Papi (Rainer Vollmer) und seine Pumpels (Kumpels) drehten am Samstagabend am großen Zeitrad und verwandelten bei ihrem Auftritt die Tälesee-Halle in eine Schlager-Disco der 1970er-Jahre.
Das Ganze erinnerte sehr an ein Hippie-Happening und entsprechend bunt waren auch die teilweise von weit her angereisten Besuchern gekleidet. Ein blinkender Blumenkranz in den Haaren der Ladys war fast schon so obligatorisch wie Schlaghosen, Plateausohlen und blümchenverzierte Batikhemden. Eine Herzchenbrille und das Peace-Zeichen gehörten ebenso zur Grundausstattung wie das Prosecco-Glas bei den Damen und die Bierflasche bei den Jungs.
Und wer klamottentechnisch gar nichts mehr aus dieser Zeit bei sich oder den Eltern im Kleiderschrank fand, der imitierte halt die Geissens oder zog sich das Hawaii-Hemd vom letzten Urlaub an. Hauptsache schrill, bunt und auffällig, denn die Fans feiern sich und „ein Festival der Liebe“ in einem „ehrenwerten Haus“ an diesem Abend selbst. Es wurde von der ersten Minute an gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr und die Party begann schon lange, ehe der erste Ton gespielt war.
Die verpumpelte Schlagerreise
Und spätestens ab dem Moment, als der Papi Marianne Rosenbergs Superhit „Er gehört zu mir“ anstimmte, hörte der Massenchor der Konzertbesucher nicht mehr auf mitzusingen. Sie kannten jedes Lied auswendig. Egal, ob sie mit Roger Whittaker durchs schottische Hochland stapften, um „Albany“ zu besuchen oder sich zusammen mit Peter Maffay von einer 31-jährigen am letzten schönen Tag im August verführen ließen, die Antwort auf die Frage: „Willst du mit mir gehen?“ war klar. Natürlich wollte jeder der Besucher mit „Papis Pumpels“ durchs Schlagerland brettern. Wunder gibt’s halt immer wieder und ein Lied kann eine Brücke sein.
Schlager sind im Langzeitgedächtnis eingebrannt
Jede Textzeile, jede Note saß nicht nur bei der Band mit traumwandlerischer Sicherheit. Der deutsche Schlager ist einfach ein Wiederholungstäter, der sich in das Langzeitgedächtnis der Fans einbrennt und auch nach vielen Jahren nicht mehr weggeht. Er ist wie die kleinen Duftproben, die man in der Drogerie geschenkt bekommt und die sich dann im Badezimmer-Schränkchen festkrallen, so dass man sie nur noch mit dem Brecheisen herausbekommt. Schlager sind Seelentröster, Begleiter in ganz unterschiedlichen Lebenslagen und meist ein guter Freund, der einen eine lange Zeit immer mal wieder besucht.
Mit Herzschmerz und Schmalz
Von der Idee her tritt die Band wie einst Dieter Thomas Kuhn mit deutschen Schlagern auf und versetzen mit diesen Schnulzen vor allem die Damen in ungeahnte Hysterie. Doch bei den „Papis Pumpels“ ist alles ein wenig anders. Schriller, schmalziger, noch einen Tick mehr auf Herzschmerz ausgerichtet als früher beim Tübinger Brusthaartoupetträger Kuhn.„Papis Pumpels“ heizten am Samstagabend den Hexenkessel der Testosteron so lange an, bis er überkochte und sich niemand mehr dem Herzschlag des deutschen Schlagers entziehen konnte.