Christina Spitzmüller hilft den Kindern beim Blumengießen – was ihnen sichtlich Spaß macht. Foto: Privat

Christina Spitzmüller zeigt russischen Förderschülern, wie man Tee kocht. Auch Pflanzenpfle auf Stundenplan.

Mittleres Kinzigtal/Pskow - Neues aus Russland: Christina Spitzmüller berichtet für den Schwarzwälder Boten von ihren Erfahrungen in der Großstadt Pskow (Nordwestrussland), wo sie derzeit ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. In Pskow werden fast 50 Kinder mit ein- und mehrfachen geistigen und körperlichen Behinderungen unterrichtet. Das Heilpadägogische Zentrum (HPZ), in dem ich tätig bin, ist derzeit das einzige seiner Art in ganz Russland, sonst gibt es im größten Land der Erde keine Förderschulen für behinderte Kinder.

Die Kinder sind in vier Klassenstufen eingeteilt, ich arbeite im Moment in der dritten Stufe. Hier sind die Schüler eigentlich zwischen zwölf und 15 Jahren alt. Die Grenzen zwischen den Klassen sind allerdings fließend, und so haben wir sowohl eine 17-jährige Schülerin in unserer Klasse als auch eine elfjährige. Und nach der anfänglichen Krankheitswelle Anfang September, während der wir teilweise nur vier oder fünf Kinder in der Klasse hatten, sind inzwischen wieder alle zwölf gesund und kommen zur Schule.

Die Unterrichtskonzepte im HPZ sind größtenteils nach deutschem Vorbild übernommen: Zuerst planen wir im Morgenkreis den Tag. Je nach dem, wie gut die Kinder drauf sind, kann sich das in die Länge ziehen. Denn da gibt es zum Beispiel Sonja, die sich jeden Morgen so langsam umzieht, dass wir meist erst verspätet beginnen können. Oder Kirill, ein Junge mit Down-Syndrom, der nicht immer Lust hat, allen "Hallo" zu sagen.

Ist der erste Tagespunkt dann abgehakt, geht es weiter im Stundenplan. Ab und an haben wir zum Beispiel vor dem Frühstück "Kochen". Und, typisch russisch, lernen wir gerade, Schritt für Schritt Tee zu kochen. Danach ist zweimal die Woche "Pflanzenpflege" an der Reihe. Zur Werkstatt, die auch Teil der Initiative ist, gehört es nämlich unter anderem eine Gärtnerei, in der die "fitteren" und selbstständigeren Kinder später einen Arbeitsplatz finden können. Auch bei der Pflanzenpflege wird alles Schritt für Schritt gemacht: Ist die Erde feucht oder trocken? Entsprechend muss man die Pflanze mit einem oder zwei Bechern Wasser gießen. Dann den Boden noch mit einem Minirechen auflockern, und die Pflanzen sind genug gepflegt für die nächsten zwei Tage.

Nach dem Mittagessen werden dann noch Punkte verteilt, an die Kinder, die gut mitgearbeitet haben. Wer am Ende der Woche jeden Tag einen Punkt bekommen hat, darf sich eine Süßigkeit aussuchen – ein großer Ansporn.

Weitere Informationen: Die Arbeit im HPZ finanziert sich hauptsächlich über Spenden aus Deutschland. Die Kontoverbindung ist auf www.initiativepskow.de zu finden.