Kera Rachel Cook aus Ergenzingen möchte Miss Germany werden. Foto: Robert Deiss

Frauen in Badeanzügen in Diskotheken nach ihrem Aussehen zu bewerten, findet sie nicht mehr zeitgemäß, mit dem Modeln hat sie vor einigen Jahre aufgehört. Kera Rachel Cook aus Ergenzingen hat sich neu gefunden – so wie der Wettbewerb, in dem sie jetzt antritt: Die 34-Jährige möchte Miss Germany werden.

Rottenburg-Ergenzingen - Kera Rachel Cook war schon bei Germany’s Next Top Model und hat an zahlreichen Miss-Wettbewerben, unter anderem Miss WM 2006 und Miss Stuttgart, teilgenommen. Heute hält sie von Schönheitswettbewerben nichts mehr, und nimmt doch an einem Programm teil, das lange als Schönheitswettbewerb galt: Die Wahl zur Miss Germany. Ein Wettbewerb, der sich gewandelt hat: Denn die Frau, die im Finale der Staffel 2022/23 am 4. März zur Miss Germany gekürt wird, ist nicht mehr Schönheitskönigin, sondern Visionärin und Vorbild für andere.

 

Vom Model zur Visionärin

Vom Model zur Visionärin, das ist auch die Geschichte der 34-Jährigen Kera Rachel Cook, die mit ihrem Mann, einem zweieinhalbjährigem Sohn und im Oktober mit ihrem zweiten Kind in Ergenzingen lebt. Eigentlich habe sie gar nicht vorgehabt, sich für die Wahl zur Miss Germany zu bewerben. Doch das neue Konzept, das sich seit 2020 weg vom Schönheitswettbewerb bewegt hat, sei mittlerweile gereift, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Daher hat sie im Juli spontan ihre Bewerbung eingereicht. Mittlerweile hat sie das E-Casting der Top 160 Teilnehmerinnen, in dem es darum ging, sich in einem kurzen Video vorzustellen, bestanden und ist unter den Top 80. Cook sagt: "Ich finde es super mutig, sich von dem alten Konzept wegzubewegen. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Frauen in Badeanzügen in Diskotheken nach ihrem Aussehen zu bewerten. Miss Germany ist für die Teilnehmerinnen eine große Chance, eine breite Masse an Menschen zu erreichen."

Als Beispiel für ein verzerrtes Bild dessen, wofür Frauen Aufmerksamkeit bekommen, nennt sie die Tatsache, dass sie als Teilnehmerin der Casting-Show Germany’s Next Top Model einen Wikipedia-Eintrag bekommen habe, aber ein Eintrag zur Physik-Nobelpreis-Trägerin von 2018, Donna Strickland, gefehlt habe.

Große Pläne

Heute hat Kera Rachel Cook große Pläne, die sie als Model nicht gehabt hätte. Sie erzählt davon, wie sie über ihre selbst gegründete Agentur "Sinnweiser" Berater aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft vermittelt, um in Projekten und Workshops "Brücken zwischen Schulen und Unternehmen" zu schaffen. An der Verwirklichung eines großen Traums arbeitet sie derzeit: Sie möchte gerne einen autarken Aussiedlerhof in Baden-Württemberg gründen. Die Suche nach einem geeigneten Hof laufe gerade. Das Projekt soll sich mit zukünftigen Lebensweisen, der Frage nach Besitz und dem Umgang mit Energie befassen. Bei Miss Germany kann Kera Rachel Cook für ihre Projekte nicht nur ein Preisgeld von 25.000 Euro gewinnen, sondern gleichzeitig noch von der großen Reichweite des Wettbewerbs profitieren.

Dass Kera Rachel Cook das Talent hat, andere Menschen für eine Botschaft zu begeistern, wird im Gespräch mit ihr schnell deutlich. Eine Eigenschaft, die für eine potenzielle Miss Germany essenziell ist.

Ihre Karriere als Model

Doch für die heute selbstbewusste Frau gab es auch eine Zeit, in der sie zwar als Model erfolgreich war, aber ihre eigenen Stärken gar nicht kannte. Wie ihre Modelkarriere anfing, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion: "Ich war mit 15 schon 1,80 Meter groß und wurde von einer Modelagentur angesprochen." Obwohl sie schlank gewesen sei, habe sie für den Job aber abnehmen müssen. "Dadurch bin ich in eine Essstörung gekommen", berichtet Cook. Mit 21 Jahren kam dann die Teilnahme bei der Casting-Show Germany’s Next Top Model. Die Staffel im Jahr 2010 schloss sie als 19. ab. Sie sagt: "Ich habe von der Droge Aufmerksamkeit gelebt. Meine Hoffnung war immer, dass ich durch den Erfolg als Model glücklich und zufrieden sein würde. Doch das war nicht so." Auch gesundheitlich sei es ihr nicht mehr gut gegangen. "Mein Körper konnte nicht mehr", sagt sie. Also habe sie es als "Curvy Model" versucht. Als "Model mit Kurven" habe sie immerhin normal essen können. Doch auch diese Arbeit habe sie nicht glücklich gemacht.

Sie möchte kein Model mehr sein

Mit 27 verkündete sie in einer Talkshow, dass sie nicht weiter als Model arbeiten werde. Daraufhin habe sich Cook erst einmal komplett neu orientieren müssen. "Wer bin ich, wenn ich kein Model mehr bin?", habe sie sich gefragt. Erst dann habe sie realisiert, was sie alles kann. "Ich habe mich plötzlich gefühlt wie eine Superheldin", berichtet sie, wie sich ihre neue Freiheit anfühlte.

Heute, sieben Jahre nach dem Ende ihrer Modelkarriere, von der sie als Studentin gut leben konnte, sagt sie: "Mich würden keine zehn Pferde mehr in hohe Schuhe bekommen. Nur schön zu sein und zu lächeln ist so langweilig."

Über Kera Rachel Cook

Kera Rachel Cook, 34 Jahre, ist Deutsch-Amerikanerin. Sie wurde in Böblingen in geboren. Ihr Vater ist Amerikaner, ihre Mutter Deutsche. Sie studierte in Tübingen Rhetorik im Bachelorstudiengang und Kultur- und Literaturtheorie im Masterstudiengang. Ihre Masterarbeit schreib sie zum Thema "Faszination Germany’s Next Top Model".

So geht der Weg bei Miss Germany weiter

Zwischen dem 21. und dem 24. September findet ein "Casting Experience" statt, bei dem die Teilnehmerinnen einen Tag in Hamburg verbringen.

Am 11. und 12. November folgt das "Network Experience". Es bietet die Gelegenheit für alle Top-40-Kandidatinnen, sich auszutauschen. Außerdem stehen Workshops auf dem Programm.

Vom 4. bis 18. Januar ist das "Personality Camp" geplant. Die Coaches und Mentoren lernen die verbliebenen 20 Kandidaten besser kennen und arbeiten mit ihnen an deren Visionen.

Am 17. und 18. Januar ist das Semi-Finale. Dort werden die Top 10 der Kandidatinnen ausgemacht, die ins Finale einziehen dürfen.

Vom 22. Februar bis 3. März findet die letzte Produktion für das Finale statt.

Das Finale ist am 4. März im Europa-Park in Rust.