Chorprobe mit Dirigent Emil Bakiev in Räumen der Trossinger Friedensschule. Foto: Cornelia Hellweg

Wer Spaß am Chorgesang hat, ist beim Liederkranz Trossingen genau richtig. Viele sind seit Jahren dabei – und würden sich über neue Mitsänger freuen.

Besonders die Männerstimmen könnten Verstärkung gebrauchen, aber auch insgesamt benötigt der Liederkranz, wie viele andere traditionsreiche Chöre, mehr Nachwuchs.

 

„Wir sind über jeden Neuzugang dankbar“, sagt die Vorsitzende Hanne Haller. Zwei dieser Neuzugänge sind Jürgen Vosseler und Wilfried Neipp. „Ich habe eine Anlaufzeit von 20 Jahren gebraucht“, sagt Vosseler mit einem Augenzwinkern. Einmal dabei, fragt er sich, warum er diesen Schritt nicht schon vorher gemacht hat. „Ich singe jetzt seit zweieinhalb Jahren mit und finde es großartig.“ Er singt gern und spielt Mundharmonika.

„Bei mir war es eine spontane Entscheidung“, berichtet Wilfried Neipp. Früher mal habe er im Schülerchor gesungen. „Als Erwachsener denkt man dann, man hat das Singen verlernt.“ Seine Erfahrung inzwischen: Wer sprechen könne, der könne auch singen. Außerdem lerne man im Chor dazu, die Stimme entwickelt sich weiter. „Kommt einfach zur Probe“, lädt er ein. Dem können die Vorsitzende und die anderen Chormitglieder nur zustimmen. Die Proben sind derzeit mittwochs um 19 Uhr in der Friedensschule in Trossingen, Eingang ist bei der VHS.

Die Proben sind mittwochs

Chorleiterin ist eigentlich Oksana Poliarush. Da sie derzeit verhindert ist, springt Emil Bakiev ein. Mit seinen Anfang 20 studiert er an der Hochschule für Musik. Auch Oksana Poliarush studierte dort. Darüber hinaus leitet Bakiev den Liederkranz Deißlingen, mit dem der Trossinger Liederkranz schon einige gemeinsame Konzerte bestritten hat. Man ist sich freundschaftlich verbunden. Beides sind Traditionschöre. Den Trossinger Liederkranz gibt es bereits seit 1862. Damit handelt es sich um den ältesten Verein in der Musikstadt. Gegründet ursprünglich als Männerchor, sind aktuell deutlich mehr Frauen als Männer aktive Sänger. Daher ist eine Verstärkung bei den Bass- und Tenorstimmen besonders gerngesehen.

Man muss keine Noten können oder vorsingen

Wenn Hanne Haller neue Mitglieder für den Chor werben will, bekommt sie oft zu hören „Ich kenne keine Noten“ oder die Angst vor dem Vorsingen. Beide Gründe lässt sie nicht gelten. „Bei uns muss keiner, der neu dazu kommen will, vorsingen, und Noten lesen können muss man auch nicht – da wächst man rein.“ Diese Erfahrung bestätigen die anderen Chormitglieder. Jeder finde hier seinen Platz. Die Harmonie stimme auch außerhalb des Gesangs. „Wichtig ist, nach der ersten Stunde nicht gleich aufzugeben.“ Man müsse auch nicht gleich Mitglied im Verein werden.

Aufwärm- und Atemübungen machen nicht nur die Stimme frei sondern auch den Kopf. Foto: Cornelia Hellweg

63 Mitglieder gehören dem Liederkranz Trossingen an, davon 32 aktiv und 31 passiv. „Wir kriegen noch einen guten Klangkörper hin“, sagt die Vorsitzende. Die Lieder suche man gemeinsam aus und stelle für Konzerte mit dem Chorleiter das Programm zusammen. „Wenn Neue kommen, singen wir was Leichtes, was alle können.“ Wilfried Neipp gefällt noch ein weiterer Aspekt. Für ihn ist Chorgesang sehr entspannend. Dazu tragen unter anderem die Aufwärm- und Atemübungen bei, bevor es mit dem Singen losgeht. Unbeteiligte Beobachter könnten den Beginn der Probe tatsächlich für eine Gymnastikstunde der leichteren Art halten. Es macht unter der Leitung von Emil Baiev offensichtlich Spaß und mobilisiert die Körper und Geist.

Vorbereitung auf Gemeinschaftskonzert

Jürgen Vosseler hat im Bemühen, dem Chor einen etwas moderneren Namen zu geben, den Zusatz „TrosSingers“ eingebracht. Diese Idee gefiel. Die Musik- und Kulturlandschaft Trossingens sei üppig, sagt er. Da schade eine etwas moderne Namensgebung nicht.

Nächstes Ziel ist die Vorbereitung auf das Gemeinschaftskonzert mit dem Deißlinger Liederkranz am 5. Juli, der auf sein 150-jähriges Bestehen zurückblickt. Darüber hinaus gibt es gesellige Treffen, einmal im Jahr einen Ausflug und diverse Konzerte kleinerer und größerer Art im Jahreslauf. Ein Weihnachtskonzert ist in Planung. „Wenn möglich mit einem Kinderchor“, sagt Hanne Haller.