der Überwachungsfirma. Ihr Schreiben traf im Regelfall nicht innerhalb von zwei, drei Wochen ein, wie man es von der kommunalen Bußgeldstelle gewohnt ist, sondern drei, vier Monate später, wenn die Erinnerung an den fraglichen Parkvorgang längst verblasst war.
Da dieser sich nicht im öffentlichen, sondern im privaten Raum ereignet hatte, war auch die Rechtsgrundlage eine andere: Es wurde keine Ordnungswidrigkeit beanstandet, sondern ein „Vertragsverstoß“: Als der Fahrer die Zufahrt passierte, so die Argumentation, habe er vertraglich die auf dem Parkplatz gültigen allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptiert, wonach er nun auch dem Mix-Markt einen Besuch abzustatten hatte. Ob er dort einkaufte, spielte dabei keine Rolle – zumindest versicherte Parkio das im August auf Anfrage unserer Redaktion. Berechnet wurden im Regelfall 40 Euro; es sollen aber auch höhere Beträge im 50-Euro-Bereich erhoben worden sein.
Wartender Ehemann wird als Nicht-Kunde klassifiziert
Damit ist es nun vorbei: Wie der Mix-Markt am Donnerstag unserer Redaktion mitteilte, hat der Eigentümer des Marktgebäudes – dessen Mieter der Mix-Markt sei – der Parkio GmbH gekündigt. Der Grund: Laut Mix-Markt-Betriebsleiter Konstantin Dell hat die automatisierte Überwachung dem Markt einigen Ärger eingebracht. Manche, die zur Kasse gebeten wurden, waren erbost, weil sie nicht geparkt, sondern lediglich kurz gehalten oder den Parkplatz als Wendehammer genutzt hatten.
Damit konnte der Mix-Markt aber noch leben; schmerzlicher traf ihn der Unmut tatsächlicher Kunden. Dell weiß von einem Fall zu berichten, in dem ein Ehepaar vor dem Markt geparkt habe – sie sei anschließend einkaufen gegangen, er habe im Wagen gewartet und sei prompt von der Parkio-Software als parkender Nicht-Kunde identifiziert und mit Post bedacht worden.
Eventuell kommt jetzt eine andere Form der Kontrolle
Der Kundenbindung tat dieser Fauxpas natürlich gar nicht gut – und Kundenbindung hat nun mal Vorrang vor dem Schutz des eigenen Parkraums.
Aus diesem Grund hat Mix-Markt nun veranlasst, dass die automatisierte Überwachung eingestellt wird. Was allerdings nicht ausschließt, dass es künftig eine andere Form der Überwachung geben könnte: Schon vor Jahren waren vor dem Mix-Markt Knöllchen an parkende Fahrzeuge geheftet worden, deren Fahrer die bewilligte Parkzeit – eine Stunde – überschritten hatten; wer sie ignorierte oder übersah, bekam Post vom Anwalt. Diese Praxis ist längst auch auf den Parkplätzen anderer Märkte gang und gäbe; Konstantin Dell schließt nicht aus, dass im kommenden Jahr auch in der Friedrichstraße wieder Parkscheiben kontrolliert werden könnten.
In diesem Jahr, so Dell, werde es allerdings keine Ersatzregelung mehr geben. Was nicht bedeutet, dass jetzt jedermann vor dem Mix-Markt parken darf: Nach wie vor hängt – leicht verdeckt durch Gesträuch – hinter der Zufahrt ein Schild, das Nicht-Kunden das Parken untersagt und die Parkzeit auf eine Stunde begrenzt; als Vertragsstrafe werden darauf 19,90 Euro angegeben. Unter der Zahl steht kleingedruckt der Satz „Der Parkplatz ist videoüberwacht“. Er stimmt jetzt halt nicht mehr.