Wo vor wenigen Jahren noch ausschließlich Abgastechnik entstand, fertigt die Boysen-Gruppe aktuell auch Strukturbauteile für Elektroautos. Foto: Boysen

Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hat die Boysen-Gruppe am Produktionsstandort Simmersfeld besucht. Inhaltliche Schwerpunkte des Austauschs mit Boysen-Geschäftsführer Rolf Geisel waren einerseits die Transformation der Automobilwirtschaft, andererseits das Zukunftsthema Wasserstoff.

Simmersfeld - Als Abgastechnik-Spezialist ist die Boysen-Gruppe stark von der Transformation der Automobil- und Nutzfahrzeugbranche betroffen, hat sich jedoch mit der Fertigung von Strukturbauteilen für die Elektromobilität bereits auf den Weg zu tragfähigen Geschäftsmodellen der Zukunft gemacht. Als Beispiele für weitere vielversprechende Neuerungen im Produktportfolio nannte Rolf Geisel Batteriegehäuse für Elektroautos und Wasserstofftanks für Nutzfahrzeuge.

Ausführlich informierte Geisel über die Pläne für ein Entwicklungszentrum Wasserstoff, das die Unternehmensgruppe bei einem Investitionsvolumen in Höhe von 50 Millionen Euro ebenfalls am Standort Simmersfeld realisieren möchte.

Energiepark Nördlicher Schwarzwald

Zudem überraschte der Geschäftsführer die Delegation mit Landrat Helmut Riegger, dem Altensteiger Bürgermeister Gerhard Feeß sowie den Abgeordneten Thomas Blenke und Klaus Mack mit seiner noch jungen Idee für einen Energiepark Nördlicher Schwarzwald: Auf einem 15 Hektar großen Areal soll ein Windkraft- und Solarpark entstehen, der einerseits die Region mit "Grünem Strom" versorgen und darüber hinaus die Herstellung von Wasserstoff ermöglichen soll. Dabei sucht Geisel den Schulterschluss mit allen Beteiligten: "Auch die Bevölkerung kann mitmachen und Anteile an diesem Zukunftsprojekt zeichnen."

"Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien können mittel- bis langfristig wesentlich dazu beitragen, die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen. Wasserstoff ist dabei insbesondere in den Bereichen Nutzfahrzeug, Luftfahrt sowie Schiffsverkehr direkt oder in Form von auf Wasserstoff basierenden synthetischen Kraftstoffen einsetzbar. Diese Technologie bietet große Chancen für das Land, die jetzige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und durch eine hohe Forschungs- und Technologiekompetenz weiter auszubauen", sagte Nicole Hoffmeister-Kraut.

"Die Boysen-Gruppe ergreift diese Chance. Das ist ein mutiges Zeichen für die gesamte Branche", lobte die Ministerin die vorgestellten Pläne zum Wasserstoffzentrum sowie den Mut zur Entwicklung der Vision für einen regionalen Energiepark der Zukunft. Sie äußerte zudem, dass die Landesregierung die Herausforderungen der Automobilbranche weiter entschlossen und ressortübergreifend im Strategiedialog "Automobilwirtschaft BW" angehen werde.

Innovationskraft des Mittelstands

Geisel unterstrich die Bedeutung mittelständischer Unternehmen in diesem Transformationsprozess: "Die Auto-Industrie profitiert in hohem Maße von der Flexibilität und Innovationskraft des Mittelstands. Weniger Mittelstand bedeutet weniger Spezialistentum, weniger Wettbewerb und weniger Ideen." Geisel betonte: "Ohne Risiko keine Zukunft. Ohne Transformation keine Zukunft." Gleichwohl stellte er klar: "Wir gehen hier als Unternehmen tief in Vorleistung und investieren hohe Summen in unsere Heimatregion, obwohl wir andernorts bei Innovationsprojekten dieser Art von massiven Investitionshilfen profitieren könnten. Doch als Stiftungsunternehmen sehen wir uns in der Verpflichtung, die Arbeitsplätze hier zu halten."

Der Bundestagsabgeordnete Klaus Mack (CDU) zeigte sich beeindruckt "von der Weitsicht, mit der sich die Boysen-Gruppe auf die Zukunft ausrichtet". Dringenden Handlungsbedarf sieht sein Landtagskollege Thomas Blenke (CDU) bei der Beschleunigung der entsprechenden Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Landrat Helmut Riegger sicherte der Boysen-Gruppe die volle Unterstützung der Kreisverwaltung zu: "Von einem innovativen Projekt wie dem Energiepark profitiert die gesamte Region."

Qualifizierte Forschung

Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sieht die Pläne für den Energiepark Nördlicher Schwarzwald als ideale Ergänzung in den Transformationsbestrebungen der Landesregierung. Baden-Württemberg habe frühzeitig die Chancen der Wasserstoffwirtschaft erkannt und wichtige Ergebnisse in Forschung und Entwicklung wie auch im Anwendungsbereich erzielt. Das Land verfüge über eine ausnehmend große Vielfalt an hochqualifizierten Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Universitäten wie auch hochinnovativen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, die in erprobten Netzwerken kooperierten. Auf dieser Basis könne Baden-Württemberg heute aufsetzen.

"Jetzt müssen die technologischen und regulatorischen Grundlagen gelegt werden, mit dem Ziel, die Wasserstofftechnologien schrittweise weiter zu etablieren", so Hoffmeister-Kraut.