Auf den ersten Blick könnte man ihn mit einem Fuchs oder Wolf verwechseln. Behörden bestätigen aber nun offiziell: Bei dem Tier, das zwei Oberndorfer mittels einer Wildtierkamera aufgenommen haben, handelt es sich tatsächlich um einen Goldschakal.
So eine Entdeckung macht man nicht alle Tage: Der Goldschakal hat es in den Kreis Rottweil geschafft, genauer gesagt nach Hochmössingen ins Jagdrevier von Peter Säer und Uwe Blankenhorn.
Dort hat eine Wildtierkamera ihn am 29. Januar gegen 8.30 Uhr dabei aufgenommen, wie er durch das Waldstück nahe des Hochmössinger Weihers streift. Die Sichtung wurde durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden Württemberg in Freiburg bestätigt.
Erster Verdacht 2022
Vor Jahren hatte es schon einmal eine nachträglich verifizierte Sichtung gegeben, seither nichts mehr. So ist die aktuelle Aufnahme erst die zweite gesicherte Sichtung eines Goldschakals überhaupt im Landkreis Rottweil.
„Bereits im Jahr 2022 ging bei uns eine Verdachtsmeldung vom 27. Mai ein, die über eine Videoaufnahme bestätigt werden konnte“, teilt uns Felix Böcker, Leiter des Fachbereichs Monitoring im Arbeitsbereich Luchs und Wolf des FVA-Wildtierinstituts, mit.
Tiere breiten sich aus
Derzeit gebe es in Baden-Württemberg im Landkreis Konstanz und im Schwarzwald-Baar-Kreis Nachweise über eine Reproduktion und territoriale Goldschakale. In umliegenden Regionen deuteten vermehrte Hinweise und Nachweise aber darauf hin, dass sich die Tiere weiter ausbreiten, erklärt Böcker.
Aber wie kommt es, dass der Goldschakal hier überhaupt unterwegs ist? Denn noch vor wenigen Jahrzehnten erstreckte sich sein Verbreitungsgebiet von Südasien bis zum Balkan. Für die Ausbreitung gebe es verschiedene Gründe, erfahren wir.
„Durch die hohe Anpassungsfähigkeit des Tieres profitiert es von der Veränderung der Kulturlandschaft und dem Klimawandel in Form von einer erhöhten Nahrungsverfügbarkeit“, teilt Felix Böcker mit. Auch die Abwesenheit des Wolfes und damit die verringerte Konkurrenz könne eine Ausbreitung erleichtern.
Hunderte Kilometer unterwegs
Böcker nimmt an, dass die Sichtungen von Goldschakalen überall in Deutschland und anderen Teilen Europas zunehmen werden. „Die Tiere wandern teilweise Hunderte Kilometer auf der Suche nach neuen Territorien und besiedeln so selbstständig neue Gebiete“, erklärt er. Wie viele schon in Baden-Württemberg seien, könne man nicht sagen, gehe man doch davon aus, dass es bereits mehr Tiere und Reproduktion gebe, als dokumentiert sei.
„Welche Auswirkung diese Ausbreitung haben kann, ist aufgrund mangelnder Erfahrung und wissenschaftlicher Begleitung noch nicht sicher abzuschätzen“, heißt es von Böcker auf die Frage, ob das Auftauchen des Goldschakals negativ bewertet wird. Das so genannte Monitoring – die Überwachung – der Art durch die FVA liefere Daten, die essenziell für mögliche zukünftige Entscheidungen seien.
Woran erkennt man die Tiere?
Und woran erkennt man die Tiere nun genau? Goldschakale gehören zur Familie der Hundeartigen und ähneln laut FVA in ihrer Färbung eher einem Wolf als einem Fuchs, jedoch kommt es aufgrund der Größe wohl häufig zu Verwechslungen mit Füchsen.
Der Goldschakal sei mit einem Gewicht von acht bis 16 Kilogramm größer als ein Fuchs, aber deutlich kleiner und schlanker als ein Wolf. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zum Fuchs seien der viel kürzere, dunklere Schwanz, die hellen Ohrrückseiten und der deutlich gedrungenere Körperbau.
Eine Gefahr für die Menschen?
Der Goldschakal sei ein opportunistischer Allesfresser und ernähre sich von kleinen bis mittelgroßen Säugetieren, Vögeln, Insekten, Früchten und Aas.
Eine Gefahr für den Menschen sieht Felix Böcker nicht. „Auch, wenn Goldschakale in einer Region vorkommen, werden ihn jedoch die wenigsten Menschen auch zu Gesicht bekommen“, meint er.
Sollte man doch mal einem begegnen, rät der Experte: „Grundlegend sollte man sich in der Gegenwart des Tieres genauso verhalten wie in der Gegenwart von anderen Wildtieren – Abstand halten, nicht aktiv annähern und ruhig beobachten.“