Melanie Herzberg vom Reisebüro Luke in Hausach hält vor allem die Meldungen des Auswärtigen Amts im Blick. Foto: Reinhard

Reisebüros verzeichnen vermehrt Nachfragen. Kunden allerdings noch verhalten.

Mittleres Kinzigtal - Die Corona-Krise hat auch die Reisepläne ordentlich durcheinander gewirbelt. So langsam lassen Grenzöffnungen und sinkende Infektionszahlen aber die Hoffnung auf den Sommerurlaub zu.

Auch die Kinzigtäler packt wieder die Reiselust. Wir haben uns bei den hiesigen Reisebüros umgehört.

"Es ist natürlich nicht mit den Vorjahren zu vergleichen, aber es kommen Buchungen rein", fasst Christian Oberfell vom Reisebüro Oberfell die aktuelle Lage zusammen. Derzeit sei ein deutlicher Aufwärtstrend zu sehen. Und: "Wir sind froh, dass wir wieder aufmachen dürfen." Denn wie die Kollegen aus anderen Branchen waren auch die Reisebüros von den Geschäftsschließungen im Zuge der Corona-Krise betroffen.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Nun sind die Filialen des Reisebüros Oberfell in Wolfach und Haslach seit Anfang des Monats wieder geöffnet. Kürzlich folgte das Büro in Zell, am 29. Juni öffnet auch die Hausacher Filiale. "Schauen wir mal, was passiert", sagt Oberfell, der insgesamt recht optimistisch in die nächste Zukunft blickt, wie er sagt.

Wer derzeit Reisen anfragt, will vermehrt innerhalb Deutschlands Urlaub machen. Oberfell empfiehlt daher, dass Interessenten sich frühzeitig um die Planung kümmern sollten. Ein Veranstalter habe immerhin ausgerechnet, dass Deutschland dreimal ausgebucht wäre, würden alle Interessenten auch tatsächlich buchen. Besonders beliebt seien derzeit Nord- und Ostsee, zudem werde das Thema Fahrradurlaub gepusht. Während Deutschland bisher eher ein "Stiefkind" bei den Veranstaltern war, würde sich in dieser Hinsicht derzeit einiges tun.

An manchen Stellen einfach nicht weitergekommen

Apropos "Stiefkind": Im Verhältnis zwischen Veranstaltern und Reisebüros müsse sich einiges tun, so Oberfell. Während der Krise habe ein Partner beispielsweise die Telefonhotline einfach eingestellt, der Kontakt sei insgesamt sehr schwierig gewesen. Und das während einer schieren Flut an Stornierungen – die sein Team, lobt Oberfell, mit großem Einsatz gemanagt hat.

Trotzdem sei seine Mannschaft an manchen Stellen einfach nicht weitergekommen. Auch wenn das am Veranstalter gelegen hat: "Den Frust der Kunden bekommen wir ab", macht er deutlich. Für Oberfell zeigt die aktuelle Lage, dass ein persönlicher Ansprechpartner vor Ort wichtig ist, der eben auch im Problemfall helfen kann.

Der ist auch bei Bedenken für die Reiselustigen da. Manche Kunden würden Regionen, die in den vergangenen Wochen als Krisenherde in den Blick gerieten, meiden. Auch das beobachtet Oberfell.

"Jeden Tag neue Informationen"

Als "verwirrend" bezeichnet Melanie Herzberg vom Hausacher Reisebüro Luke die derzeitige Lage. Zwar werde ab dem 15. Juni die weltweite Reisewarnung aufgehoben, aber "jeder koche ein bisschen sein eigenes Süppchen". Manche Länder würden ihre Grenzen öffnen, andere nicht. So dürfte ganz Portugal beispielsweise eigentlich nicht angeflogen werden – ein Flughafen an der Algarve aber schon. "Wir bekommen jeden Tag neue Informationen und müssen uns gerade selbst einen Überblick verschaffen. Bis Ende Juni streichen die meisten Veranstalter aber ihre Flüge zusammen", so Herzberg.

Anfragen von Reisewilligen bekäme sie, diese seien aber noch recht verhalten. "Viele fragen nach, wie es mit Urlaub und Portugal und Frankreich aussieht, am liebsten schon in der kommenden Woche. Die meisten wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen und wollen sich informieren. Um konkrete Buchungen geht es ihnen meistens noch nicht."

Während noch nicht klar ist, ob und wie Urlaub im Ausland möglich ist, wird Deutschland oft als Alternative angepriesen. Tatsächlich habe Herzberg einige Buchungen für das Heimatland vorliegen, aber sie räumt ein, dass auch hier nicht alle Hotels ihren Betrieb wieder aufgenommen haben. Und wenn doch, müssten sie wegen der Corona-Pandemie oft mit einem verringerten Zimmer-Kontingent arbeiten.

Wie Oberfell bemängelt auch Herzberg den Informationsfluss zwischen Veranstaltern und Reisebüros. Manche hätte ihre Hotlines ganz gekappt und meistens müsse sie wochenlang auf eine Antwort auf eine Anfrage warten.

Das Auswärtige Amt hat am 17. März eine weltweite Reisewarnung für alle nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland ausgesprochen. Dieses wurde am 3. Juni für die Mitgliedsstaaten d Europäischen Union, für Schengen-assoziierte Staaten und für das Vereinigte Königreich ab dem 15. Juni aufgehoben. Stattdessen sollen "individuelle Reisehinweise" gelten. Außenminister Heiko Maas will die Reisewarnung zukünftig davon abhängig machen, wie sich die jeweilige Lage vor Ort entwickelt.