Mit der Staffel hat Deniz Almas das Ticket für die Olympischen Spiele in der Tasche. Foto: Eibner

Deniz Almas und die deutsche Sprintstaffel haben sich für die Olympischen Spiele im Sommer in Tokio qualifiziert. Bei den World Relays überzeugte das deutsche Quartett mit der viertschnellsten Vorlaufzeit. Im Finale lief es dann aber nicht wie gewünscht. 

Mit einem starken Auftritt in ihrem Vorlauf hat die deutschen 4x100-Meter-Staffel bei der inoffiziellen Staffelweltmeisterschaft im polnischen Chorzow die Olympiaqualifikation unter Dach und Fach gebracht. Der Calwer Deniz Almas (VfL Wolfsburg) sprintete gemeinsam mit Julian Reus (Top Team Thüringen), Joshua Hartmann (ASV Köln) und Schlussläufer Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) in 38,70 Sekunden ins Finale. "Das war ein sehr, sehr guter Lauf", freute sich Almas nach dem Rennen. "Auch im Vergleich zur Konkurrenz". Das Quartett belegte Rang zwei im zweiten Vorlauf hinter den siegreichen Brasilianern (38,45). Schneller als die Deutschen waren in den anderen Läufen sonst nur noch die Italiener (38,44) und die Südafrikaner (38,49).

Mit dem Einzug ins Finale ist der Olympia-Start im Sommer nun sicher. Denn die Top Acht der World Relays lösten das Ticket nach Tokio, die Top Ten qualifizieren sich bereits direkt für die WM 2022 in Eugene (USA).

Tags darauf im Finale konnte Almas aber nicht mehr antreten. "Schon beim Warm-Up habe ich gemerkt, dass die Gefahr groß ist, dass die Wade zumacht". Der 23-Jährige musste auf den Start verzichten, um keine schwerere Verletzung zu riskieren. "Es war einfach arschkalt", meinte Almas. Nieselregen und nur sechs Grad waren extrem schwere Bedingungen für die Sprinter. Einige Sportler versuchten selbst im Wettkampf, die Muskulatur mit langen Hosen warm zu halten. "Das war eher ein Tag für Wintersport als Leichtathletik", sagt Almas lachend.

Kein Risiko

Bundestrainer Ronald Stein habe deshalb auch als Marschroute ausgegeben, nichts zu riskieren.

Im Finale erwischte es dann aber doch einen der Deutschen. Denn auch Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar), der für Julian Reus auf die Startposition gerückt war, machte die Wade einen Strich durch die Rechnung. Schon nach 30 Metern in der Kurve verlor er an Geschwindigkeit, ehe er schließlich noch vor der Stabübergabe an Teamkamerad Joshua Hartmann von der Bahn ging und das Rennen damit aufgab. Hartmann, der für Almas startende Roy Schmidt (SC DHfK Leipzig) und Marvin Schulte konnten nur noch zusehen, wie die Konkurrenz an ihnen vorbeisprintete.

Am Ende war es der WM-Vierte Akani Simbine, der mit einer pfeilschnellen Zielgeraden den Sieg für Südafrika erkämpfte. Nur eine Hundertstel lagen die Südafrikaner nach 38,71 Sekunden zunächst vor Brasilien, dann wurde die zweitplatzierte Staffel jedoch noch disqualifiziert, ebenso wie die Staffel aus Ghana. So gingen Platz zwei und drei in 39,21 und 39,42 Sekunden an Italien und Japan. "Michael hat sich glücklicherweise auch nicht schwerer verletzt", gibt Almas Entwarnung. "Wir sind einfach nur froh, dass wir die Qualifikation für Tokio geschafft haben".

Almas will aber bei den Spielen im Sommer auch im Einzel an den Start gehen. Dafür muss er die Norm von 10,04 Sekunden erreichen oder sich über die Weltrangliste qualifizieren.

Die durchwachsene Hallensaison will er deshalb hinter sich lassen. "Da wollte ich unbedingt sehr schnell laufen, das hat aber überhaupt nicht geklappt", sagt Almas.

Andere Einstellung

Seine Herangehensweise für die kommenden Wettkämpfe hat sich gewandelt. "Ich bin mit den Gedanken von der Norm weg und konzentriere mich einfach auf das Laufen", sagt Almas, der so an seine tolle Form aus dem vergangenen Sommer anknüpfen will. Auch wenn er derzeit in der Weltrangliste noch relativ weit hinten platziert ist, hat Almas gute Chancen sich das Ticket für Tokio zu holen. "In der Liste werde ich mit den kommenden Rennen noch weiter nach vorne kommen", ist sich der deutsche Meister über 100 Meter aus dem vergangenen Jahr sicher. "Ich fühle mich gut", sagt er – auch wenn ihn seit dem Trainingslager auf Gran Canaria vor ein paar Woche immer wieder leichte Probleme mit dem Fuß plagen. "Aber das bekommen wir in den Griff", ist der 23-Jährige zuversichtlich.

Erster Einzelauftritt über 100 Meter wird in wenigen Tagen in Mannheim sein. "Wie es dann weitergeht, schauen wir mal", sagt Almas. Das hänge auch immer von den ersten Ergebnissen und den möglichen Einladungen zu größeren Meetings ab. Als Fixpunkt stehen aber schon einmal die deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Braunschweig im Kalender. Und am 29. Juni ist dann Nominierungsschluss für die Spiele in Tokio.