Christina Spitzmüller hat auch mit Goldmedaillengewinnerin Anna Schaffelhuber gesprochen. Foto: Symbolfoto: Stratenschulte

Christina Spitzmüller berichtet für die "Paralympics Zeitung" aus Sotschi. Familiäre Atmosphäre im Quartier.

Mittleres Kinzigtal/Sotschi - Palmen, Strand, Schnee und Regen – bei den "Paralympics" im russischen Sotschi ist alles das möglich innerhalb eines Tags. Die Mitarbeiterin des "Schwarzwälder Boten Kinzigtal" Christina Spitzmüller gehört zur Redaktion der "Paralympics Zeitung" und schildert ihre Eindrücke von vor Ort.

Wir legen jeden Tag weite Strecken zurück: Curling und Sledge-Eishockey sind in Sotschi in den Eisstadien quasi direkt unter tropischen Palmen bei 15 Grad Celsius Außentemperatur. Zu den Ski-Veranstaltungen fahren wir mit Bussen nach Krasnaja Poljana – je nach Sportart eine bis zwei Stunden Fahrtzeit. Im Gepäck immer eine warme Jacke, falls es oben auf den Bergen doch nochmal ein bisschen kälter wird.

Mit unseren Presseakkreditierungen kommen wir überall hin, nach den Wettkämpfen können wir in der "Mixed Zone" direkt mit den Sportlern reden. Politik und die Krise mit der Ukraine und der Krim sind kaum ein Thema. Die Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber bringt es auf den Punkt: "Wir bekommen hier von der politischen Lage kaum was mit. Eigentlich nur dadurch, dass wir ständig von Journalisten danach gefragt werden."

Das deutsche Team eröffnet die Wettkampftage mit zwei Goldmedaillen: Anna Schaffelhuber holt bei der Abfahrt im Monoski Paralympisches Gold, Andrea Eskau gewinnt im Biathlon. Bei der Eröffnungsfeier im Deutschen Haus herrscht gute Stimmung. Man kennt sich, die beiden Goldmedaillengewinnerinnen werden herzlich empfangen. Es geht sehr familiär zu, die Sportler sind aufgeschlossen und unkompliziert, plaudern gerne aus dem Nähkästchen.

Als die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Hauptsponsor der "Paralympics Zeitung", ins Deutsche Haus einlädt, weil die Zeitung ihr zehnjähriges Bestehen feiert, wiederholt sich die gute Stimmung vom ersten Abend: Wir werden als Redaktion der Jubiläumsausgabe herzlich empfangen. Bier und Wodka – die Heimattraditionen vermischen sich mit denen des Gastgeberlands. Wir bekommen einen tollen Blick hinter die Kulissen, erfahren, was alles organisiert werden muss rund um die Spiele: Das deutsche Haus wurde zum Beispiel per Eisenbahn von Düsseldorf nach Bonn transportiert.

Wir schauen uns jeden Tag mehrere Wettkämpfe an, sitzen bei Pressekonferenzen, treffen uns mit Sportlern und Hintergrundmännern. Aber auch für andere Recherchen findet sich Zeit: Ein Redaktionskollege, der im Rollstuhl sitzt, testet die Umgebung auf ihre Barrierefreiheit. Im großen Supermarkt wird er mit offenen Armen empfangen. Ein Helfer begleitet ihn durch den Laden, spricht gutes Englisch, ist sehr interessiert. Am Ende tauschen die beiden ihre E-Mail-Adressen aus.

Was der Kollege aber auch erfährt: Nach den Spielen sind die englischsprachigen Leute wieder weg, sie kamen extra aus Sankt Petersburg und anderen großen Städten für diese Zeit nach Sotschi.

Ob Rollstuhlfahrer im Supermarkt auch nach den "Paralympics" noch so privilegiert behandelt werden, ist unklar. In Sotschi wurde viel gemacht für Menschen mit Behinderung, perfekt ist jedoch noch lange nichts: Hier ist eine Rampe zu steil, dort ein Schlagloch zu groß. "Und für einen Menschen im Rollstuhl ist nun mal auch eine einzige Stufe ein unüberwindbares Hindernis", so das Fazit des Kollegen.