Graf Darko sorgte für einige Lacher im Publikum der 24. Horber Ritterspiele. Foto: Fritsch

Der brütenden Hitze zum Trotz haben sich am Wochenende wieder mehrere zehntausend Besucher ins Mittelalter-Treiben in die Horber Innenstadt begeben. Das EHS-Stuntman-Team sorgte bei den Turnieren der 24. Horber Ritterspiele für Ekstase.

Horb - Den Kampf hoch zu Ross in der fast 2000 Zuschauer fassenden Arena am Neckarufer wollten sich die Besucher trotz knapper 40 Grad nicht entgehen lassen. "Einfach ein Muss", schwärmt ein kostümierter Ritter – unter dem Kostüm dürfte es noch heißer gewesen sein – auf der Tribüne beim Ritterturnier am Sonntagnachmittag. Insgesamt fünf Mal bot das EHS-Stuntman-Team den Zuschauern ein Spektakel in der Sandgrube. Am Samstagabend wurde sogar eine Feuershow geboten.

Horber Vertrag nachgespielt

Bei den rund zwei Stunden dauernden Turnieren – feierlich eröffnet vom Fanfarenzug Rottenburg und Fahnenschwingern – stand neben Ritterduellen auch der historische Hintergrund zu den Horber Ritterspielen im Fokus. Kinderfreundlich auf 20 Minuten gekürzt entmachtete König Maximilian im Jahr 1498 Herzog Eberhard von Württemberg, der im Volk aufgrund von Hurerei und Leibesblödheit verpönt war.

Angestachelt vom buhenden Publikum wurde der Horber Vertrag geschlossen, der König von Ulrich zum Nachfolger Eberhards machte. "Trunkenbold" Eberhard wurde schließlich mitsamt seiner Gefolgschaft aus Horb vertrieben. Das Ritterturnier zu Ehren des Königs konnte beginnen. Mutig stürzten sich Prinz Juan von Arágon, Alessandro von Armado und Co. auf ihren Pferden ins Getümmel. Auf der Gegenseite: Graf Darko, der mit Wortwitz die Zuschauer gegen sich aufbrachte.

Tribüne spendet tosenden Applaus

Das Gebotene hatte es in sich. Mit Lanzen wurden Ringe in Höchstgeschwindigkeit aufgepikst und freihändig vom Pferd mit Pfeil und Bogen auf Wildschwein-Attrappen geschossen. Der Höhepunkt. Der Kampf mit brennenden Schwertern im Duell. Wie es die Geschichtsschreiber wollten, siegte am Ende das Gute und Graf Darko sank erdolcht zu Boden. Auf der Tribüne gab es kein Halten mehr. Tosender Applaus machte sich breit – Horb war gerettet.

Die Organisatoren taten alles dafür, dass den Zuschauern das Ritterturnier nicht durch die sengende Hitze in schlechter Erinnerung blieb. Mütze nass? Kein Problem. Unermüdliche Helfer marschierten auf den Tribünen umher und erfrischten Kind und Kegel mit kühlem Nass. Trinkwasser aufs Haus der Organisatoren gab es schon beim Einlass. Bis zum Ende hielten aber nicht alle Zuschauer durch – die Tribüne bot am Sonntagmittag noch einige Plätze.

Gemischte Gefühle bei den Händlern

Aber Horber Ritterspiele sind nicht nur Ritterturniere, wenn auch das Einzigartige für Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Auf dem Mittelaltermarkt am Flößerwasen wurden Holzschuhe, Seifen und Felle feil geboten. Schmuck und handgefertigte Schwerter sind nur ein kleines Beispiel aus einem bunten Warensortiment. Wie lief das Geschäft nach zwei Jahren Pandemie-Pause? "Trotz Hitze ist die Resonanz unglaublich", freut sich Marktbeschicker Herbert Wilfer beim Rundgang unserer Redaktion über das Gelände.

Andere Markt-Beschicker waren weniger glücklich: "Das Geld sitzt nicht so locker", bedauert Karina Lang, die Seifen im Angebot hat. Während der Turniere sei ohnehin nicht viel geboten und die warmen Temperaturen würden den Besuchern beim Begutachten ihrer Produkte die Geduld nehmen. Speis und Trank gab es ebenfalls reichlich. Die Stimmen zeigen auch hier ein gemischtes Bild: "Warmes Essen bei heißen Temperaturen ist schwieriger zu verkaufen", berichten zwei Stockbrot-Händler.

Das kulinarische Herz strahlt

Mitarbeiter der Taverne Met-Amensis sehen es ähnlich und kritisieren: "Die Konkurrenz ist riesig." Alleine vier Tavernen seien auf dem Gelände verteilt. Dafür seien es aber die "größten Ritterspiele in Baden-Württemberg" und da müsse man selbstredend dabei sein. Zwiebelfleisch, Fladenbrot und Baumstriezel – das kulinarische Mittelalter-Herz kam auf seine vollen Kosten. Und Eis? Wenn nicht schon nach dem Kauf geschmolzen (!) der große Renner bei den vielen Kindern.

Der Nachwuchs wurde von den Veranstaltern diesmal wieder mit Kinder-Ritterspielen gelockt. Bei Wikingerschach und Co. konnten Eltern ihre Sprösslinge austoben lassen. Markus Guse, Leiter des Jugendreferats, ist vollauf zufrieden: "Die Menschen nehmen das Angebot richtig gut an." Kindern und Erwachsenen wurde beim Bemalen von Holzschildern und Schwertern ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.

Vorfreude auf nächstes Jahr

Und was sagen die Besucher selbst? "Bis auf die wenigen Schattenplätze super organisiert", ist auf dem Mittelaltermarkt zu hören. Die Besucher waren und sind durstig nach Veranstaltungen wie den Horber Ritterspielen. "Die Pandemie hat genug Entbehrungen gefordert. Das Leben geht endlich wieder los." Gaukler und Spielleute auf der Bühne sorgten für gute Laune und die Strapazen der Hitze waren schnell vergessen. Voller Vorfreude riefen die Gladiatoren in der Arena den Besuchern zu: "Bis nächstes Jahr, Horb!" Auf dass Pandemie und Weltgeschehen dem keinen Strich durch die Rechnung machen.