Gruselige Kostüme sind Teil des Halloween-Kults, genau wie die geschnitzten Kürbisse. Foto: Kästle, Gräff, privat

Auch im Kinzigtal wird Halloween und Rübengeistern gefeiert. Experte klärt über die Unterschiede auf.

Mittleres Kinzigtal - Ein wenig unheimlich wird es heute Abend auch im Kinzigtal. Dann werden harmlose Rüben in unheimliche Fratzen verwandelt. Das Rübengeistern ist im Kinzigtal richtig beliebt – im Gegensatz zu Halloween. Was die schaurigen Feste unterscheidet, weiß Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums.

Halloween und Rübengeistern: Da gibt es einen Unterschied? "Natürlich", sagt Hafen. Rübengeistern sei ein alter Brauch, bei dem Kinder in Futter- und Zuckerrüben unheimliche Fratzen ritzen, um mit ihnen später von Haus zu Haus zu ziehen. "Dahinter steht ein Heischebrauch, um Gaben zu erbitten", sagt der Experte.

Kinder fordern dann gerne "Süßes oder Saures" – oder? "Nein, nein", wirft Hafen ein und betont: "Der Spruch stammt aus dem Halloween-Kult." Und das sei sehr wohl ein Unterschied: Halloween ist ein kommerzialisiertes Fest, bei dem "die Mächte der Finsternis beschworen werden." Verkleidet als Skelett, Hexe, Vampir oder Zombie fordern die Kinder Süßigkeiten. Wer ihnen den Wunsch verweigert, muss einen Streich fürchten. Beim Rübengeistern tragen die Kinder dagegen keine Kostüme.

Das sei nicht der einzige Unterschied: Anders als beim Rübengeistern werden bei Halloween Kürbisse ausgehöhlt, sagt Hafen. Rüben sind Viehfutter, Kürbisse werden von Menschen gegessen. Früher hätten Bauern kaum zugelassen, dass für das spukhafte Fest Kürbisse verschandelt werden – so nach dem Motto: Mit Essen spielt man nicht.

"Halloween hat eigentlich einen christlichen Ursprung, sich davon aber schon weit entfernt", sagt Hafen. Besonders in den USA, wo die gespielten Streiche manchmal besorgniserregende Ausmaße annehmen. "Da gibt es teilweise schlimme Übergriffe", so der Experte, der damit Gewalt gegen Menschen meint. Psychologen sprechen bereits davon, dass die Verkleideten sich so sehr mit ihren Kostümen identifizierten und so tief in die düsteren Welten abtauchten, dass sie Spiel und Ernst nicht mehr voneinander unterscheiden könnten.

Halloween sei eine "Nacht des Bösen", die auch hierzulande kommerziell immer erfolgreicher werde. Wie verschiedene Medien berichteten, sei Halloween längst zum Multi-Millionengeschäft geworden. Vor allem Kinder lieben es. Und in Diskotheken feiern Erwachsene das schaurige Fest mit Mottopartys. Zu den beliebtesten Kostümen zählten sogar Rotkäppchenoutfits und Krankenschwesterntrachten, so wie aus der Horror-Saga "Silent Hill". Dort wandelt sich das Harmlose in das Mörderische. Für Hafen geht das zu weit. "Das finde ich ziemlich bedrohlich", sagt er.

Ganz so wild geht es im Kinzigtal eher nicht zu. Beim Rübengeistern im Vogtsbauernhof schnitzten am vergangenen Sonntag Schüler 100 leuchtende Geistergesichter. Und der Hausacher Schwarzwaldverein berichtete neulich, dass mit ihnen 50 Kinder Rübengeister geschnitzt hatten (siehe Foto unten) und anschließend mit ihren Eltern auf den Schlossberg gewandert waren. Dabei hätten alle ihren Spaß gehabt.Im Gegensatz zu Halloween sei die heimische Tradition beliebt im Kinzigtal, sagt Hafen.

Die Polizei fürchtet sich nicht vor Streichen, die aus den Bahnen laufen, sagt Pressesprecher Hans Peter Huber. "Das Fest findet hier kaum Beachtung." Vorfälle wie entfernte Kanaldeckel, mit Eiern beworfene Hauswände oder gar Schlimmeres habe es hier noch nicht gegeben. Dagegen warnt Hannelore Herlan, Pressesprecherin der Deutschen Verkehrswacht, vor zu leichtsinnigen Kindern, die während Halloween oft blindlings auf die Fahrbahn rennen. Da müssen Autofahrer unbedingt aufpassen.