Mit jedem Fake-Follikel sprießt auch das Selbstbewusstsein wieder – Igor Mahovlic holt den Trend aus Metropolen nach VS.
„Ein schönes Gesicht braucht Platz“ – wer so denkt, dem kann der Haarausfall nichts anhaben. Doch so gelassen können viele nicht mit dem Verlust ihrer Haarpracht umgehen.
Auch Igor Mahovlic nicht – obwohl der 44-Jährige schon immer auf Glatze stand. „Ich trage bestimmt seit 20 Jahren Glatze“, erzählt er. Erstaunlich, wo auf seinem Kopf doch flächendeckend gerade schwarzes Haar zu sprießen scheint.
War seine Glatze in jungen Jahren so ein Mode-Ding, war sie später die pure Notwendigkeit. Der kreisrunde Haarausfall lässt grüßen. Doch der Hype, der nun auch nach Villingen-Schwenningen schwappt, ist für ihn die Lösung.
Eine Kontur wie gemalt
Genau genommen, ist auf seiner Kopfhaut alles Fake. Zehntausende täuschend echt aussende Fake-Follikel sprießen auf seiner Glatze. Die Kontur zum Gesicht hin – wie gemalt. Und mit dieser Einschätzung liegt man als Betrachter gar nicht mal so falsch: Wo kein Haar mehr wächst, ließ sich der geborene Schwenninger „neue Follikel“ verpassen per Scalp Micropigmentation. Das Verfahren ähnelt dem Tätowieren, die Optik einem Permanent Make-Up und im Grunde genommen ist die Scalp Micropigmentation eine lediglich die obere Hautschicht erreichende kosmetische Tätowierung.
Igor Mahovlics Frau Jessica, die selbst ein Studio für Permanent Make-Up (PMU) betreibt, gab den Anstoß. Kaum sprossen auf der Kopfhaut ihres Mannes nach einer Rasur die ersten Haare, fiel er ihr auf, der fiese, kreisrunde Haarausfall. Irgendwann war Igors Glatze kein Mode-Statement mehr. „Ich habe gemerkt, wenn ich es wachsen lasse, das ist nichts.“ Er sah sich gezwungen zu handeln und ließ sich in Stuttgart per Haarpigmentierung helfen.
Hilfreich in Notsituationen
Vom Ergebnis war er derart begeistert, dass er beschloss: Was in England und Amerika sowie mittlerweile auch in deutschen Großstädten ein absoluter Hype und in der Region noch nicht ansässig ist, muss nach Villingen-Schwenningen gebracht werden. Igor Mahovlic ließ sich selbst in der Scalp Micropigmentation ausbilden. Einst beim städtischen Vollzugsdienst in VS tätig, eröffnete er jetzt in Kombination mit dem PMU-Studio seiner Frau Jessica in der Villinger Josefsgasse sein Studio Scalpzone.
Dass er damit nicht nur die Eitelkeit seiner Kunden bedient, sondern in echten Notsituationen hilft, durfte er zwischenzeitlich erfahren. Neben Trägern von kreisrunden, Teil- oder Vollglatzen sowie Geheimratsecken melden sich Kunden nach Unfällen, die Narben kaschieren möchten, oder jene, die wegen einer Chemotherapie nach einer Krebserkrankung um ihr Haarkleid bangen. Auch bei Krankenkassen will Mahovlic deshalb vorfühlen, ob diese in einigen Fällen die Behandlungskosten tragen.
Keine Zauberei
Den Kunden „auf dem Weg zu neuem Selbstvertrauen zu begleiten“, sei eine tolle Erfahrung, schildert er im Gespräch. Er versuche, die Pigmentationen möglichst natürlich zu gestalten – Haar- und Hautfarbe würden ebenso berücksichtigt wie deren Struktur. Drei bis fünf jeweils drei- bis vierstündige Sitzungen seien für einen kompletten Kopf notwendig, erklärt der Fachmann. „Klar, damit kann man keine Haare herbeizaubern“, aber Stich für Stich – insgesamt sind es bei einer Vollglatze bis zu 50 000 – wachse das Selbstvertrauen wieder, wenn das natürliche Haar nicht mehr sprießen will.