Stefan Hammer erzählt, was die Gemeinde und insbesondere den Ort Vöhringen derzeit beschäftigt. Foto: Vögele

Hinter den Vöhringern liegt mit der 1250-Jahr-Feier im vergangenen Jahr und dem Dorffest in diesem Jahr ein Festmarathon. Ruhiger wird es in der Gemeinde trotzdem nicht. Die nächste Herausforderung wartet bereits.

Mehr als 3600 Menschen leben allein in Vöhringen – den Teilort Wittershausen nicht eingerechnet – Tendenz steigend. Im Jubiläumsjahr mit einer Vielzahl an Veranstaltungen habe man deutlich erkennen können, wie vielfältig die Dorfgemeinschaft sei, meint Stefan Hammer, Bürgermeister der Gemeinde. So manches versteckte Talent sei zum Vorschein gekommen, sagt er und lobt das Engagement der Bürger. Würde es doch bloß in allen Bereichen so glatt laufen.

 

Potenzielle Mieter verloren

Zugegeben, Grund zur Klage sieht Stefan Hammer nicht, aber beim Projekt Ärztehaus wäre er gern schon viel weiter. Das kann er nicht verhehlen. Über die Pandemie ging mancher potenzieller Mieter verloren – aus persönlichen Gründen oder weil die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht mehr gegeben waren. „Und eine gewisse Belegung braucht man einfach für die Umsetzung“, sagt Hammer.

Trotzdem halte man weiter an dem Projekt fest. „Wir brauchen nur ein wenig Geduld. Die Rahmenbedingungen werden sich auch wieder ändern.“

Ein wichtiges Thema ist auch die Lehrerversorgung. Bisher biete man freiwillig eine Ganztagsbetreuung an. Ab 2026 werde es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen geben, so Hammer. Die längere Betreuungszeit nach dem Unterricht abzudecken, sei nicht leicht. Die Gemeinde stehe da im Spannungsfeld zwischen dem Willen, die Eltern nicht im Regen stehen zu lassen, und dem Anspruch, die Vorgaben des Landes zu erfüllen.

Geburtenstarke Jahrgänge

Auch bei den Kindergärten muss man über kurz oder lang tätig werden, sagt der Bürgermeister. Die Pandemie habe für geburtenstarke Jahrgänge gesorgt – etwa 2021 für rund 50 Prozent mehr Geburten als in den Vorjahren. „Diese Kinder drängen nun in die Kleinkindbetreuung.“ Hinzu komme, dass Preissteigerungen in allen Bereichen den finanziellen Druck erhöhen und dadurch zunehmend beide Elternteile arbeiten würden.

Um den dringendsten Bedarf an Betreuungsplätzen kurzfristig abzudecken, wird die Gemeinde ab Herbst eine Kleinkindgruppe für zwölf Kinder mit verlängerten Öffnungszeiten (7 bis 13 Uhr) ab einem Alter von zwei Jahren in der Kita Friedrichstraße eröffnen, wie Hammer bereits bekanntgab.

Vier Baugebiete in der Warteschlange

Weiter geht es auch in Sachen Wohnbau. Bauplätze gebe es derzeit im Ort nämlich keine mehr. Mehrere Bebauungspläne sind im beschleunigten Verfahren in Arbeit und werden nach und nach umgesetzt. Insgesamt sollen durch vier Gebiete insgesamt rund 80 neue Plätze in der Gesamtgemeinde geschaffen werden. Das erste möchte man 2025 realisieren, teilt Hammer mit.

Er wisse darum, dass der derzeitige Flächenverbrauch überall „ökologischer Wahnsinn“ sei. Umso besser sei, dass die Nachfrage nach Einfamilienhäusern spürbar nachlasse zugunsten von Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus.

Mehr Platz für Flüchtlinge nötig

Über Leerstände kann sich Hammer derweil in Vöhringen nicht beklagen. „Im Gegenteil, wir suchen händeringend leerstehende Gebäude, um Flüchtlinge unterzubringen“, so der Bürgermeister. Anders als in den Jahren 2015/2016 kämen die Flüchtlinge nicht alle auf einmal, sondern über das Jahr verteilt. Die Zahl der Ankömmlinge sei deshalb aber keinesfalls geringer, auch wenn das für viele vielleicht so wirke, meint Hammer.

Ein großes Thema sei auch der Lärmschutz, wobei die Maßnahmen für die Wittershausener Vorrang hätten. „Aber wir haben immer im Auge, dass es auch für den Ort Vöhringen eine Belastung darstellt und wir tätig werden müssen“, sagt Hammer.

Jugendliche haben unterschiedliche Wünsche

Intensiv verfolgt wird der Plan, ein Angebot für die Jugendlichen zu schaffen. Mit dem Abbruch der Halle und durch die Pandemie sei der Jugendclub verloren gegangen, berichtet der Bürgermeister. Im Jugendforum habe sich herauskristallisiert, dass die Über-16-Jährigen sich wieder einen Jugendclub zum Verweilen wünschen, während die Jüngeren eher ein multifunktionales Spielfeld bevorzugen würden.

Fachkräftemangel trifft auch Gemeinden

Ein Problem, das wohl alle Gemeinden beschäftigt, ist der Fachkräftemangel. Bei Erziehern sei man beispielsweise froh über einen geeigneten Bewerber für eine Stelle, während man früher 30 hatte. Auch in der Verwaltung gebe es einen Mangel. Man müsse zunehmend Fachfremde einlernen. Parallel stiegen die Anforderungen von Land und Bund, und die überbordende Bürokratie erfordere viel Personal. Dass man in Vöhringen bis auf die stellvertretende Kämmereileitung voll besetzt sei, nehme er nicht als selbstverständlich, betont Stefan Hammer.

Bürgerengagement ist lobenswert

Das gleiche gilt etwa für die rührige „Bürger für Bürger“-Gruppe – mit rund 15 Jahren auf dem Buckel laut Bürgermeister eine der ersten im Mühlbachtal. Nicht nur würden dort immer wieder neue Projekte aufs Gleis gesetzt, man kümmere sich auch um die Pflege und Instandhaltung des bereits Umgesetzten. Viel einfallen lasse sich auch das neu gegründete Museumsteam.

In Vöhringen sei man nicht nur in Sachen Lage attraktiv, findet Hammer. Er freut sich insbesondere über die gute Infrastruktur mit Arzt, Physiotherapie, Einkaufsladen, Bäcker, Metzger und Co. Die Gemeinde sei samt Vereinen zudem gut durch die Pandemie gekommen. Nun wollten die Leute wieder raus und sich begegnen und aktiv sein – eine Entwicklung, die Freude mache.